Der US-Dollar legte nach der Zinsentscheidung der Fed wie erwartet erneut stark zu. Der Euro verliert hingegen an Wert. Wie Experten die Entwicklung beurteilen – und wie Anleger sich nun verhalten sollten. Von Felix Petruschke
Der Höhenflug des US-Dollar setzt sich fort. Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, ist heute Morgen zeitweise um 0,3 Prozent gestiegen und notierte mit 111,79 Punkten so hoch wie zuletzt vor etwas mehr als 20 Jahren. Seit Jahresbeginn ist der sogenannte "Greenback" mittlerweile um mehr als 16 Prozent gestiegen.
Hintergrund für die anhaltende Stärke des Dollar ist unter anderem die Zinspolitik der amerikanischen Notenbank Fed. Gestern erhöhte sie den Leitzins zum dritten Mal in Folge um 75 Basispunkte. Der US-Leitzins liegt jetzt bei einer Spanne von 3,00 bis 3,25 Prozent und damit deutlich höher als im Euroraum mit aktuell 1,25 Prozent. Zudem kündigte Fed-Chef Jerome Powell an, dass mit den großen Zinsschritten noch lange nicht Schluss ist.
Das hat auch Folgen für den Wert des Euro. Dieser befindet sich seit Monaten auf Talfahrt: 1 Euro ist mittlerweile weniger als 1 Dollar wert – ein 20-Jahres-Tief. „Mit dem ungleichen Kampf der Notenbanken gegen die Inflation haben sich auch die Währungen auseinanderentwickelt“, sagt Mathias Beil, Leiter Private Banking bei der Hamburger Sutor Bank. Damit werde der Wechselkurs zum ersten Mal seit Langem wieder ein Thema bei Anlageentscheidungen. Denn Konzerne, die ihren Hauptumsatz mit Dollar machen, profitieren von der derzeitigen Stärke. Wenig überraschend sehen Analysten seit Monaten deshalb verstärkte Geldflüsse in amerikanische Anleihen, Aktien oder Indizes. Der Dollar gilt als Krisenwährung, die in unruhigen Zeiten wertstabiler ist als andere. Auch europäische Konzerne, die in den USA einen großen Teil ihrer Erlöse einfahren, profitieren von der derzeitigen Situation.
Nach Meinung von Experte Beil ist ein komplettes Umschwenken von Anlegern auf US-Dollar-Anteilklassen jedoch nicht ohne Risiko. „In den USA steigt mit den starken Zinserhöhungen auch das Rezessionsrisiko. Eine Rezession könnte wiederum den US-Dollar und die Aktienmärkte schwächen“, sagt er. Und weiter: „Die Chancen, die sich durch Investments in US-Dollar-Anteilklassen bieten, können sich bei rezessionsbedingt fallenden Aktienkursen und einem schwächeren US-Dollar schnell ins Gegenteil verkehren. Als Anleger heißt es daher aktuell gut abwägen zwischen Währungschancen und Rezessionsrisiken“. Der Dollar ähnelt also in gewisser Weise dem unglaublichen Hulk, einem Helden aus den Marvel-Comics. Allerdings scheint er noch unberechenbarer.