"Ein Handelskrieg zwischen Russland sowie den USA und ihren Verbündeten würde Russlands Wirtschaft langfristig empfindlich treffen", sagte IfW-Forscher Alexander Sandkamp. Die westlichen Alliierten dürften zwar kurzfristig ebenfalls zum Teil stark betroffen sein. Auf längere Sicht hätten sie aber insgesamt nur eine um jährlich 0,17 Prozent geringere Wirtschaftsleistung zu befürchten.
Der Grund für die ungleiche Verteilung der Kosten liegt vor allem in der geringen wirtschaftlichen Bedeutung Russlands: Letztere sind in Bezug auf Im- und Exporte für Russland wichtiger als umgekehrt. So war die EU im Jahr 2020 für 37,3 Prozent des russischen Außenhandels verantwortlich, umgekehrt finden aber lediglich 4,8 Prozent des Außenhandels der EU mit Russland statt. Wird dazu noch der intraeuropäischen Handel berücksichtigt, wäre der Russland-Anteil nochmals deutlich geringer.
"Sanktionen zeigen kurzfristig meist wirtschaftliche, aber keine politische Wirkung", sagte Wifo-Direktor Gabriel Felbermayr. "Halten sie lange an und sind umfassend, kann sich ihr politisches Wirkungspotenzial vergrößern." Nach einer Anpassungsphase im Welthandel werd Russland deutlich geschwächt dastehen. "Der Schaden für die Alliierten ist dagegen überschaubar", sagte Felbermayr.
Allerdings sind die Kosten der Simulation zufolge auch bei den Alliierten sehr ungleich verteilt. Stärker betroffen wären langfristig osteuropäische Länder wie Litauen (- 2,5 Prozent), Lettland (-2,0 Prozent) und Estland (-1,1 Prozent). Deutschland und Österreich müssten dagegen nur mit Verlusten von 0,4 Prozent beziehungsweise 0,3 Prozent des jährlichen Bruttoinlandsprodukts (BIP) rechnen, die USA sogar nur mit Verlusten von 0,04 Prozent.
Als Folge des Konflikts könnte Russland zwar seinen Handel mit Ländern wie China ausweiten und insbesondere mehr in diese Länder exportieren. 2020 gingen knapp 14,6 Prozent der russischen Exporte nach China, allerdings kamen nur knapp 2,8 Prozent der chinesischen Importe aus Russland. Insgesamt würde sich das Realeinkommen in China daher im Modell lediglich um 0,02 Prozent jährlich erhöhen. "Wirtschaftlich wäre China also nicht der große Krisengewinner", so ein weiteres Fazit der Studie.
rtr