Im dritten Teil des großen Tests dreht sich alles um Fondshandel, Spar- und Auszahlpläne auf Fonds, ETFs, Zertifikate und Aktien. Und es wird der Gesamtsieger gekürt. Von Stephan Haberer, Euro am Sonntag
Während früher Börse noch eine Angelegenheit für Vermögende war, kann heute jeder schon mit ein paar Euro Einsatz an den Finanzmärkten aktiv werden. Und das nicht nur über seinen Bankberater von der teuren Filialbank, sondern auch ganz einfach und günstig von unterwegs.
Möglich machen das der technische Fortschritt, sprich Smartphones und Tablets, sowie kostengünstige Onlinebroker und günstige Anlageprodukte wie ETFs. Kein Wunder, dass ETF-Investments immer beliebter werden. Gern auch mittels Sparplan.
Das wird diesmal bewertet
Genau darum dreht sich der dritte Teil unseres Onlinebroker-Tests: Fonds- und ETF-Handel, Spar- und Auszahlpläne (für die ersten beiden Teile siehe die Ausgaben 6 und 7/22). Auch hier hat €uro am Sonntag das Angebot von 14 in Deutschland aktiven Onlinebrokern detailliert bewertet.
Bei den Fragen rund um den Fondshandel waren maximal 250 Punkte (5,55 Prozent aller möglichen Punkte) drin. Ein weiterer Schwerpunkt waren Sparpläne auf Fonds, ETFs, Zertifikate und Aktien. Hier gab es bis zu 913,5 Punkte (20,3 Prozent). Für ein breites Angebot an Auszahlplänen winkten weitere 51,5 Punkte (1,14 Prozent). Insgesamt waren in den aktuell behandelten Teilbereichen also maximal 1.215 Punkte zu ergattern, das entspricht 27 Prozent der 4.500 maximal möglichen Punkte.
Nach den ersten beiden Teilwertungen (Basics und erweiterte Handelsmöglichkeiten) liegt Comdirect mit 2.216,31 Punkten vor Smartbroker mit 2.129,38 Punkten. Die Consorsbank schaffte nach zwei Teilwertungen mit 2.048,08 Punkten den Sprung auf den dritten Platz. Im dritten Teil des Tests musste sich das Führungstrio ebenso wie seine Verfolger weiteren Prüfungen stellen. Unter anderem diesen:
Lassen sich bei allen Onlinebrokern Investmentfonds handeln?
Alle Broker in unserem Test offerieren den Handel von Fondsanteilen via Fondsgesellschaft (auch KAG genannt) und via Börse. Jedoch ist beim Handel via KAG das Angebot recht unterschiedlich. Mit 2.682 handelbaren Fonds hat die Postbank das kleinste Fondsangebot via KAG, die 1822direkt, eine Onlinetochter der Frankfurter Sparkasse, das größte: Laut eigenen Angaben sind über sie mehr als 40.000 Fonds direkt via KAG zu beziehen. Doch auch Comdirect, DKB - Deutsche Kreditbank, NIBC Direct, Onvista Bank, S-Broker und Smartbroker bieten jeweils bei einer fünfstelligen Anzahl von Fonds den Handel via Fondsgesellschaft an.
Wie sieht es mit Rabatt auf den Ausgabeaufschlag aus?
Hier variieren sowohl die Anzahl rabattierter Fonds als auch die Höhe der Mindest- und der Maximalermäßigung. So bietet die Comdirect Bank 355 Fonds ganz ohne Ausgabeaufschlag - auch Agio genannt - an, bei rund 14.000 ist das Agio mindestens um 25 Prozent reduziert. Bei der ING sind sogar 540 Fonds ganz ohne Agio zu haben, bei mehr als 5500 Fonds ist der Ausgabeaufschlag zudem um mindestens 50 Prozent ermäßigt. Bei Maxblue gibt es die gleiche Ermäßigung aufs Agio bei über 8.000 Fonds und bei der 1822direkt sogar bei über 11.000 Fonds. Noch besser ist hier das Angebot der NIBC Direct: Diese verzichtet derzeit bei allen 10.000 Fonds, die bei ihr via KAG zu haben sind, auf den ihr zustehenden Ausgabeaufschlag.
