Die Schweizer Biotechnologiefirma Actelion hat dank ihres neuen Lungenmedikaments erstmals mehr als zwei Milliarden Franken umgesetzt. Die Verkaufserlöse von Opsumit verdreifachten sich im vergangenen Jahr nahezu auf 516 Millionen Franken (467 Millionen Euro). "Mit dem eindrucksvollen Start von Opsumit und nun auch mit der Markteinführung von Uptravi haben wir eine ausgezeichnete Ausgangslage geschaffen", sagte Firmenchef Jean-Paul Clozel am Dienstag. Dank der beiden Lungenarzneien will Europas größte Biotech-Firma auf Wachstumskurs bleiben, obwohl der Umsatz mit dem wichtigsten Umsatzbringer Tracleer wegen der Konkurrenz durch günstigere Generika zurückgeht.

Insgesamt steigerte Actelion die Verkaufserlöse um vier Prozent auf 2,05 Milliarden Franken. Der Betriebsgewinn legte bereinigt um Währungs- und Sonderfaktoren um 25 Prozent auf 814 Millionen Franken zu. Und entgegen den Analystenerwartungen stellt die Firma dieses Jahr einen weiteren operativen Gewinnzuwachs um einen niedrigen einstelligen Prozentbetrag in Aussicht. Unter dem Strich standen vergangenes Jahr mit 552 Millionen Franken allerdings sieben Prozent weniger - der starke Franken und höhere Forschungskosten schmälerten den Gewinn. Die Dividende will Actelion trotzdem um 0,20 auf 1,50 Franken je Aktie anheben.

Bei den Anlegern kamen die Neuigkeiten gut an. Mit 1,7 Prozent Kursplus setzten sich die Actelion-Aktien an die Spitze der insgesamt schwächeren europäischen Gesundheitswerte. "Der Ausblick 2016 ist viel besser als von uns befürchtet", erklärte Analyst Peter Welford vom Broker Jefferies.

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ZUKÄUFE KAUM ZU MACHEN



Längerfristig muss Actelion Clozel zufolge allerdings in neue Therapiegebiete vorstoßen. "Es gibt keinen wissenschaftlichen Durchbruch, der uns einen neuen Weg bei Lungenhochdruck aufzeigt", sagte der Firmengründer zur Nachrichtenagentur Reuters. Arzneien mit einem neuen Wirkmechanismus seien nicht absehbar und den auf den Markt befindlichen Präparaten drohe früher oder später Konkurrenz durch günstigere Nachahmermittel. Kommendes Jahr will Acelion den Zulassungsantrag für das Antibiotikum Cadazolid zur Behandlung von infektiöser Durchfallerkrankung stellen, 2019 soll der Antrag für Ponesimod zur Multiple-Sklerose-Therapie folgen. Das Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, alle zwei Jahre ein neues Medikament auf den Markt zu bringen.

Die Chance für eine Akquisition sei angesichts der hohen Kaufpreise in der Pharma- und Biotech-Branche gering. Große Konzerne, denen Konkurrenz für wichtige Medikamente durch günstigere Generika drohe, seien bereit, für Zukäufe viel Geld auf den Tisch zu legen. "Ich sehe ziemlich schwarz, dass wir mit diesen Firmen konkurrieren können", sagte Clozel. Im November hatte der britisch-schwedische Pharmakonzern AstraZeneca die Schweizer bei der US-Biotechnologiefirma ZS Pharma ausgestochen. Actelion selbst erhielt laut Clozel kein Übernahmeangebot.

Reuters