Stellen Sie sich vor, Sie wären Unternehmer. Sie hätten beschlossen, Hals über Kopf ihre EDV umzustellen. Das einzige Back-up sämtlicher Firmendaten würden Sie bei einer Firma hinterlegen, deren Geschäftsführer ein Krimineller ist. Ohne ihn wären Sie bei einem EDV-Problem aufgeschmissen. Wäre das vernünftig? "Es wäre grob fahrlässig", werden Sie jetzt sagen. "Niemand käme auf die Idee, so unvernünftig zu sein." Vermutlich haben Sie recht. Ein ordentlicher Kaufmann würde niemals so handeln. Ein Politiker schon!
Beispiel Energie: Nach der Naturkatastrophe von Fukushima beschloss die Regierung unter der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel von einem Tag auf den nächsten den Ausstieg aus der Atomenergie. Ende 2022 wird das letzte Kraftwerk planmäßig abgeschaltet. Beteiligt an dem Gesetz war übrigens auch die FDP, der damalige Koalitionspartner.
Deren Parteivorsitzender, Finanzminister Christian Lindner, bereitet die Deutschen jetzt in einem Interview mit der "Bild am Sonntag" auf einen "Wohlstandsverlust" vor. "Der Ukraine-Krieg macht uns alle ärmer, weil wir mehr für importierte Energie zahlen müssen. Diesen Wohlstandsverlust kann auch der Staat nicht auffangen." War das Energiedesaster so unvorhersehbar?
Um den Ausstieg aus der Atomkraft und den Übergang zur grünen Energie abzufedern, hat die damalige Regierung zugleich beschlossen, viele zusätzliche Gaskraftwerke zu errichten. Die Hälfte seines Erdgases importiert Deutschland aus Russland. Dessen Präsident Wladimir Putin hatte 2014 die völkerrechtswidrige Annexion der Krim befohlen. Es war offensichtlich ein Krimineller, auf den sich die deutsche Regierung als einzige Rückversicherung für die Energiewende verlassen hat. "Die für Deutschland unerlässlichen Erdgasimporte aus Russland sind heute ein Risiko für die gesamte westliche Welt", analysiert Hans-Werner Sinn, Ex-Chef des Ifo-Instituts, die Situation. "Sie geben Russland die Macht, Europas größte Volkswirtschaft in die Knie zu zwingen, und begrenzen zugleich die Möglichkeit des Westens, weitergehende Sanktionen gegenüber Russland zu verhängen."
Deutschlands Abhängigkeit vom teuren Russengas wird denn auch an der Inflationsrate sichtbar. Lag sie hierzulande im März bei 7,6 Prozent, waren es in Frankreich gerade einmal 5,1 Prozent. "Die Hyperinflation trifft vor allem die Mittelschicht", posaunt Bayerns Ministerpräsident Markus Söder.
Danke, Herr Söder, dass Sie uns darauf hinweisen. Und danke auch an alle, die uns das eingebrockt haben. Und nur so am Rande: Wir haben keine "Hyperinflation". Noch nicht! Aber im Geldbeutel spüren wir es deutlich. Ordentliche Kaufleute handeln anders: Vorausschauend!