Verzichten auch andere Broker komplett auf das Agio?
Ein ganz klares "Jein". So verlangt etwa die DKB - Deutsche Kreditbank beim Fondskauf via KAG zwar kein Agio, dafür aber eine Gebühr von jeweils 25 Euro. Ähnlich sieht es beim Festpreis-Depot der Onvista Bank aus, das auch über finanzen.net vertrieben wird. Auch hier werden anstatt Agio Gebühren fällig, und zwar die gleichen wie bei normalen Börsentrades, jedoch ohne Börsenplatzgebühr. Ergibt 5,00 Euro je Order. Smartbroker, der Onlinebroker von Wallstreet Online Capital, macht es sogar noch einen Euro günstiger. Bei ihm kostet die Fondsorder via KAG gerade mal 4,00 Euro.
Bei der Postbank wird zwar ebenfalls kein Agio fällig, dafür aber eine Provision, deren Höhe sich nach Fondsart und Orderweg bemisst. Für Aktien-, Misch- und Immobilienfonds, die online geordert werden, wird demnach eine Provision in Höhe von 1,5 Prozent des Ordervolumens fällig.
Und was kostet der Fondskauf via Börse?
Hier schwanken die Gebühren inklusive fremder Kosten bei einer 2.500- Euro-Order zwischen 5,42 Euro bei Smartbroker und 25,63 Euro bei der Merkurbank. Das entspricht einer Kostenbelastung von rund 0,22 Prozent bis knapp 1,03 Prozent - deutlich günstiger als der Kauf mit vollem Agio direkt bei der Fondsgesellschaft.
Wie ist es generell um das Angebot an Wertpapier-Sparplänen bestellt?
Grundsätzlich recht gut. Jedoch bietet NIBC Direct überhaupt keine Wertpapiersparpläne an, weder auf Fonds noch auf ETFs, Zertifikate oder Aktien. Und nur sieben Anbieter - Comdirect, Consorsbank, DKB - Deutsche Kreditbank, ING Deutschland, Maxblue, S-Broker sowie 1822direkt - bieten Sparpläne auf alle vier Wertpapierklassen an.
Wie viele sparplanfähige Fonds gibt es bei den einzelnen Brokern?
Hier variiert das Angebot recht stark. Bei sieben Brokern gibt es jeweils mehr als 1.000 sparplanfähige Fonds. Das größte Angebot hat aktuell die Merkur Privatbank mit 7.132 solcher Fonds. Bei der Targobank sind es immerhin rund 5.550 und bei der 1822direkt circa 3.300, bei Flatex sind es 2.407. Und bei der DKB - Deutsche Kreditbank sind etwa 2.200 verschiedene Fonds auch im Rahmen eines Sparplans erhältlich, bei Smartbroker sind es 1.180.
Wie steht es um das Angebot an ETF-Sparplänen?
Bei ETF-Sparplänen passt wiederum NIBC Direct komplett. Bei den anderen Brokern sind ETF-Sparpläne dagegen möglich. Und das teilweise sogar völlig ohne Gebühren. So bietet Flatex alle 1.352 dort sparplanfähigen ETFs kostenlos an. Bei der ING Deutschland sind sogar alle 1.472 sparplanfähige ETFs kostenlos zu haben; bei der Consorsbank mehr als 340 von über 800 und bei Smartbroker 270 von über 600 sparplanfähigen ETFs. Bei der 1822direkt sind dagegen gerade mal Sparpläne auf rund 100 ETFs gebührenfrei. Bei der DKB fallen bei 87 sparplanfähigen ETFs keine Kosten an, bei weiteren 154 sind sie auf 0,49 Euro je Ausführung und WKN ermäßigt.
Beim S-Broker werden Sparpläne auf insgesamt 102 ETFs und ETCs von Xtrackers und Deka lediglich bis zu Sparplanraten von 500 Euro kostenlos ausgeführt. Bei Maxblue sind alle ETF-Sparpläne bis zu einer Sparplanrate von 250 Euro kostenlos.
