Nun also auch Apple. Nachdem bereits die Filmstudios Disney und Time Warner für 2019 eigene Dienste angekündigt haben, drängt jetzt auch der Smartphone-Erfinder auf den Streaming-Markt. Über den Schritt wurde spekuliert, seit der iPhone-Absatz 2018 zu schrumpfen begann. Von Oktober bis Dezember des vergangenen Jahres gingen die Einnahmen aus dem einstigen Verkaufsschlager um 15 Prozent zurück. Das Minus konnte auch ein um fast ein Fünftel gewachsenes Servicegeschäft nicht kompensieren. Für das Weihnachtsgeschäft musste der Konzern daher erstmals seit 17 Jahren rückläufige Quartalszahlen melden.

Weil das iPhone weiter für gut zwei Drittel aller Einnahmen steht, fiel auch der Konzernumsatz. Das will Apple ändern und plant einen Strategieschwenk. Für Wachstum sollen künftig neben der Hardware vor allem die eigenen Abo-Dienste sorgen. Die Basis dafür sind weltweit 1,4 Milliarden Apple-Geräte. Zugleich geben laut der Invest­mentbank UBS allein 600 Millionen iPhone-Nutzer keinen Cent für Apple-Dienste aus.

Hier setzt Chef Tim Cook an: Mit Medieninhalten wollen die Kalifornier über ihre installierte Basis deutlich mehr Geschäft machen als bisher. Anfang der Woche stellte Apple gleich eine Vielzahl neuer Dienste vor. Unter dem Titel "It’s showtime" stand dabei der Streamingdienst Apple TV+ im Fokus. Auf der Bühne im Steve-­Jobs-Theater am Firmensitz in Cupertino warben zahlreiche Film- und Fernsehschaffende von Steven Spielberg über Oprah Winfrey bis zu Jennifer Aniston für TV+. Die Promis stellten ihre Projekte vor, die ab dem Start im Herbst exklusiv auf der Plattform zu ­sehen ein sollen. Dann sollen auch Details zu den Abo-Kosten und der Verfügbarkeit folgen.

Vorhang auf

Zugleich wurde der Start der neuen Apple TV App bekannt gegeben. Nutzer können darüber Kabel-, Satelliten- und Pay-TV beziehen und im iTunes- Store Filme und Fernsehsendungen kaufen oder leihen. Anders als bisher wird Apple TV für eine möglichst große Reichweite auch auf Geräten von Wettbewerbern wie LG, Samsung oder Sony laufen. Der Dienst soll ab Mai in über 100 Ländern starten.

Mit Apple News Plus wurde zudem ein digitaler "Zeitungs- und Magazinkiosk" angekündigt, der für 9,90 Dollar im Monat den Zugriff auf die Inhalte von rund 300 Zeitungen und Magazine bieten wird. Und unter dem Namen Arcade lanciert Apple nun auch eine Gaming-Plattform, die "innovative Spiele mit Storytelling und Design wie noch nie" bieten soll. Abgerundet wurde die Service-Of­fensive mit einer neuen Kreditkarte, die Apple zusammen mit der US-Investmentbank Goldman Sachs und Mastercard he­rausbringt.

Apple will sich den Film- und Unterhaltungsspaß im ersten Jahr zwei Milliarden Dollar kosten lassen, schätzen Beobachter. Zieht man die Ausgaben des Konkurrenten Netflix heran, der in diesem Jahr ein Vielfaches davon für die Eigenproduktion von Filmen und Serien ausgeben will, so dürfte die Liebe zu Hollywood auf Dauer durchaus teuer werden. Apple hat mit deutlich über 100 Milliarden Dollar zwar Cash im Überfluss, allein die Budgets der Streaming-Kunden sind begrenzt. Und die Konkurrenz von Amazon Prime bis Disney kennt das Business aus dem Effeff.

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