Die anhaltende Kauflaune der Fluglinien beschert Airbus erstmals einen Auftragsbestand von über einer Billion Euro. Der Konzern will dieses Jahr mehr als 650 Flugzeuge ausliefern und rechnet weiter mit steigenden Bestellzahlen. "Der Rekord-Auftragsbestand unterstützt unsere Pläne, die Kapazitäten in der Zivilflugzeugproduktion zu erhöhen", erklärte Vorstandschef Tom Enders am Mittwoch in London. Trotz des dicken Orderbuchs blieb er für das laufende Geschäftsjahr vorsichtig. Für 2016 sagte Enders einen stagnierenden Betriebsgewinn von rund 4,1 Milliarden Euro voraus. Hintergrund sind die Kosten zum Hochfahren der Produktion neuer Passagierjetserien wie dem Langstreckenflieger A350 oder dem modernisierten Mittelstreckenmodell A320neo.

An der Börse kam die Zurückhaltung nicht gut an, obwohl die Aktionäre für 2015 eine um zehn Cent auf 1,30 Euro je Anteilsschein erhöhte Dividende erhalten sollen. Die im Nebenwerteindex MDax notierte Airbus-Aktie gab um mehr als zwei Prozent nach.

Ab 2017 würden monatlich sieben Flugzeuge des Typs A330 gebaut, betonte der Airbus-Chef. Erst vor einem Jahr hatte Enders bekannt gegeben, die Fertigung des bis zu 300 Sitze fassenden Fliegers zu drosseln. Vor wenigen Wochen kündigte nun der Iran nach dem Ende der Sanktionen eine Bestellung von 45 Maschinen dieses Typs an. Analysten erwarten, dass die Renaissance der in die Jahre gekommenen Modellserie den Gewinn aufpolstern dürfte. "Wenn man annimmt, dass jeder A330 etwa 20 Millionen Euro Gewinn abwirft, dürfte das operative Ergebnis um fünf Prozent zulegen", erklärte Rob Stallard von RBC Capital Markets.

2016 ist für Airbus ein Übergangsjahr zwischen älteren Modellreihen und modernisierten Typen. Beim Hauptumsatzbringer A320 zeigen sich die üblichen Schwierigkeiten. Turbinenlieferant Pratt & Whitney kämpft mit technischen Problemen, wodurch sich Auslieferungen bei Airbus in die zweite Jahreshälfte verzögern. Auch der Produktionshochlauf des A350 bleibe eine Herausforderung, bekräftigte Enders. Hinzu kommen Bedenken von Branchenexperten, dass Airbus und der Erzrivale Boeing nach Jahren mit immer dickeren Auftragsbüchern einen Dämpfer bekommen könnten. Konjunktursorgen und der niedrige Ölpreis könnten die Einkaufspläne der Fluglinien ändern.

Mit dem abgelaufenen Jahr zeigte sich Enders zufrieden. Der Riesenflieger A380 werfe erstmals in seiner Produktionsgeschichte Gewinn ab, die Einführung des A320neo komme voran und vom neuen A350 seien bereits 14 Maschinen ausgeliefert worden. Wir werden unser Augenmerk auch künftig auf das Programmmanagement und die Bewältigung der Herausforderungen richten, die mit der Beschleunigung des A350- und A400M-Hochlaufs sowie dem Übergang zur A320neo-Version einhergehen", erklärte Enders. Die lahmende Produktion des Militärtransporters A400M hatte Airbus im ersten Halbjahr 2015 noch hohe Sonderlasten eingebrockt. Beim Bau des prestigeträchtigen A380 drehe Airbus weiter an der Kostenschraube, um 2017 auch bei weniger Auslieferungen als den 27 des vergangenen Jahres Geld damit zu verdienen, sagte Finanzchef Harald Wilhelm.

Im schwierigen Rüstungs- und Raumfahrtgeschäft des Konzerns ist der Abwärtstrend vorerst unterbrochen, die Auftragslage habe sich zuletzt wieder gebessert, hieß es. Neuigkeiten zum laufenden Verkauf der Rüstungselektroniksparte brachte Enders nicht mit auf die Bilanzpressekonferenz nach London.

Insgesamt kletterten die Einnahmen der Toulouser 2015 binnen Jahresfrist um acht Prozent auf 64 Milliarden Euro. Der Betriebsgewinn (Ebit) vor Sondereffekten lag mit gut 4,1 Milliarden Euro nur knapp über dem Vorjahreswert. Das Konzernergebnis stieg um 15 Prozent auf rund 2,7 Milliarden Euro.

Reuters