Dennoch gehen die meisten Fachleute davon aus, dass die US-Notenbank Fed am Abend (19.00 MEZ) die Zinsen erneut senken wird. Denn auch wenn der Konsum weiter floriert und die Exporte trotz des Zollstreits mit China anzogen, gibt es ein dickes Manko: Die Firmen kappten ihre Investitionen um 3,0 Prozent - das dickste Minus binnen dreieinhalb Jahren. "Aufgrund der mit den Zollkonflikten einhergehenden Unsicherheiten nehmen die Unternehmen weniger Geld in die Hand", so die Erklärung von Chefökonom Thomas Gitzel von der Liechtensteiner VP Bank. Das BIP-Wachstum sei zwar höher als erwartet, doch die Zuwachsraten würden im Trend kleiner. Zu Jahresbeginn legte die weltgrößte Volkswirtschaft noch um 3,1 Prozent zu, im Frühjahr waren es 2,0 Prozent. Für das Jahresende und das Auftaktquartal 2020 rechnen die Volkswirte der BayernLB mit einer weiteren Eintrübung der Wirtschaft: "Wir erwarten deshalb eine weitere Leitzinssenkung sowie eine offensivere Kommunikation, die weitere Zinssenkungen in Aussicht stellt", so Volkswirtin Charlotte Heck-Parsch von der BayernLB. Viele Experten erwarteten für den Abend eine Kappung um einen Viertelpunkt auf die neue Spanne von 1,5 bis 1,75 Prozent. Die Fed um ihren Chef Jerome Powell hatte die Finanzmärkte auf eine solche Zinssenkung vorbereitet. Als Hauptgrund dafür gelten die vom Zollstreit ausgelösten Unsicherheiten im Handel: Sie werden laut einer Fed-Studie die Welt 850 Milliarden Dollar an Wirtschaftskraft kosten - allein 200 Milliarden davon die USA.
WACHSTUMSTREIBER KONSUM
Trotz des Zollkonflikts mit China stiegen die Exporte im dritten Quartal allerdings um 0,7 Prozent, nachdem sie im Frühjahr um 5,7 Prozent eingebrochen waren. Und auch die Verbraucher erwiesen sich erneut als Stütze des Wachstums: Der private Konsum, der für zwei Drittel des BIP steht, legte um 2,9 Prozent zu. "Die Konsumenten werden den historisch bislang längsten US-Aufschwung wohl weiter am Leben halten. Dennoch: Grund für große konjunkturelle Zuversicht besteht nicht", sagte Volkswirt Bastian Hepperle vom Bankhaus Lampe. Die Schwäche in der Industrie dürfte seiner Meinung nach anhalten, Firmen dürften sich bei Investitionen und Neueinstellungen weiter zurückhalten.
US-Präsident Donald Trump, der die unabhängige Notenbank Fed immer wieder zu drastischen Zinssenkungen aufruft, sieht hingegen alles im Lot: "Die großartigste Wirtschaft in der amerikanischen Geschichte!", twitterte er noch vor der Veröffentlichung der BIP-Zahlen.
rtr