von Herausgeber Frank-B. Werner
Das Lkw-Massaker von Nizza und der gescheiterte Putsch in der Türkei sowie die ihm folgenden - von Staatspräsident Erdogan tatsächlich (!) als "Säuberungen" angekündigten - Strafmaßnahmen lassen den Brexit allmählich in den Hintergrund rücken. Es scheint sich herumzusprechen, dass es größere Bedrohungen für Europa gibt als das Ausscheren der Briten aus der EU. Noch ist der Antrag nicht gestellt, aber die Parteien loten bereits aus, wie man auch ohne Mitgliedschaft möglichst eng zusammenarbeiten kann. Die Hoffnung ist groß, dass die pragmatische neue Premierministerin Theresa May es richtet.
Deshalb war auch folgerichtig, dass die deutsche und andere große Industrieländer-Börsen in der vergangenen Woche mächtig aufholten - und von diesen Gewinnen auch am ersten Handelstag nach den Putschereignissen kaum etwas abgaben, während die türkische Börse um 7,5 Prozent in die Knie ging.
Die Kurse reflektieren damit auch, wie die Türken ihre Kandidatur für eine EU-Vollmitgliedschaft gerade durch Verstöße gegen die Rechtsstaatlichkeit und eine unsägliche Diskussion um die Wiedereinführung der Todesstrafe selber demontieren. Dieses Thema, das in der EU wahrscheinlich zu großen Spannungen führen würde, hat sich gerade von selbst erledigt.
Fundstelle in der Sonntagsausgabe der "Neuen Zürcher Zeitung": Die berichtet über eine Untersuchung des Schweizer Vermögensverwalters Parsumo Capital, die zu dem Ergebnis kommt, dass es ratsam sei, immer dann aus dem Aktienmarkt auszusteigen, wenn die Mehrzahl der Banken eine hohe Aktienquote empfehle. Umgekehrt gelte, dass man (in den folgenden zwölf Monaten) eine umso höhere Rendite erwarten könne, je tiefer die von den Banken empfohlene Quote liege. Der Schwellenwert liegt derzeit bei einer Quote von 42 Prozent, die Empfehlungen der Banken im Schnitt bei 44,7 Prozent. Keine guten Aussichten also, wenn man der Zahlenspielerei glaubt.