Intel: Amerikas Chipriese will seine Konkurrenten AMD und Nvidia bei Künstlicher Intelligenz (KI) auf Abstand halten und gruppiert deshalb seine Graphikchipsparte um. Geht die Strategie auf? Von Klaus Schachinger

Beim Megatrend Künstliche Intelligenz (KI) rechnet Amerikas Chipgigant Intel mit verschärfter Konkurrenz durch die ebenfalls im kalifornischen Santa Clara im Silicon Valley beheimaten Rivalen AMD und Nvidia und stellt seine Einheit für Graphikchips nun schlagkräftiger auf. Der Bereich für Standardgraphikhalbleiter, die in vielen Computern, Laptops und Tablets zusammen mit Intels Mikroprozessoren verbaut werden, kommt unter das Dach der Einheit, die für Standard-Mikroprozessoren zuständig ist (client computing group). Mikroprozessoren sind die zentralen Steuereinheiten in PCs, Laptops und Tablets. Bei Standardgraphikchips ist Intel die globale Nummer 1. Der Bereich für besonders leistungsfähige und anspruchsvolle Graphikhalbleiter, die für Algorithmen Künstlicher Intelligenz (KI) und in Computervideospielen eingesetzt werden und hier große Datenmengen im Echtzeitmodus verarbeiten müssen, wird in das Segment für Mikroprozessoren für Netzwerkrechner (Server) und KI integriert. Der Chef von Intels Graphikchipsparte Raja Koduri wird erneut Intels Gesamtchipdesign leiten. Koduri ist seit 2017 bei Intel in Santa Clara. Davor leitete Kaduri Einheiten für Chipdesign bei Apple und AMD

Warum AMD und Nvidia auch bei Chips für Netzwerkrechner (Server) erfolgreich sind

Bei besonders leistungsfähigen Chips für Netzwerkrechner (Server) jagen AMD und Nvidia dem hier weiterhin dominierenden Primus Intel seit geraumer Zeit erfolgreich Marktanteile ab. Nvidia und AMD dominieren bei hochleistungsfähigen Graphikchips für Computerspiele. AMD kam hier 2006 durch den Kauf von Nvidias ebenbürtigen Graphikchiprivalen Ati Technologies mit an die Spitze. Nun rücken AMD und Nvidia Intel der im Markt für Serverchips dominiert, auch in diesem Geschäft mit attraktiven Margen auf die Pelle. Beide verzichten auf eine eigene Chipproduktion und haben dafür Auftragsfertiger wie TSMC. Aktuell ist das ein besonders großer Vorteil gegenüber Intel: denn ohne die milliardenschweren Investitionen in Chipfabriken, die über Technologien für die kleinsten Leiterbahndurchmesser verfügen müssten, inzwischen geringer als fünf Nanometer, haben AMD und Nvidia mehr Spielraum bei der Marge und können technologisch schneller reagieren. Das ist besonders wichtig für Konkurrent AMD der die gleichen Architekturen wie Intel benutzt. Im Februar brachte AMD zudem den 35 Milliarden Dollar Kauf des Entwicklers von programmierbaren Chips Xilinx unter Dach und Fach. Intel hätte diesen Deal auf gern gemacht. Nun verstärkt Xilinx AMDs Portfolio für Mikroprozessoren in Servern. Nvidia gelang es währenddessen mit seine bei Graphikchips auf die Verarbeitung hoher Datenmengen ausgerichtete Architektur auf Halbleiter für Server zu übertragen.

Intels Comeback, künftig auch als Auftragsfertiger

Intel, einst auch in der Chipfertigung weltweit führend, sowohl technologisch als auch bei der Marge, kämpft hier seit geraumer Zeit mit Problemen und liegt nun technologisch, also bei den kleinsten Leiterbahnabständen, klar hinter Auftragsfertiger TSMC zurück. Auch das stärkt AMD und Nvidia stärker. Sie nutzen die führenden Technologien des größten Chipauftragsfertigers der Welt, der nun erstmals auch Fabs in den USA baut. Die Chance der Kalifornier auf ein Comeback ist ihre finanzielle Stärke. Wegen der hohen Kosten können sich weltweit nur noch drei Unternehmen in diesem Segment Chipfabriken, sogenannte Fabs, leisten: Intel, Südkoreas Technologieriese Samsung und der Primus der Auftragsfertiger TSMC. Der gegenwärtige Trend zur Verlagerung von Fertigungskapazitäten aus Asien, überwiegend aus China, nach Amerika und Europa eröffnet Intel die Chance auf ein Comeback. Der Halbleiterriese hat das auf dem Schirm und will sich mittelfristig auch als Auftragsfertiger etablieren.

Fazit der Redaktion

Intels Neusortierung bei Graphikchips dürfte den Konzern im Wettbewerb mit AMD und Nvidia nicht wesentlich stärken. Denn zusätzlich zu ihren Portfolien, die Intels bei leistungsfähigen Graphikchips überlegen sind, nutzen AMD und Nvidia die führende Fertigungstechnologie des taiwanesischen Auftragsfertigers TSMC. Die stärkt Intels Konkurrenten auch in dem im Vergleich zu Graphikchips größeren Markt für Serverchips. Langfristig sollte Intel aufgrund seiner großen Ressourcen und seiner Bedeutung für Amerika und die Chipbranche ein Comeback gelingen.

 Anleger können mit dem Zertifikat auf den Börse Online Chip Power Index (WKN DA0ABM), der neben weiteren starken Chip-Aktien auch AMD, Intel und Nvidia enthält, von den Zukunftsperspektiven der Halbleiterbranche profitieren. Sie ist der Motor für technologischen Fortschritt. Dazu passend hat die Redaktion auf das Wikifolio Next Gen Tec (WKN LS9SHB) aufgelegt.

Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Nvidia

Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Preis der Finanzinstrumente wird von einem Index als Basiswert abgeleitet. Die Börsenmedien AG hat diesen Index entwickelt und hält die Rechte hieran. Mit dem Emittenten der dargestellten Wertpapiere hat die Börsenmedien AG eine Kooperationsvereinbarung geschlossen, wonach sie dem Emittenten eine Lizenz zur Verwendung des Index erteilt. Die Börsenmedien AG erhält insoweit von dem Emittenten Vergütungen.

Hinweis auf Interessenkonflikte:
Über die wikifolio Financial Technologies AG legt die Herausgeberin Börsenmedien AG sogenannte wikifolios auf. Mit der wikifolio Financial Technologies AG hat die Börsenmedien AG eine Vereinbarung geschlossen, wonach sie, abhängig von den in das wikifolio investierten Beträgen, entsprechende Vergütungen erhält. Der verantwortliche Redakteur jedes wikifolios erhält seinerseits von der Börsenmedien AG ebenfalls Vergütungen und profitiert damit, neben der Börsenmedien AG, von den Finanzzuflüssen in das ent-sprechende wikifolio.