Doch sei man "erstmals tief in die Materie eingestiegen", was Zeitplan, Tempo und den Aufbau des Tapering betreffe, betonte Powell. Viele Experten gehen davon aus, dass die Planungen im Herbst abgeschlossen sind und das Tapering nach der Jahreswende starten könnte.

Ihre Geldspritzen in Höhe von monatlich 120 Milliarden Dollar wollen die Währungshüter vorerst in voller Dosis beibehalten, bis erhebliche Fortschritte bei Preisstabilität und Arbeitslosigkeit erreicht sind. Seit Dezember, als sich die Fed diese Ziele setzte, hat die von der Corona-Krise gebeutelte Wirtschaft laut den Währungshütern aber bereits Fortschritte gemacht. Sie will diesen Erholungsprozess nach der Corona-Krise auch auf den kommenden Sitzungen bewerten. Ökonomen erwarten für die am Donnerstag anstehenden Daten zum Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal ein aufs Jahr hochgerechnetes Plus von 8,5 Prozent.

Viele Beobachter blicken nun gespannt auf das jährliche Symposium der Fed in Jackson Hole im Bundesstatt Wyoming Ende August, das Powell Gelegenheit geben könnte, Näheres zu den Plänen für ein Tapering zu enthüllen. Der Fed-Chef ließ sich auf der Pressekonferenz nach dem Zinsentscheid jedoch noch nicht in die Karten blicken. Er schreibe noch an der Rede für die Konferenz, wolle aber noch nicht verraten, was darin stehe.

Allerdings gab Powell einen kleinen Einblick in die Überlegungen der Währungshüter, wie das Abschmelzen der Wertpapierkäufe über die Bühne gehen sollte. Im Fed-Führungskreis habe es "wenig Unterstützung" für die Position gegeben, die Käufe von Hypothekenpapieren (MBS) früher herunterzufahren als die Anleihenkäufe. Die Fed kauft monatlich MBS-Papiere im Volumen von 40 Milliarden Dollar an, die übrigen 80 Milliarden entfallen auf den Anleihenerwerb. Er denke, dass der Ankauf beider Wertpapierarten wohl synchron verringert werde, sagte Powell.

FED BEI INFLATION AUF DER HUT


Der Chef des Notenbank-Bezirks Dallas, Robert Kaplan, hatte bereits im Frühjahr die Sorge geäußert, dass die Geldspritzen für "Exzesse und Ungleichgewichte" an den Finanzmärkten sorgen könnten. Dies gelte auch für den Immobilienmarkt. Nun könnte die Fed in den kommenden Monaten den Weg zum Ausstieg aus der ultra-expansiven Geldpolitik ebnen, so Chefökonom Thomas Gitzel von der Liechtensteiner VP Bank: "Das aktuelle Umfeld war den US-Währungshütern zu heiß, um mit konkreten Maßnahmen die geldpolitische Wende einzuleiten."

Die von der Fed angestrebten erheblichen Fortschritte haben sich an der Preisfront und am Arbeitsmarkt noch nicht eingestellt. Insbesondere die rasant gestiegene Inflation bereitet der Fed Kopfzerbrechen. Powell betonte, die Teuerung werden noch einige Monate erhöht bleiben, bis sie sich in Richtung des Fed-Ziels bewege. Auch wenn die Fed davon ausgeht, dass der mit der Wiedereröffnung der Wirtschaft nach der Corona-Krise zusammenhängende Anstieg der Teuerung vorübergehend ist, bleibt sie auf der Hut. Denn auf kurze Sicht seien die von der Inflation ausgehenden Risiken nach oben gerichtet, warnte Powell.

Die Verbraucherpreise waren im Juni überraschend kräftig um 5,4 Prozent in die Höhe geschnellt und hatten Spekulationen auf eine vorzeitige Zinswende genährt. Diese steht derzeit aber noch nicht zur Debatte. Die Währungshüter signalisierten im Frühjahr, dass sie den ultra-niedrigen geldpolitischen Schlüsselzins von derzeit null bis 0,25 Prozent noch bis ins Jahr 2023 hinein beibehalten wollen. Powell bekräftige nun, es sei derzeit noch nicht an der Zeit, sich mit der Zinswende zu beschäftigen.

Das liegt auch daran, dass sich die Notenbank mit Blick auf den Arbeitsmarkt noch lange nicht am Ziel sieht: Es fehlen derzeit noch rund 6,8 Millionen Jobs gegenüber dem Vorkrisenniveau. Doch zuletzt hat sich der Stellenaufbau beschleunigt. Nach einem Zuwachs von 850.000 im Juni dürfte der Juli laut Ökonomen sogar ein Plus von 926.000 Jobs bringen. Powell betonte, es sei noch Boden gutzumachen, bis substanzielle Fortschritte erreicht seien: "Ich möchte einige starke Arbeitsmarktzahlen sehen."

rtr