€URO AM SONNTAG: Wie haben Ihre Kunden auf die Turbulenzen in der Corona-Krise reagiert?
SVEN THIELMANN: Sehr besonnen. Aber natürlich war der Informationsbedarf unserer Kunden, darunter Verbände, Stiftungen, Bistümer und vermögende Privatleute, deutlich höher als sonst. Wir haben in Telefonkonferenzen die Marktbewegungen eingeordnet, was sehr gut ankam.

Profitieren Sie in diesen unsicheren Zeiten davon, dass Ihr Haus eine Tochter einer Schweizer Kantonalbank ist?
Das ist natürlich in vielerlei Sicht ein Vorteil. So bieten wir unseren Kunden auch die Möglichkeit, ihr angelegtes Kapital in der Schweiz zu verwahren. Das Rating unseres Mutterhauses und unsere ohnehin konservativere Ausrichtung helfen selbstverständlich ebenfalls.

Welche Effekte wird Corona auf die Vermögensverwaltung haben?
Die Krise zeigt: Eine Vermögensverwaltung mit einer traditionellen Mischung aus Aktien und Anleihen reicht längst nicht mehr. Denn zeitweise sind beide Anlageklassen parallel stark ins Minus gerutscht. Eine größere Diversifikation über mehrere Investmentstile ist unbedingt notwendig.

Wie wird sich der Markt für Vermögensverwaltung in Deutschland entwickeln?
Kurzfristig sehen wir keine gravierenden Änderungen, langfristig wird es aber angesichts der stark zunehmenden Konkurrenz ganz sicher zu einer weiteren Konsolidierung in der Branche kommen.

Gehören Sie dann zur Käuferseite? Als fokussierte Vermögensverwaltungsbank wollen wir grundsätzlich nicht durch Übernahmen wachsen, sondern wie bisher organisch. Das hat in den vergangenen Jahren sehr gut funktioniert. Daher ist das aktuell für uns kein Thema, aber man sollte niemals nie sagen.