Gebremst von Inflations- und Konjunktursorgen trat der deutsche Leitindex Dax bei einem Stand von 14.140 Punkten am Freitagnachmittag auf Wochensicht auf der Stelle.
FED-ZINSERHÖHUNG LIEGT AUF DEM TISCH
In der neuen Woche dürfte die Fed-Sitzung am Mittwoch die Weichen für die Börsen stellen. Unter Investoren gilt eine Zinserhöhung um einen halben Prozentpunkt als ausgemacht. Für die kommenden Monate erwarten sie eine Serie von Schritten in dieser Größenordnung. Da die US-Notenbank aber gleichzeitig ihre in den vergangenen Jahren angehäuften Anleihenbestände abschmelzen werde, halte sie spätestens in der zweiten Jahreshälfte ein gedrosseltes Zinserhöhungstempo für möglich, wirft Ellen Gaske, leitende Volkswirtin beim Vermögensverwalter PGIM, ein. "Damit dies geschieht, müssen die monatlichen Inflationswerte bis zu diesem Zeitpunkt jedoch ihren Höchststand bereits hinter sich haben."
Einen Tag nach der Fed berät die Bank von England (BoE) über ihre Geldpolitik. Hier werde fest mit einer Zinserhöhung um einen Viertel Prozentpunkt gerechnet, sagt Bernd Meyer, Chef-Anlagestratege der Vermögensverwaltung bei der Berenberg Bank. Eine baldige Entspannung der Inflationslage sei wegen der strengen Pandemie-Beschränkungen in China allerdings nicht zu erwarten, sagt Portfoliomanager Gilles Seurat vom Vermögensverwalter La Francaise. "In der Tat übersteigt die weltweite Nachfrage nach Konsumgütern derzeit das Angebot, und die Beeinträchtigung der chinesischen Lieferkette wird dieses Ungleichgewicht nur noch verstärken."
ANHALTENDER JOBAUFBAU IN DEN USA
Neben den Notenbank-Entscheiden warten Börsianer gespannt auf die US-Arbeitsmarktdaten am Freitag, die Auskunft über die Gesundheit der weltgrößten Volkswirtschaft geben und Rückschlüsse auf die US-Geldpolitik zulassen. Experten erwarten für April den Aufbau von 400.000 Stellen außerhalb der Landwirtschaft, nach einem Plus von 431.000 Jobs im Vormonat. Einen Vorgeschmack auf die offiziellen Daten liefern die Zahlen der privaten US-Arbeitsagentur ADP am Mittwoch.
Diesseits stehen unter anderem die Einzelhandelsumsätze aus Deutschland (Montag) und der Euro-Zone (Mittwoch) auf dem Terminplan. Hinzu kommen das Barometer für die Stimmung der deutschen Einkaufsmanager (ebenfalls Mittwoch). Wie bereits bei den Stimmungsindikatoren dürften die März-Zahlen für die deutsche Industrie am Freitag nach Meinung der Commerzbank-Ökonomen belegen, dass die zwischenzeitliche Erholung unter andrem wegen des Ukraine-Kriegs ein jähes Ende gefunden hat. Das treffe vor allem die Produktion, bei der Commerzbank-Stratege Ralph Solveen mit einem Minus von 2,5 Prozent rechnet. "Denn viele Unternehmen sitzen auf einem riesigen Berg unerledigter Aufträge, und das Tempo von deren Abarbeitung wird in erster Linie dadurch bestimmt, welche Vorprodukte verfügbar sind."
NEUE FLUT VON FIRMENBILANZEN
Parallel dazu hält eine erneute Welle von Firmenbilanzen die Börsianer auf Trab. Allein aus dem Dax legen ein Dutzend Konzerne Geschäftszahlen vor, darunter die Autobauer BMW und Volkswagen sowie der Sportartikel-Hersteller Adidas. Im Ausland öffnen unter anderem der Pharmakonzern Pfizer und die Kaffeehaus-Kette Starbucks ihre Bücher.
Vor dem Hintergrund der Aufrüstungspläne Deutschlands und anderer westlicher Staaten als Reaktion auf den Ukraine-Krieg werfen Investoren einen genaueren Blick auf die Zahlen der Panzer- und Kampfjet-Anbieter Rheinmetall und BAE Systems. Hier interessieren sie sich vor allem für die Ausblicke.
rtr