Mittelfristig setzt der Luft- und Raumfahrtkonzern noch stärker auf den Verkaufsschlager A320: Airbus prüft, ob die Produktion von derzeit 55 auf mehr als 70 Maschinen im Monat hochgefahren werden kann. "Wirtschaftlich wäre das ein Selbstläufer", sagte Finanzvorstand Harald Wilhelm. "Die Kapazität ist das Problem." Beim Langstreckenflugzeug A330 drosselt Airbus dagegen mangels Nachfrage die Stückzahlen.

Der A320 und der A330, die größten Umsatz- und Gewinnbringer von Airbus, haben neuartige und weniger Kraftstoff verbrauchende Triebwerke bekommen, die aber offenbar unter Kinderkrankheiten leiden. Die Zulieferer Pratt & Whitney und CFM konnten zu Jahresbeginn wegen technischer Probleme zeitweise nicht für den A320 liefern. Ein Teil der Turbofan-Triebwerke von Pratt & Whitney wird bei MTU Aero Engines in München gebaut. Dutzende fabrikneue Flugzeuge standen auf Halde, von Januar bis März konnten nur 95 der A320neo ausgeliefert werden. Das bremst auch die Expansion von Kunden wie der Lufthansa, die 2018 nur sechs statt zwölf der bestellten A320 erwartet.

"Wir wussten, dass das erste Quartal grausig wird - und so ist es", schrieb Jefferies-Analyst Sandy Morris. Die Airbus-Aktie trat in Paris auf der Stelle.

ES IST VIEL ZU TUN

Airbus-Vorstandschef Tom Enders gab sich zuversichtlich, den Rückstand noch aufzuholen - wenn die Zulieferer ihre Zusagen jetzt einhielten. Insgesamt sollen in diesem Jahr 800 Kurz- und Langstreckenflugzeuge gebaut werden. Im ersten Quartal waren es 121, das sind 15 weniger als ein Jahr zuvor. "Damit bleibt für die zweite Jahreshälfte viel zu tun", sagte Enders, der den deutsch-französischen Konzern Anfang 2019 verlassen wird. Airbus peilt für 2018 ein bereinigtes Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 5,2 Milliarden Euro an, auf vergleichbarer Basis sind das 20 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.

Das CSeries-Programm kleinerer Kurzstreckenflugzeuge, das Airbus praktisch kostenlos vom angeschlagenen kanadischen Rivalen Bombardier übernimmt, ist in den Plänen noch nicht enthalten. Bis Ende Mai soll die Übernahme perfekt sein. Wilhelm sagte, Airbus wolle die Kosten der CSeries senken und mit Hilfe der großen Airbus-Vertriebsmannschaft davon "große Stückzahlen" verkaufen. "Wir sind bereit, den Markt zu erobern."

Beim A330 muss Airbus dagegen Abstriche machen. Im nächsten Jahr sollen nur noch 50 der Langstrecken-Flieger mit 250 bis 300 Sitzen produziert werden, mit denen man gegen die Boeing 787 antritt. 2017 hatte Airbus noch 67 ausgeliefert, in diesem Jahr rechnet Wilhelm mit 60. Womöglich könnten stattdessen mehr A350 verkauft werden, schrieb Analyst Morris.

Beim A320 kommt Airbus der Nachfrage kaum hinterher. "Wenn alles passt, haben wir das Potenzial, von Mitte 2019 an 63 A320 im Monat auszuliefern", sagte Wilhelm. Zurzeit sind es 55. Als kurzfristiges Ziel setzt sich Airbus offiziell aber nur 60. Denn Zulieferer wie die französische Safran, die zum CFM-Konsortium gehört, zweifeln, ob sie das Tempo mitgehen können. Später peilt Airbus einen Ausstoß von 70 oder mehr A320 pro Monat an. Wie das geht, soll in einer Machbarkeitsstudie geprüft werden.

rtr