Die US-Notenbank erhöht den Leitzins, die Europäische Zentralbank hat den allmählichen Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik angekündigt. Doch bis Zinspapiere der Industriestaaten wieder zum Einstieg locken, kann es noch dauern. Auf der Suche nach "Oasen in der Zinswüste" werden Investoren in den Schwellenländern fündig. Emerging Market Bonds werfen im Schnitt fünf bis sechs Prozent pro Jahr ab.
"In den vergangenen Jahren war die Anlageklasse insbesondere aufgrund des Rückgangs der Rohstoffpreise nicht gefragt. Auch die hohen Bilanzdefizite mancher Länder, wie etwa der Türkei, mahnten internationale Investoren zur Vorsicht", sagt Sergei Strigo, Head of Emerging Debt & Currency bei Amundi. Mittlerweile habe sich das Sentiment der Anleger aber wieder deutlich verbessert. Nicht zuletzt lockt die wirtschaftliche Dynamik. "In diesem und im kommenden Jahr wird das Bruttoinlandsprodukt der Schwellenländer im Schnitt um vier Prozent zulegen." Das sei deutlich mehr, als den Industriestaaten zugetraut werde. Doch der Zuwachs falle nicht so stark aus, als dass die Notenbanken der Schwellenländer die Zinsen erhöhen müssten, um Inflationsgefahren abzuwehren, glaubt Strigo. Zinserhöhungen gehen in der Regel mit Kursverlusten einher.
Auch könnten die Schwellenländer nach Ansicht Strigos weitere Zinserhöhungen seitens der US-Notenbank verkraften. Kräftige Kapitalabflüsse und Marktturbulenzen wie im Jahr 2013, als seinerzeit Ben Bernanke einen Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik nur andeutete, seien diesmal nicht zu befürchten.
Breit diversifiziertes Portfolio
Die französische Investmentgesellschaft Amundi hat vier aktiv gemanagte Fonds aufgelegt, die die Bereiche Hartwährung, lokale Währung und Unternehmensanleihen abdecken. Zusammen bringen es die Fonds auf ein Volumen von 2,6 Milliarden Dollar. Insgesamt verwaltet die Gesellschaft acht Milliarden Dollar in Schuldtiteln aus den Schwellenländern. Strigo formuliert zusammen mit seinem aus Fondsmanagern und Analysten bestehenden Team die den Fonds zugrunde liegende Anlagestrategie. Für Titelauswahl, Gewichtung und Laufzeitenmanagement im Amundi Funds Bond Global Emerging Hard Currency zeichnet er persönlich verantwortlich.
Der Fonds investiert in Länderbonds und Anleihen staatsnaher Unternehmen. Die Zinspapiere lauten überwiegend auf US-Dollar, das Währungsrisiko sichert der Fonds ab. Insgesamt besteht das Portfolio aus 171 Anleihen, die von 96 Emittenten aufgelegt wurden. Über 50 Prozent der Mittel stecken in Papieren, die mit einem "BB"-Rating, also Non-Investment-Grade, beurteilt sind.
Deutlich höher als im Vergleichsindex JPM Embi Global Diversified Hedged Euro hat der Fondslenker Mexiko-Bonds gewichtet. "Die Gefahren, dass Washington gegen das Land hohe Importzölle verhängt, haben sich zuletzt wieder verringert", begründet Strigo die Entscheidung. Zu seinen Favoriten zählt auch Argentinien. Das Land verfüge über enorme Ressourcen. Das wirtschaftliche Potenzial habe sich jedoch aufgrund politischen Missmanagements in den vergangenen Jahren nicht entfalten können. Das Reformprogramm von Staatspräsident Mauricio Macri beurteilt Strigo dagegen als vielversprechend.
Zinssenkungen in Russland
Fast neun Prozent der Mittel hat Strigo in russische Anleihen gesteckt: "Notenbankchefin Elvira Nabiullina macht einen guten Job. Sie hat auf die durch die westlichen Sanktionen ausgelöste Wachstumsschwäche klug reagiert." Insbesondere ist es ihr gelungen, Inflationsgefahren abzuwehren. Dadurch ergäben sich nun Spielräume für Zinssenkungen. Zudem sollte der Ölpreis in den kommenden Monaten relativ stabil bleiben.