Herr Prof. Otte, am 23. Juni stimmen die Briten über den Verbleib in der EU ab. Die Brexit-Fans gewinnen weiter an Zuspruch. Die Börsen reagieren zunehmend nervös. Ist das nur Theaterdonner oder wird es womöglich wirklich ernst?


Es wird - leider - nicht ernst. Die Medienmacht und die Finanzeliten stehen hinter der EU. Dabei wäre ein Brexit eine gute Gelegenheit, die falschen und dysfunktionalen Strukturen der EU zu reformieren.

Welche wirtschaftlichen Folgen hätte ein Briten-Austritt denn für die britische Wirtschaft und die EU?


Der Rest der EU könnte endlich enger zusammenwachsen, wenn die Spielverderber aus Großbritannien nicht dabei sind.

Und für Deutschland?


Deutschlands Position würde gestärkt.

Ein Austritt eines Landes aus der EU müsste binnen zwei Jahren abgeschlossen sein. Ist das angesichts der engen Verflechtung realistisch oder droht eine lang anhaltende Phase der Unsicherheit?


Wenn einmal eine Entscheidung gefallen ist, kann diese sicher innerhalb von 2 Jahren weitgehen umgesetzt werden.

Was würde ein Brexit und eine womöglich lange Phase der Unsicherheit denn für die Börsen bedeuten?


Es gäbe keine lange Unsicherheit, Europa würde gestärkt.

Auch das britische Pfund ist angesichts der Brexit-Diskussion arg unter Druck. Wie weit könnte das Pfund noch fallen, falls die Briten sich aus der EU verabschieden?


Sehr weit...

Viele Beobachter sehen auch weitreichende politische Folgen. Hat die EU ohne Großbritannien dauerhaft überhaupt noch eine Zukunft oder steht die Europäische Union nun an einem Scheideweg? Noch einmal: ein Brexit wäre ein Glücksfall für die Europäische Union und würde deren Weiterentwicklung wesentlich beschleunigen.