Die niedrigste reguläre Maximalgebühr hat die Postbank mit einer Flat Fee von 0,90 Euro je Ausführung und WKN. Die Onvista Bank liegen hier mit ihrer Flat Fee von 1,00 Euro nur minimal darüber. Am teuersten können ETF-Sparpläne beim S-Broker kommen: Hier werden bei Sparplänen immer 2,5 Prozent des Ordervolumens als Gebühr fällig. Und das ohne jede Begrenzung nach oben. Dagegen sind die Ordergebühren (ohne Fremdkosten) bei normalen Trades an deutschen Börsen auf maximal 54,99 Euro begrenzt. Dieselbe Gebühr zahlt man beim S-Broker schon für eine Sparplanrate von 2199,60 Euro.
Wie viele Onlinebroker bieten Sparpläne auf Zertifikate an?
Lediglich acht der befragten 14 Onlinebroker haben auch Zertifikate-Sparpläne im Angebot. Mit Flatex, Merkur Privatbank, NIBC Direct, Postbank, Smartbroker und Targobank sind gleich sechs Anbieter in diesem Punkt völlig blank. Bei der Onvista Bank sieht es mit neun sparplanfähigen Zertifikaten nicht viel besser aus - jedoch bietet dieser Broker an, Sparpläne auf weitere Zertifikate zu ermöglichen, sollten Kunden dies wünschen.
Noch schlechter ist die Lage bei der ING Deutschland mit gerade mal sechs sparplanfähigen Zertifikaten. Dagegen haben 1822 direkt mit 116, S-Broker mit 111 und Comdirect mit 110 sparplanfähigen Zertifikaten (und ETCs) hier die umfangreichsten Angebote. Komplett gebührenfreie Zertifikate-Sparpläne haben derzeit lediglich 1822direkt (45 Zertifikate) und Consorsbank (4) im Angebot. Zudem sind beim S-Broker 46 Zertifikate auf Wikifolios bis zu Sparplanraten von 500 Euro gebührenfrei.
Wie groß ist das Angebot an Aktiensparplänen?
Lediglich vier der 14 befragten Onlinebroker haben überhaupt keine Aktiensparpläne im Angebot. Doch Vorsicht bei den Aktiensparplänen von Smartbroker, S-Broker und Targobank: Bei diesen Anbietern ist der Bruchteilserwerb nicht möglich, was den Vorteil von Sparplänen teilweise wieder zunichte macht. Andererseits hat der S-Broker mit 601 sparplanfähigen Aktien das zweitgrößte Angebot. Das größte hat die 1822direkt mit insgesamt 1.154 sparplanfähigen Aktien gerade erst gestartet. Kunden der Consorsbank können in insgesamt mehr als 570 Werte per Sparplan investieren. Die ING Deutschland folgt mit 561 sparplanfähigen Titeln. Und bei der Comdirect lassen sich 452 Aktien regelmäßig besparen. Die wenigsten sparplanfähigen Aktien bieten DKB und Merkur Privatbank: jeweils nur die 40 DAX-Werte.
Kann man auch Auszahlpläne auf Wertpapiere einrichten?
Ja, das ist möglich, allerdings ist das Angebot an Auszahlplänen recht überschaubar. Mit Flatex, Postbank, S-Broker, Smartbroker und Targobank offerieren lediglich fünf Anbieter das regelmäßige Desinvestieren mit festen Auszahlraten. Zudem ist bei der Postbank dieses Angebot mit der Rückgabe von Fondsanteilen in kleinen Häppchen an die KAG recht eingeschränkt. Bei Flatex und Smartbroker sind Auszahlpläne auf Fonds und ETFs möglich. Die Targobank bietet das regelmäßige Entsparen für Fonds, ETFs und Aktien an. Der S-Broker hat hier das größte Angebot: Bei ihm sind Auszahlpläne auf Fonds, ETFs, ETCs, Zertifikate und Aktien möglich. Während bei der Targobank die Ratenhöhe bei Auszahlplänen auf ETFs und Aktien auf maximal 500 Euro begrenzt ist, gibt es beim Rest des hier aktiven Quintetts keine Obergrenzen bei der Auszahlrate.
