Die Nachricht kam überraschend - und ohne wirkliche Begründung: Der langjährige Finanzvorstand des Softwarekonzerns SAP, Luka Mucic, verlässt das Unternehmen Ende März 2023. Man habe sich einvernehmlich darauf verständigt, und ein Nachfolger werde bereits gesucht. Es folgen ein paar Dankesworte von Aufsichtsratschef Hasso Plattner, der Mucic als "Eckpfeiler der Cloud-Transformation" rühmt. Vorstandschef Christian Klein schwärmt von Mucic als "wunderbaren Mentor".
Doch in der aktuellen SAP-Erklärung steht kein Wort über die Gründe für seinen vorzeitigen Abgang. Mucic kam 1996 in den Konzern, startete in der Rechsabteilung, übernahm den Vorstandsposten 2014. Sein Vertrag wäre eigentlich bis März 2026 gelaufen. Bei seiner Vertragsverlängerung 2020 sprach Plattner noch von einem "Signal der Stabilität in unsicheren Zeiten".
Das schürt Spekulationen über die Hintergründe. Dass Mucic 2020 bei der Auswahl eines Nachfolgers für Firmenchef Bill McDermott nicht das Rennen gemacht hat, sondern Vorstandschef Christian Klein, könnte eine Rolle spielen.
Auch an den Finanzkennzahlen 2021 gab es zuletzt einige Kritik - ebenso an der schwachen Entwicklung des Aktienkurses in den vergangenen Monaten, die von einigen Kritikern auch auf eine unzureichende Kapitalmarktkommunikation zurückgeführt wird.
Am weitesten wagten sich jedoch die britische Barclays Bank hinaus. Das Institut hat nicht nur das Kursziel von 135 auf 128 Euro gesenkt. Analyst James Goodman wertete den Abgang von Mucic vielmehr als ziemlich negatives Signal. Am Ende entscheidend seien für Investoren die Konzernziele, die sich SAP bis 2025 gesetzt habe, so Goodman. Er befürchte, dass nun im Markt Bedenken aufkommen könnten, dass sich der Softwarekonzern von diesen Zielen entfernt.
Unterdessen wird auch spekuliert, wer Mucic nachfolgen könnte. Die Schweizer Großbank UBS hält es für möglich, dass der Konzern sowohl eine interne wie eine externe Nachfolge in Erwägung ziehen könnte. Der Abgang von Mucic sei in jedem Fall ein negatives Signal für den Markt. Auch UBS-Analyst Michael Briest ist der Ansicht, dass bei Investoren nun Bedenken aufkommen könnten, "dass SAP seine Mittelfrist-Ziele noch einmal umformuliert".
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