Auch Nachbarbanken hätten Interesse gezeigt: "Einige Kollegen haben nachgefragt, wie wir die Einführung technisch umgesetzt haben. Jetzt fragen einige, wie sich das auf die Bilanz und die Kundenbeziehung auswirkt." Die Banken müssten die Kosten durch den negativen Einlagezins der EZB refinanzieren, erklärt Paul. Seit 2014 berechnet die EZB den Geldhäusern, die über Nacht bei ihr überschüssige Liquidität parken, 0,4 Prozent Strafzins. Sie würden das nun weitergeben. "Für das Breitengeschäft - Sparer und Kleinanleger - werden Negativzinsen wohl nicht kommen", glaubt der Bankchef. "Auslöser für unsere Entscheidung war, dass unsere Zentralbank, die DZ Bank, am 1. August auch für die Genossenschaftsbanken Negativzinsen eingeführt hat. Wir mussten handeln", sagt Paul.
Bankgebühren steigen auf breiter Front
Seit Kurzem erhebt auch die Volksbank Stendal Negativzinsen auf Sichteinlagen über 100 000 Euro. Kunden der Münchner V-Bank müssen für Beträge von mehr als 500 000 Euro bezahlen. Schon seit Ende 2015 berechnet die Deutsche Skatbank auf diese Einlagen Zinsen von 0,25 Prozent. Der Raiffeisenverband BVR bezeichnet dies als Ausnahmen, die nur sehr hohe Guthaben beträfen. "Negativzinsen auf breiter Front wird es nicht geben, weil der Wettbewerb um Privatkunden zu groß ist", sagte ein BVR-Sprecher.
Im Negativzinsumfeld steigt auch der Druck auf die Geldhäuser, neue Ertragsquellen zu erschließen. "Wir erwarten, dass sie an der Gebührenschraube drehen, nicht am Strafzins", sagt das Beratungsunternehmen Investors Marketing. Die Gebühren für Kontoführung, Kreditkarten und Überweisungen sind bereits bei vielen Banken gestiegen. Die Verbraucher glauben hingegen an Strafzinsen: Laut einer Emnid-Umfrage befürchten 40 Prozent der Sparer, künftig Zinsen auf Einlagen zahlen zu müssen.