Im "ARD-Presseclub" diskutierten am vergangenen Sonntag die Kollegen über hohe Energiepreise, Klimapolitik und Umverteilung. An sich zeigten sich die, die unser Heil in der dramatischen Reduzierung des Verbrauchs fossiler Energieträger sehen, erfreut darüber, dass die Preise derzeit so hoch sind. Andrerseits machen sie sich Sorgen um die Verteilungswirkungen; denn natürlich werden Leute mit knappen Budgets am stärksten getroffen. In der Tat funktioniert so die Mechanik der Marktwirtschaft: Wer sich keine Energie leisten kann, verbraucht auch keine. Das hat eine hartherzige Anmutung, ist aber extrem effizient. Umgekehrt: Wenn nun vorgeschlagen wird, Geringverdienern mit Zuschüssen unter die Arme zu greifen, wird man die beabsichtigten Reduzierungen kaum erreichen können. Die Alternative wäre eine Kontigentierung. Die hebelt aber die Marktwirtschaft aus: Es entwickelt sich dann ein blühender Schwarzmarkt. Wollen wir das wirklich?
Viel wird derzeit über unterbrochene Lieferketten geklagt. Bilder von riesigen Containerbergen werden in Zeitungen und Fernsehnachrichten gezeigt, Wachstumsprognosen nach unten korrigiert und Preis-Charts in unendliche Höhen fortgeschrieben. Fast schon albern wird es, wenn - ernsthaft - das Schreckgespenst an die Wand gemalt wird, dass in sieben Wochen der weihnachtliche Gabentisch leer bleibt. Ineffiziente Häfen, zum Teil abstruse Corona- Regeln und Machtspiele der Gewerkschaften in einigen Häfen werden nicht ewig dauern. Und Unternehmen und Verbraucher, die das Gefühl haben, über den Tisch gezogen zu werden, schalten auf neue Lieferanten um oder ändern ihre Wünsche. Dann werden die Waren, die in den vor den Häfen liegenden Containerschiffen warten, plötzlich zu Ladenhütern. Der Preis regelt das.
Welchen Preis sind die Ampelparteien bereit, für die Koalition zu bezahlen? In den Verhandlungen wird allmählich klar, dass nicht alle inhaltlichen Differenzen durch guten Willen zu überwinden sind. Und Kompromisse sind teuer.