"Ich bin kein 'Everybody's darling'", beschreibt sich der künftige Vorstandschef. Er könne sehr fordernd sein und nehme kein Blatt vor den Mund, sei aber auch "offen, geradlinig und zugänglich", erklärte er im Internet-Auftritt des Konzerns. "Ich kann (...) auch gegen den Strom schwimmen, extern wie intern", sagte Wenning in einem dort veröffentlichten Interview. Wenning wurde 1965 in Jerusalem geboren, als sein Vater dort arbeitete. Er ist verheiratet und Vater einer Tochter.
Wenning war intern als einer von zwei möglichen Nachfolgern von Bomhards genannt worden. Wie der für Finanz- und Spezial-Risiken zuständige Thomas Blunck ist er in einem Alter, in dem er zwei volle Amtszeiten als Vorstandschef absolvieren kann, und gehört dem Vorstand seit mehreren Jahren an. Der promovierte Volkswirt hat sein gesamtes Berufsleben bei der Munich Re verbracht. Nach einem dreijährigen Ausflug zur Tochter Hamburg-Mannheimer (heute Ergo) kümmerte er sich seit dem Jahr 2000 um die Lebens-Rückversicherung in Lateinamerika, Südeuropa und dem Mittleren Osten, von 2005 bis 2008 leitete er die Tochter Neue Rück in Zürich, ehe er 2009 in den Konzernvorstand berufen wurde.
Von Bomhards Abschied kommt nicht mehr überraschend. Die Munich Re verlängert die Verträge ihrer Vorstände nur noch für je ein Jahr, sobald sie ihren 60. Geburtstag erreicht haben. Von Bomhard wird im Juli 60 Jahre alt, sein Vertrag wäre Ende dieses Jahres ausgelaufen. Er wird nach einer "Abkühlungsphase" als aussichtsreicher Nachfolger von Aufsichtsratschef Bernd Pischetsrieder gehandelt. Wie Wenning galt auch von Bomhard bei seinem Amtsantritt als "großer Unbekannter". Der zurückhaltende Manager gilt in der deutschen Finanzbranche als bestens vernetzt und hatte sich zuletzt immer wieder etwa als Kritiker der EZB-Geldpolitik profiliert.
HINTER DEN ERWARTUNGEN
Wenning übernimmt die Munich Re in einer schwierigen Zeit. Die Rückversicherer kämpfen einerseits mit niedrigen Zinsen, die ihre milliardenschweren Kapitalanlagen weniger lukrativ machen. Zum anderen tobt in der Branche ein Preiskampf, ausgelöst durch ein Überangebot an Kapital. Die Munich Re versucht sich dem zumindest teilweise zu entziehen, indem sie ihre Expertise in die Waagschale wirft und Rückversicherung in Bereichen - etwa bei Cyber-Risiken - anbietet, die bisher als schwer versicherbar galten. Die renditeschwache Tochter Ergo, Deutschlands zweitgrößter Erstversicherer, muss sich für die Digitalisierung der Branche rüsten. "Ich bin mir sicher: Am Ende werden für uns die Chancen die Risiken überwiegen", äußerte sich Wenning in dem Interview zuversichtlich.
Die Lebens-Rückversicherung, für die er zuständig ist, steht für gut ein Drittel des gesamten Rückversicherungs-Geschäfts des Konzerns. Wenning verantwortet mit 10,5 Milliarden Euro gut ein Fünftel des Gesamtumsatzes - im vergangenen Jahr war die Sparte allerdings hinter den Erwartungen zurückgeblieben und hatte nur 300 Millionen zum Konzerngewinn beigesteuert. Wenning verwies in dem Interview auf die langfristigen Erfolge: Seit 2008 habe die Sparte, die Lebens- und Krankenversicherer gegen hohe Risiken absichert, die Beiträge verdoppelt, das Neugeschäft verdreifacht und das Ergebnis sukzessive erhöht. "Alles in allem war mir das Glück bisher überwiegend hold. dafür bin ich dankbar und hieran möge sich in Zukunft bitte nichts ändern", sagte Wenning.
Reuters