Erstmals ist die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz zu Wochenbeginn über die Schwelle von 200 gesprungen. Den bisherigen Höchstwert gab es Mitte Dezember des vergangenen Jahres. Die Menschen müssen sich hierzulande mal wieder auf zahlreiche geänderte Maßnahmen einstellen. Eigentlich dachten doch viele, dass mit den Impfungen auch wieder die Normalität in den Alltag zurückkehrt.
Doch ganz so einfach ist es nicht. Denn im Lauf der Zeit lässt die Wirkung des Impfstoffs nach. Mit der Wiederöffnung von Läden, Restaurants, Clubs und Stadien ist die Ansteckungsgefahr deutlich gestiegen. Boosterimpfungen sollen jetzt dafür sorgen, dass der ursprüngliche Impfschutz wiederhergestellt wird. Eigentlich sollte man meinen, dass davon vor allem Hersteller wie Biontech, Moderna oder Valneva profitieren. Doch weit gefehlt.
Um mehr als 20 Prozent ging es zum Ende vergangener Woche nach unten, und das, obwohl die Titel zuvor bereits kräftig gefallen waren. Die Kurse von Biontech und Moderna haben sich von den Höchstständen mittlerweile halbiert. Das wohl schlagkräftigste Argument für den neuerlichen Kursrutsch kommt ausgerechnet von Biontech-Partner Pfizer: Dessen neues Corona-Medikament hat sich einer Studie zufolge als sehr effektiv herausgestellt. Um knapp 90 Prozent sollen die Tabletten bei Patienten mit einem hohen Risiko den Verlauf einer schweren Krankheit senken. Die US-Amerikaner sprachen von einer überwältigenden Wirksamkeit und wollen nun die Daten bei der FDA, der dortigen Arzneimittelbehörde, einreichen. Die Aktie von Pfizer reagierte mit einem kräftigen Kurssprung. Vor allem auch, weil die Wirksamkeit deutlich besser ausfällt als beim Medikament des Wettbewerbers Merck & Co.
Doch was heißt dies nun für die Impfstoffhersteller? Wird der Wirkstoff zum Ladenhüter? Sorgen, dass die Nachfrage ausbleibt, müssen sie sich wohl nicht machen. Die meisten Experten sind sich einig, dass unterschiedliche Formen wichtig sind: "Man braucht eine gute medikamentöse Behandlung, und man braucht einen Impfstoff", sagte die Virologin Ulrike Protzer, Direktorin des Instituts für Virologie an der Technischen Universität München, schon vor Wochen zum Baye rischen Rundfunk.
Und so könnte es also durchaus sein, dass die dramatischen Kursverluste zumindest zum Teil schon bald wieder ausgebügelt werden.
DAX auf Rekordniveau
Derweil verharrt der Deutsche Aktienindex weiterhin auf Rekordniveau, trotz aller Querelen. Daran ändert auch die Ankündigung der Fed nichts, mit dem Tapering, also mit der Reduzierung der Anleihenkäufe beginnen zu wollen. Dies war von Marktteilnehmern erwartet worden. Wichtiger waren die Aussagen, dass sie sich damit wohl noch etwas Zeit lässt und nicht davon ausgeht, dass die Inflationsrate dauerhaft so hoch bleibt.
Nach dem gewaltigen Anstieg in den vergangenen Tagen ist jedoch nicht davon auszugehen, dass der DAX schnurstracks weiter nach oben klettert. Anleger müssen damit rechnen, dass es immer wieder zu kleineren Korrekturen kommen kann. Daran, dass es aufgrund der hohen Infektionszahlen zu einem größeren Einbruch kommt, glauben allerdings die wenigsten Marktteilnehmer. Schwerer dürfte das Lieferkettenproblem wiegen. Gerade im Hinblick auf das Vorweihnachtsgeschäft sorgen sich einige Konzerne, dass sie gewünschte Waren nicht anbieten können und deswegen die Zahlen für das vierte Quartal unter den Erwartungen bleiben könnten.