Niemand sehnt den Tag herbei, an dem die Aktienmärkte ins Bodenlose stürzen und Arbeitsplätze wie Dominosteine fallen. Doch was, wenn unsere Sicherheitsnetze – Regierungen und Zentralbanken – versagen? Der renommierte Investmentanalyst Daniel Lacalle hat dazu eine überraschende Analyse.

Historisch gesehen hätten aktive Marktinterventionen Krisen zwar abgewehrt, doch ihre Folgen nur aufgeschoben. Das Drucken von neuem Geld, eine gängige Methode, um kurzfristige Krisen zu bekämpfen, führte zu einer höheren Schuldenlast. Doch dieses Mittel ist kein Allheilmittel, sondern bringt eigene Nebenwirkungen mit sich.

Eine Grundregel der Wirtschaft besagt, dass eine rasche Geldmengenausweitung im Vergleich zum Wirtschaftswachstum Inflation hervorruft. Dennoch haben Zentralbanken wie die EZB und die Fed ihre Inflationsprognosen weit unterschätzt. Beteuerungen der Zentralbanken, dass die Inflation nur temporär ansteigen würde, stellten sich als Trugschluss heraus.

Geldmengenwachstum als Hauptproblem

Zu diesem Ergebnis kommt auch die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), die das Geldmengenwachstum als Hauptproblem identifiziert. Demnach versagen die Inflationsprognosen der Zentralbanken, wenn sie diesen Faktor außer Acht lassen.Die Inflation in den USA und Europa mag zwar zurückgegangen sein, doch die angestrebten 2 Prozent sind immer noch ein ferner Traum. Laut BIZ ist eine Inflationsreduktion unter 4-5 Prozent zwar machbar, doch zur Erreichung des Zielniveaus bedarf es weit drastischerer Maßnahmen – Maßnahmen, die einen Wirtschaftscrash auslösen könnten.

"Offiziell in einer Rezession befindet sich Deutschland, nachdem das Wirtschaftswachstum zwei Quartale in Folge gesunken ist. Und Ökonomen sind sich einig: Auch die USA könnten bald mit einem wirtschaftlichen Abschwung konfrontiert werden.

Sollte sich dieser Abschwung als langanhaltender und tiefgreifender herausstellen als momentan angenommen, dann könnten die Zentralbanken gezwungen sein, neue Konjunkturanreize ins Feld zu führen. In diesem Szenario könnte die Inflation sehr schnell wieder in Richtung 10 Prozent und darüber hinaus schnellen, was eine reale Gefahr der Hyperinflation darstellt, so Lacalle in seiner Analyse.


Inflation völlig außer Kontrolle? Die Gefahr ist groß

Die Gefahr, dass die Inflation in den USA völlig außer Kontrolle gerät, ist besonders groß. 2024 stehen Präsidentschaftswahlen an. Joe Biden will sich im Wahlkampf sicherlich nicht mit der Realität einer rezessiven Wirtschaft auseinandersetzen müssen. Daher wird er, unterstützt von den Demokraten, wahrscheinlich von der Fed verlangen, die Zinssätze endlich zu senken und Staatsanleihen zu kaufen.

Dazu kommt, dass die USA kürzlich einen drohenden Zahlungsausfall abwenden konnten, indem sie die Schuldenobergrenze aussetzten. Diese Entscheidung erlaubt es, weiterhin Geld auszugeben, das erst gedruckt werden muss, was die Geldmenge weiter erhöht. Lacalles Fazit: "Wir stehen also vor einer schwerwiegenden Entscheidung: Akzeptieren wir eine hohe Inflation und die damit einhergehende Erosion unserer Ersparnisse, oder rüsten wir uns für einen drohenden Wirtschaftscrash?"

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