Die neue Omikron-Variante des Coronavirus sorgt weiter für starke Schwankungen an den Aktienmärkten. Nach dem Ausverkauf der Vorwoche kehrten in dieser Woche die Optimisten an die Börsen zurück. Mit einem Plus von fast drei Prozent erzielte der DAX am Dienstag den größten Tagesgewinn seit dem Frühjahr. Anleger hoffen auf eine Weihnachtsrally. Ebenso wenig ausgeschlossen sind allerdings auch weitere Korrekturen.

Die ING Bank rät, gute Nachrichten rund um Omikron grundsätzlich mit Vorsicht zu genießen. Die höheren Ansteckungsraten könnten den möglichen Vorteil der geringeren Gefährlichkeit zunichtemachen. Das schürt die Sorge, dass es zu neuen Beschränkungen oder Lockdowns kommen könnte.

Vor diesem Hintergrund verfolgen Börsianer vor allem Aussagen zur Wirksamkeit der verfügbaren Impfstoffe gegen Omikron besonders aufmerksam. Studien aus Südafrika und des Universitätsklinikums Frankfurt zufolge ist der Impfstoff von Biontech und Pfizer gegen die neue Coronavirus-Variante nur eingeschränkt wirksam.

Die beiden Unternehmen verwiesen auf vorläufige Ergebnisse von Laborstudien, die darauf hindeuteten, dass drei Dosen ihres Vakzins immer noch einen effektiven Schutz böten. Deshalb seien zügige Boosterimpfungen nötig, womöglich schon nach drei Monaten, wie Biontech-Chef Ugur Sahin erläuterte. Zudem arbeiteten Biontech und Pfizer bereits an einem angepassten Impfstoff gegen Omikron, der bis Ende März auf den Markt kommen könnte. Nach einer Berg- und Talfahrt gewannen die Aktien von Biontech am Mittwoch gut sieben Prozent, auch Pfizer-Titel profitierten.

Evergrande belastet

Zur labilen Lage an den Märkten trägt ebenfalls bei, dass sich die Belastungsfaktoren zuletzt gehäuft haben - dazu gehören auch die Sorgen um ein erneutes Aufkeimen der Krise um den chinesischen Immobilienriesen Evergrande. Der hoch verschuldete Konzern soll erstmals eine Zahlungsverpflichtung in Höhe von 82 Millionen Dollar an Zinsen für ausländische Anleihen nicht erfüllt haben.

Die Ratingagentur Standard & Poor’s erklärte daraufhin, sie halte einen Zahlungsausfall nun für kaum noch abwendbar. Analysten befürchten ein Übergreifen der Evergrande-Krise auf andere chinesische Immobilienunternehmen.

Aber auch hierzulande sorgen anhaltende Lieferkettenprobleme und Konsumschwäche durch steigende Preise für ein labiles Marktumfeld. In dieser Konstellation können selbst einzelne negative Nachrichten die Stimmung verderben.

Das Bankhaus Donner & Reuschel rechnet deshalb auch in den kommenden Monaten mit stärkeren Schwankungen, hält das Rückschlagpotenzial allerdings für begrenzt und sieht bei Rücksetzern gute Einstiegsmöglichkeiten. Kommt es zu einer Aufholjagd, profitieren Aktien, die zuletzt stark unter die Räder geraten sind, etwa aus dem Reise- und Luftfahrtsektor.

Auch das Risiko einer geldpolitischen Straffung erscheint noch überschaubar. Entscheidende Notenbanksitzungen dazu finden in der kommenden Woche am 14. und 15. Dezember bei der US-Notenbank Fed und am 16. Dezember bei der Europäischen Zentralbank (EZB) statt. Die Unsicherheit über die weitere Entwicklung der Pandemie beschäftigt die EZB-Notenbanker ebenso wie die zuletzt im Oktober und November auf 4,1 und 4,9 Prozent gekletterten Inflationsraten. Insgesamt wird damit gerechnet, dass die Währungshüter das große Pandemie-Notprogramm PEPP im März auslaufen lassen und das kleinere Kaufprogramm APP dann flexibel anpassen.

Die nächste Fed-Sitzung könnte nach Einschätzung der Fondsgesellschaft DWS einen Wendepunkt in der US-amerikanischen Geldpolitik einläuten. Auch hier habe sich die Inflationsrate zuletzt deutlich erhöht, sodass die noch laufenden Anleihekäufe schneller als geplant zurückgefahren werden könnten.