Technologie-Aktien im Allgemeinen und Nvidia im Speziellen gehören seit Tagen wieder zu den besonders gesuchten Werten. Auch ein Analyst wird optimistischer und hat das Kursziel für Nvidia kräftig angehoben. Das Papier des Grafikkarten-Riesen hat ein erstes Kaufsignal gegeben. Welche markanten Chart-Marken nun wichtig sind. 

Chiphersteller stehen weiterhin vor mehreren Herausforderungen: Angefangen bei hoher Inflation, über schwachem globalem Wachstum und dem Krieg in der Ukraine bis hin zu zunehmend angespannten Beziehungen zwischen den USA und China gibt es verschiedene Belastungsfaktoren.

Von Chip-Mangel zu Überangebot?

Die Corona-Pandemie hatte 2020 die Nachfrage nach Chips für Computer, Videospiele und Rechenzentren zunächst angeheizt. Das wiederum führte in den letzten beiden Jahren zu einem Chipmangel. Im laufenden Jahr könnte aus der Chipknappheit nun ein Überangebotsproblem werden, sagen einige Branchenexperten laut Investors.com.

Die World Semiconductor Trade Statistics prognostizierte gerade, dass die Chipverkäufe im Jahr 2023 um 4,1 Prozent sinken könnten. 2021 waren die Chipverkäufe noch um 26,2 Prozent gestiegen, und im Jahr 2022 um 4,4 Prozent.

Auch für den großen Ausrüster von Rechenzentren und wichtigem Zulieferer für die Gaming-Branche Nvidia könnte das Jahr 2023 herausfordernd werden.

Enttäuschendes drittes Geschäftsquartal

Im November 2022 hatte Nvidia bei höher als erwarteten Umsätzen für das dritte Geschäftsquartal, das atypisch am 30. Oktober endet, das Gewinnziel der Wall Street verfehlt. Das Unternehmen verdiente in seinem Q3 mit 58 Cent pro Aktie 50 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Der Umsatz sank um 17 Prozent auf 5,93 Milliarden Dollar.

Nvidia wird am 22. Februar das Ergebnis des vierten Quartals des Geschäftsjahres melden. Von FactSet befragte Analysten erwarten, dass die Gewinne von Nvidia für das Quartal um 39 Prozent sinken werden. Sie gehen davon aus, dass die Gewinne für das Gesamtjahr bei im Wesentlichen stagnierenden Umsätzen um 26 Prozent sinken werden.

Gewinnwachstum erwartet

Im neuen Geschäftsjahr 2023/24, das am 1. Februar beginnt, erwartet die Wall Street, dass sich die Gewinne von Nvidia um fast 33 Prozent pro Aktie erholen werden, aber immer noch leicht unter dem Höchststand des Geschäftsjahres 2022 bleiben.

Die Aussichten trieben die Aktien von Nvidia in den vergangenen Wochen kräftig nach oben. Seit dem Mehrjahrestief bei 110 Dollar im Oktober haben sie sich um rund drei Viertel verbessert (siehe Chart). Am Montag gehörten sie mit einem Kursplus von 7,6 Prozent auf 191,93 Dollar zu den besten Aktien im Nasdaq 100 Index. Im deutschen Handel notiert die Nvidia-Aktie am Dienstag-Vormittag bei 175,60 Euro.

TradingView.com
Nvidia-Chart seit September 2021 (in US-Dollar)

Im Jahr 2023 ist die Nvidia-Aktie bereits um 26 Prozent gestiegen und ist damit einer der Top-Performer im Nasdaq 100. Dabei wurden sowohl die 50- als auch die 200-Tage-Linien überwunden. Am Montag hangelte sich der Wert auch über das Dezember-Zwischenhoch – ein weiteres Kaufsignal.

Diese Chart-Hürden werden wichtig

Nun steht die Aktie vor der Chart-Hürde bei 192 Dollar, wo der Wert bereits mehrfach scheitert. Eine nachhaltige Überwindung der Zone dürfte den Nvidia-Kurs charttechnisch betrachtet über die 200-Dollar-Marke treiben. Nächster Widerstand wäre dann die Zone bei 207 Dollar, wo der Wert im Februar und März 2022 mehrfach aufsetzte.

Ein bullisches Zeichen ist derzeit auch die relative Stärke für die Nvidia-Aktie, die sich auf einem Hoch seit der Konsolidierung befindet. Zudem kreuzt demnächst die 50-Tage-Linie den 200-Tage-Durchschnitt von unten. Dieses "Golden Cross" gilt in der Regel als Zeichen für mittelfristig weiter steigende Kurse.

Einschätzungen zur Nvidia-Aktie

Die britische Investmentbank Barclays erwartet nun nach einer schwierigen Phase von Lieferengpässen wieder bessere Zeiten für die Halbleiter-Hersteller. In einer am Montag vorliegenden Studie wird Analyst Blayne Curtis vor allem für jene Konzerne optimistischer, die Mikrochips für Datencenter, PCs oder mobile Geräte produzieren. Zusätzlich erwartet Curtis die Künstliche Intelligenz als einen künftigen Haupttreiber.

Insbesondere Für Nvidia bleibt der Experte ungebrochen optimistisch, wie ein von 170 auf 250 Dollar deutlich erhöhtes Kursziel bei beibehaltenem "Overweight"-Votum zeigt. Vom aktuellen Niveau aus betrachtet hätte Nvidia somit ein Kurspotenzial von 30 Prozent.

Trotzdem sieht Barclays weiterhin Schwierigkeiten für die Chip-Branche, etwa in China, wo die Wiederöffnung des Landes zu einer Corona-Welle führte, die den Konsum belastet. Hier sei erst einmal mit Gegen- statt Rückenwind zu rechnen. Obendrein sei die Freude der Halbleiter-Produzenten über den "Chips Act" der US-Regierung mittlerweile gedämpft, da es vergleichsweise mühsam sei, an Mittel aus dem Förderungsprogramm zu kommen.

KI wird wichtiger

Ein wichtiger Faktor dürfte für Nvidia die Künstliche Intelligenz werden. Gemeinsam mit Microsoft will der Konzern bei der Weiterentwicklung der KI helfen. Nvidia-Knowhow wird in GPUs stecken, die als Beschleuniger für zentrale Verarbeitungseinheiten gebraucht werden. Darüber hinaus werden Nvidia-Chips für Bitcoin-Mining und selbstfahrende Elektroautos verwendet.

Auch BÖRSE ONLINE ist vor allem wegen der KI-Fantasie mittelfristig zuversichtlich für die Nvidia-Aktie gestimmt und hat ein Kursziel von 245 Euro ausgegeben.

Übrigens: Der weltbeste Analyst warnt vor einem Crash, sieht aber auch eine "großartige Kaufgelegenheit"

Hinweis auf Interessenkonflikte

Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Nvidia.