Bald hält in Europa der Frühling Einzug. In den Niederlanden heißt das: Tulpenblütenzeit. Die Farbenpracht lockt viele Touristen an. 2015 kamen fast 15 Millionen ausländische Besucher - sieben Prozent mehr als im Jahr zuvor.

Deutlich weniger Anziehungskraft besitzt derzeit der Amsterdamer Aktienmarkt. Der Leitindex AEX notiert etwa auf dem Niveau, das er bereits 2014 erreicht hatte. Das Umfeld gibt wenig Anlass zu Euphorie: Die Folgen der europaweiten Krise 2008 belasteten die Volkswirtschaft lange. Laut der Beratungsagentur Germany Trade and Invest hat die Wirtschaft erst im dritten Quartal 2015 wieder den Umfang erreicht, den sie vor dem Beginn der Krise hatte.

Immerhin: Für 2016 und 2017 wird beim Bruttoinlandsprodukt mit Zuwächsen von jeweils gut zwei Prozent gerechnet. "Das Potenzialwachstum in den Niederlanden bewegt sich bei knapp unter 1,5 Prozent. Das ist klar weniger als das Wachstum, das wir für die Jahre 2015 bis 2017 im Schnitt vorhersagen. Das heißt, die überschüssigen Kapazitäten sollten geringer werden", sagt Nico Klene, Volkswirt bei ABN Amro. Als exportorientiertes Land und wegen der relativ hoch verschuldeten Privathaushalte sollten die Niederlande vom schwachen Euro und dem Niedrigzinsumfeld besonders profitieren.

Richtig auf Touren kam der AEX trotzdem noch nicht. Neben dem schwierigen Börsenumfeld liegt das an der Bewertung. Die ist mit einem geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnis von 15,8 für 2016 wenig attraktiv. Wer den Markt kennt und gezielt in aussichtsreiche Titel investiert, kann dennoch relativ gute Performance-Ergebnisse erzielen.

Wie das geht, macht seit Jahren SNS Securities vor. Die Analysten des niederländischen Brokers haben seit 2002 mit ihrer Auswahl den AEX bei der Wertentwicklung um 393 Prozent geschlagen. Wie alle sechs Monate üblich, hat SNS kürzlich diese Favoritenliste aktualisiert. Bei der Vorlage gab sich Research-Chef Martijn den Drijver mit Blick auf Europas Börsen zwar allgemein vorsichtig, doch nach den jüngsten Kursverlusten seien die Bewertungen wieder vernünftig. Kombiniert mit besseren Gewinnaussichten lasse das den Notierungen etwas Luft nach oben. Zumal es kaum echte Alternativen zu Aktien gebe.

Die Experten favorisieren für das erste Halbjahr 2016 Aktien von Unternehmen mit Schwerpunkt in Europa und stabilen oder steigenden Cashflows. Ein wenig aus der Reihe tanze ASM International. Die Aktien des Halbleiterausrüsters hätten die Qualifikation vor allem dank einer niedrigen Bewertung geschafft. Der zuständige Analyst Edwin de Jong beziffert das Verhältnis von Unternehmenswert zum Gewinn vor Steuern, Zinsen, Abschreibungen und Amortisationen für 2016 auf das 3,7-fache. Die Konkurrenz komme hier im Schnitt auf das 7,5-fache.

Die SNS-Favoriten punkten zudem mit attraktiven Ausschüttungen. So errechnet sich für KPN Telekom eine Dividendenrendite von 7,6 Prozent, der Wert für ING Groep liegt gar bei 6,8 Prozent. Beim Telekomkonzern KPN lobt der Broker die Maßnahmen zum Risikoabbau sowie den hohen freien Cashflow. Beim Finanzkonzern ING Groep verweisen die Experten auf eine attraktive Bewertung sowie auf eine gute Positionierung, die es ermöglicht, von anziehendem Wachstum in der EU zu profitieren.

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Übernahmen und Fahrräder beflügeln



Nicht zu verstecken braucht sich in Sachen Dividendenrendite mit knapp sechs Prozent der Möbel- und Matratzenhändler Beter Bed. Neben einer im Vergleich moderaten Bewertung könnten Zukäufe den Kurs beflügeln. Sehen lassen kann sich auch die Dividendenrendite von Accell. Die SNS-Experten trauen dem Fahrradhersteller zudem wegen des dynamischen E-Bike-Geschäfts 2016 und 2017 steigende Umsätze und Gewinne zu. Beim günstig bewerteten Bauunternehmen BAM Groep setzt SNS auf positive Impulse durch Restrukturierungen und die Umsetzung des neuen Strategieplans. Auch beim Wissens- und Informationsdienstleister Wolters Kluwer sollen sich die bereits erledigten Hausaufgaben positiv niederschlagen, etwa die Konzentration auf wachstumsstarke Bereiche.



Eine Sonderrolle hat

For Farmers

. Die Aktien des europaweit führenden Tierfutteranbieters werden bisher nur außerbörslich gehandelt. Im Jahresverlauf ist aber ein Listing an der Euronext geplant. Dann können institutionelle Anleger einsteigen, was den Aktienkurs beflügeln sollte. Die Dividendenrendite liegt bei fast vier Prozent.



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