"Sell in May and go away?" Manchem Investor dürfte das alte Sprichwort in den vergangenen Wochen gleich mehrfach durch den Kopf gegangen sein. Schließlich saldieren sich die Kursanstiege vieler Aktienindizes, die inzwischen in der Nähe ihrer Allzeithochs oder sogar schon darüber notieren, binnen Jahressicht zu satten Renditen. Allein im DAX schlugen in den vergangenen 12 Monaten rund 22% zu Buche.
"Verkaufen, Gewinne realisieren" denkt sich mancher Anleger reflexartig und schreckt im nächsten Moment doch davor zurück, es zu tun. Ein "wohin damit?", also der Blick auf die Alternativen, hält ihn ebenso zurück, wie die Ermangelung wirklicher Euphorie in Anlegerkreisen. Von der berühmt-berüchtigten "Fahnenstange", die großen Korrekturen oder Crashs angeblich doch vorangehen soll, ist auch noch keine Spur. Stattdessen hört man sogar mahnende Stimmen; "man soll die Party verlassen, wenn sie am schönsten ist". - Nur, wann ist sie am schönsten? Jetzt schon? "Is the trend not my friend?", "soll man Gewinne nicht laufen lassen"? Und heißt es nicht auch "Kurse klettern in der Wand der Angst!"?
Alles Börsenweisheiten, die in etwa ebenso vielen Fällen statistisch zutrafen, wie sie sich in anderen als Binsenweisheiten erwiesen. Und angesichts der Tatsache, dass wir uns in einem Marktumfeld anhaltenden Niedrig- bis Nullzinses befinden, für das weder historische Referenzen noch Blaupausen existieren, dürfte ihre Aussagekraft dieses mal noch fragwürdiger sein als sonst.
Eine gesunde Diversifikation, die Qualität und Liquidität der getätigten Anlagen bieten vor diesem Hintergrund wahrscheinlich besseren Schutz als jede Plattitüde. Erst recht, wenn die Anlagehorizonte vorausschauend und großzügig bemessen wurden.