Wer hat den dritten Teil des Tests am besten gemeistert?
Auf dieser Etappe unseres Tests landete die ING Deutschland mit 640,43 von 1215 maximal möglichen Punkten auf Platz 1. Dahinter reihte sich mit 631,37 Punkten die Consorsbank ein. Der S-Broker schaffte es mit 626,97 Punkten auf den dritten Platz der Etappenwertung.
Wie sieht das Gesamtergebnis über alle drei Teile des Tests aus?
Unterm Strich erhielten wie schon im Vorjahr drei Onlinebroker die Gesamtnote "sehr gut +" - Comdirect, Smartbroker und Consorsbank. Dabei kam die Comdirect mit 2.819,06 Punkten auf Platz 1 vor dem Smartbroker mit 2.738,16 Punkten. Die Consorsbank kam mit 2.679,45 Punkten auf den dritten Platz. Drei weitere Anbieter - Sparkassen-Broker (2.603,19 Punkte), Flatex (2.469,32) und 1822direkt (2.441,59 Punkte) - wurden in unserem Test, der den Leistungsstand zum 1. Februar 2022 widerspiegelt, mit der zweitbesten Note "sehr gut" bewertet. Herzlichen Glückwunsch!
So wurde gewertet
Im Test: 14 in Deutschland aktive Onlinebroker. Dabei wurden in 35 Kategorien mehr als 500 (Teil-)Aspekte der Standardkonditionen des jeweiligen Preismodells bewertet.
Bewertung: Insgesamt konnten maximal 4.500 Punkte erzielt werden. Diese verteilten sich wie folgt auf die drei Teile des Tests. Im ersten Teil konnten maximal 1.710 Punkte erzielt werden (siehe Ausgabe 6/22). Hier waren die Basics des Börsenhandels im Fokus: Depotgebühren, Xetra-Handel, Orderfunktionalitäten, Ordergültigkeit, Sicherheitsstandards, Verwahrentgelt, Guthabenzinsen und Wertpapierkredite.
Im zweiten Teil (siehe Ausgabe 7/22) waren maximal 1.575 Punkte zu erzielen. Hier lag das Augenmerk auf handelbaren Wertpapierklassen, angebundenen Börsen, Fremdwährungskonten, außerbörslichem Handel und Rabattangeboten. Zudem wurde unter anderem das Angebot an Research, Wertpapierberatung und Robo-Advisor bewertet.
Im dritten und letzten Teil des Tests (aktuelle Ausgabe) sind nochmals bis zu 1.215 Punkte drin: Dabei gab es bis zu 100 Punkte für das Fondsangebot im Direkthandel mit Fondsgesellschaften, für Fonds mit rabattiertem Agio, für möglichst hohe Mindest-/Maximal-Rabatte sowie für möglichst geringe Mindest- und möglichst hohe Maximal-Ordergrößen. Weitere 150 Punkte waren beim Fondshandel via Börse drin. Für ein möglichst umfassendes Angebot an Fondssparplänen gab es maximal 252 Punkte. Bei ETF- und Zertifikate-Sparplänen waren ebenfalls maximal je 252 Punkte zu erzielen. Möglichst gute Angebote an Aktiensparplänen brachten bis zu 157,5 Punkte und Wertpapier-Auszahlpläne bis zu 51,5 Punkte.
Platzierung: Je mehr Punkte ein Anbieter insgesamt erzielen konnte, desto besser seine Platzierung im Gesamtklassement.
Benotung: Der Beste der Gesamtwertung erhielt die Note "sehr gut +". Die von ihm erzielte Punktzahl war zugleich die Benchmark für die anderen Anbieter. Wer mehr als 95,00 Prozent der Punkte des Besten erzielte, erhielt ebenfalls ein "sehr gut +"; bis hinunter auf 85,01 Prozent gab es ein "sehr gut"; bis 70,01 Prozent: "gut"; bis 50,01 Prozent: "befriedigend"; bis 25,01 Prozent: "ausreichend"; bis 10,00 Prozent: "mangelhaft"; bei weniger als 10,00 Prozent: "ungenügend". Die Notenvergabe in den Unterkategorien erfolgte analog dazu.