Für die Branche sei die Krise ein Wendepunkt gewesen. Verglichen mit den Zeiten vor der Pandemie habe sich die Lage deutlich zum Besseren gewendet. Der Börsenwert deutscher Biotechunternehmen stieg im vergangenen Jahr um 74 Prozent auf mehr als 85 Milliarden Euro, wobei der Mainzer Covid-Impfstoffentwickler BioNTech alleine 64 Prozent der gesamten Marktkapitalisierung ausmachte.

Die Finanzierung der Branche ist auch ohne Corona-Sondereffekte auf hohem Niveau. Nur noch 18 Prozent des gesamten Finanzierungsvolumens von 2,43 Milliarden Euro 2021 - das zweitstärkste Jahr in der Geschichte der deutschen Biotechnologie - ist der Studie zufolge auf die Impfstoffentwickler Biontech und CureVac zurückzuführen. 2020 waren es noch 51 Prozent. Über Börsengänge wurde soviel Kapital eingesammelt wie nie zuvor. Mit seiner Zweitnotierung an der US-Technologiebörse Nasdaq setzte die Hamburger Evotec das größte Listing eines europäischen Unternehmens mit einem Volumen von 413 Millionen Euro um. Die stabile Finanzierung sei ein Zeichen des gewachsenen Vertrauens der Investoren, sagte Nuyken. Dabei profitierten die Unternehmen im Zuge der Corona-Krise auch von einem wachsenden Interesse an anderen Therapiegebieten und Technologien.

Zugleich gibt es in der Branche einen verschärften Wettbewerb um Talente - sowohl um Fachkräfte als auch für das Management. "Die richtigen Talente zu finden, wird zunehmend zum bottleneck", urteilte Nuyken. Zudem könne man nicht ignorieren, dass sich der Kapitalmarkt in den USA zuletzt deutlich abgeschwächt habe. Dort seien derzeit viele Unternehmen an der Börse weniger wert, als das Kapital, dass sie eingesammelt hätten. Es stelle aber kaum noch jemand die Branche grundsätzlich in Frage, sagte Oliver Schacht, Chef des Branchenverbands Bio Deutschland. "Es ist allen klargeworden, nicht nur den Fachleuten, was Biotech wirklich liefern kann."

rtr