So schmerzlich eine Erkrankung für den einzelnen Betroffen sein mag, so ­bietet die Überreaktion von Politik und Märkten Anlegern, die angesichts von Null- und Negativzinsen in Aktien unterinvestiert sind, die Möglichkeit, sich mit Dividendenpapieren auf einem um 15 Prozent verbilligten Niveau ein­zudecken. Und auch wenn immer wieder über angeblich hohe Bewertungen schwadroniert wird, sollte man sich von beherzten Käufen nicht abhalten ­lassen. Die Bewertungsdiskussion bezieht sich immer auf den DAX, also den aus der Summe aus Kursgewinnen und Dividenden berechneten Index. Wer sich den reinen Kursindex anschaut, sieht, dass er unter dem Wert des Jahres 2000 notiert; die Gewinne der Unternehmen haben sich seitdem mehr als ­verdoppelt. Wer Geduld hat, macht mit Zukäufen jetzt nichts falsch.

Optimismus können Aktienkäufer insbesondere aus einer Überlegung ableiten: Da es in den Genen der Menschen zu liegen scheint, auf neue Gefahren überzureagieren, sollten alle, die jetzt bereit sind, Risiken zu übernehmen, am Ende mit einer Überrendite belohnt werden. Gleichwohl muss man die Dinge im Auge behalten. Wenn die globale Wachstumsmaschine China im ersten Quartal tatsächlich den Rückwärtsgang einlegen sollte, dann kommen nicht nur unsere Exporte unter Druck, sondern es werden durch mögliche Produktionsausfälle im Reich der Mitte auch grenzüberschreitende Lieferketten unterbrochen. Aber warum sollte das bei einer Grippe passieren?

Sollte es so weit kommen, wollen - wieder einmal - die Notenbanken den Ausputzer geben. So erklärte Jerome Powell, der Chef des US-Zentralbankensystems, das die Fed über die erforderlichen Mittel verfüge, um einem ­möglichen ökonomischen Schaden entgegenzuwirken. Es könnte also durchaus sein, dass es in den Vereinigten Staaten noch im März zu einer Leitzinssenkung kommt, der sich auch die EZB anschließen würde. Zudem stehen die Regierungen mit Fiskalprogrammen parat. Es gibt keinen Grund zur Panik.