Vorgezogene Neuwahlen soll es laut Vize-Kanzler Reinhold Mitterlehner vom Koalitionspartner Österreichische Volkspartei (ÖVP) aber nicht geben. Dafür bestehe kein Grund, sagte er laut Nachrichtenagentur APA. Am Dienstag will die ÖVP über das weitere Vorgehen beraten. Regulär wird erst 2018 wieder gewählt. Die Börse in Wien gab nach der Rücktritts-Nachricht ihre Gewinne weitgehend ab.

Faymann hatte sein Amt als Bundeskanzler 2008 angetreten und wurde im gleichen Jahr zum SPÖ-Vorsitzenden gewählt. Wer ihm jetzt nachfolgen soll, blieb zunächst unklar. Bei Neuwahlen müssten wohl SPÖ wie auch ÖVP mit deutlichen Verlusten rechnen. Darauf deutete zumindest die erste Runde der Wahl zum Bundespräsidenten Ende April hin: Der SPÖ- wie auch der ÖVP-Kandidat wurden dabei weit abgeschlagen und landeten jeweils bei rund zehn Prozent. Klarer Sieger wurde der Kandidat der rechtsgerichteten Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ). Die FPÖ hat im Zuge der Flüchtlingskrise auch bei Regionalwahlen deutlich zugelegt. Selbst der ehemalige Grünen-Chef und mittlerweile parteilose Alexander Van der Bellen schnitt besser ab als die Vertreter von SPÖ und ÖVP. Van der Bellen geht nun gegen den FPÖ-Mann Norbert Hofer am 22. Mai in die Stichwahl.

FAYMANN UNTER DRUCK DER FPÖ UND AUS EIGENER PARTEI



Faymann vollzog in der Flüchtlingskrise eine Kehrtwende und ließ die Grenzen des Landes weitgehend schließen. Er stellte sich damit in eine Linie mit den Balkanstaaten, was auch zu Verstimmungen mit der Bundesregierung führte. Faymann stand auf der einen Seite unter Druck von Seiten der FPÖ, die gegen die massenhafte Einwanderung Front machte. Auf der anderen Seite wurde Faymann aber auch innerhalb seiner Partei vom linken Flügel kritisiert. Bei der traditionellen Feier zum Arbeitertag am 1. Mai seiner Partei wurde er ausgebuht, Plakate mit Rücktrittsforderungen waren zu sehen. Besonders umstritten ist in seiner Partei, wie weit eine Zusammenarbeit mit der FPÖ gehen könnte. Nach Informationen des Wiener "Kuriers" soll Wiens Bürgermeister Michael Häupl die Parteiführung kommissarisch übernehmen.

Zuletzt sorgten die geplanten Kontrolle und der Bau eines Zaunes am Brenner-Pass zu Italien für Kontroversen. Besonders in Deutschland stoßen die dann unvermeidlichen Verzögerungen am Nadelöhr für Güter- und Personenverkehr auf Kritik. Nachdem die Balkanroute faktisch geschlossen ist, wird mit einem Umsteuern des Flüchtlingsstroms über Italien gerechnet. Bisher sind die Zahlen der Mittelmeerflüchtlinge aber noch in etwa so hoch wie im vergangenen Jahr zur gleichen Zeit.

Reuters