Anmerkung der Redaktion: Dieser Artikel erschien erstmals am 21.12.2017 in Heftausgabe 51/2017

Volle Kraft voraus: Deutschland



DAX & Co blicken auf starke Aktienjahre zurück. Auch wenn es 2018 aufgrund der fortgeschrittenen Hausse vielleicht etwas volatiler wird, dürfte sich der positive Trend fortsetzen.

Ein wahres Wachstumsfeuerwerk haben deutsche Aktien in den vergangenen Jahren abgebrannt: So bringt es der DAX seit 2009 auf eine durchschnittliche Rendite von neun Prozent pro Jahr. Ein noch höheres Tempo schlug der Rest der Indexfamilie mit bis zu 14,9 Prozent beim MDAX an. Überdurchschnittlich gut verlief dabei das Jahr 2017, allen voran beim TecDAX mit rund 40 Prozent Plus.

Die hohen Kurszuwächse werden begleitet von einem konjunkturellen Aufschwung. Angetrieben vom Export legte das BIP im dritten Quartal um 0,8 Prozent im Vergleich zum Vorquartal zu. "Die deutsche Ausfuhrwirtschaft profitiert vor allem von der sich erholenden Wirtschaft in der Eurozone", erläutert Chefökonom Thomas Gitzel von der VP Bank. Und die Konjunkturampel bleibt auf Grün. So erreichte der wichtigste Frühindikator, der Ifo-Geschäftsklimaindex, jüngst einen neuen Rekordwert.

Bewertung im Blick



MM Warburg spricht von "goldenen Zeiten" in Deutschland. Die Analysten erwarten ein Wachstum von knapp drei Prozent. Zusätzliche Impulse könnten von der nächsten Regierung mit Steuersenkungen sowie einer expansiveren Fiskalpolitik kommen. Da die Wirtschaft 2018 also erneut stark zulegen wird, sollte sich auch die Erfolgsserie an den Aktienmärkten fortsetzen. Skeptiker halten gern die inzwischen hohe Bewertung dagegen. "Beim DAX ist das KGV seit Jahresanfang von 13 auf 14 angestiegen", warnt Gerd Bennewirtz vom Fondshaus SJB. Die Experten von MM Warburg halten dagegen: "Das KGV auf Basis der Gewinnerwartungen für die kommenden zwölf Monate beträgt 13,5, der langjährige Durchschnitt liegt dagegen bei 15." Positiv kommt hinzu, dass die Großkonzerne derzeit hochprofitabel sind. So liegt die Ebitda-Marge bei 15 Prozent und damit klar über dem Zehnjahresschnitt.

Und die Gewinne nehmen weiter zu. In den vergangenen vier Wochen kam es zu klaren Aufwärtsrevisionen. Am deutlichsten stiegen die Ertragserwartungen im TecDAX mit satten 9,2 Prozent für 2018. Aber auch bei den Bluechips hält die Dynamik an. Laut Konsensschätzungen werden im kommenden Jahr zwölf der 30 DAX-Konzerne ihre Gewinne prozentual zweistellig steigern können. Insgesamt wird ein Ertragsplus von zehn Prozent auf 980 Punkte erwartet. 2019 könnte dann erstmals die 1000er-Marke geknackt werden und die Gewinne knapp 1070 Indexpunkte erreichen. Dieser Wert multipliziert mit dem aktuellen KGV ergibt ein potenzielles Kursziel von knapp 15 000 Punkten - rein theoretisch, versteht sich.

Zehn für alle Fälle



Wie gewohnt stellen wir kurz vor Silvester unsere zehn Favoriten für das neue Jahr vor. An dieser Stelle sei uns ein kurzer Rückblick auf 2017 erlaubt. Im Schnitt hat unsere letztjährige Zehnerauswahl einen Ertrag von 52 Prozent abgeworfen und damit alle Indizes outperformt. Bei unseren aktuellen Empfehlungen haben wir versucht, eine Mischung aus offensiven und defensiven Aktien zu erreichen. Unter den Top Fünf der derzeit wachstumsstärksten Titel im DAX befindet sich Adidas. Der Sportartikelhersteller soll 2017 seinen Gewinn je Aktie um 28 Prozent steigern. 2018 wird dann ein weiteres Plus von 22 Prozent erwartet. Aufgrund der hohen Dichte an Mega-Sportevents wie den Olympischen Winterspielen, der Fußball-WM oder auch der Leichtathletik-EM könnte es durchaus noch zu positiven Überraschungen kommen. Aus der ersten Börsenreihe sind zudem die Deutsche Bank sowie die defensiv ausgerichtete Deutsche Telekom mit am Start.

Die MDAX-Auswahl teilt sich ebenfalls in zwei Lager auf: Zum einen setzen wir auf die nachhaltig wachstumsstarke CTS Eventim, zum anderen gehen wir mit Hugo Boss eine spekulative Turnaroundwette ein. Aus dem TecDAX fließen die Compugroup, unser Dauerfavorit S & T sowie Morphosys in die Empfehlungen mit ein. Bei den Small Caps aus dem SDAX fällt die Wahl auf ElringKlinger. Dem Autozulieferer trauen wir 2018 ein Comeback zu. Zu guter Letzt schaffte es mit PVA Tepla noch ein heißer Nebenwert in unsere Favoritenliste. Der Spezialist für Kristall-, Vakuum- und Hochtemperaturanlagen hat sich gesundgeschrumpft, erfreut sich derzeit hoher Auftragseingänge und könnte damit 2018 richtig durchstarten. Anleger müssen hier aber Risikobereitschaft mitbringen, da der Kurs bereits deutlich angesprungen ist.







Auf Seite 2: Raus aus dem Schatten: Acht europäische Gewinner





Raus aus dem Schatten: Europa



Die Konjunktur nimmt Fahrt auf, die Unternehmensgewinne ziehen an: Beste Voraussetzungen, dass auch der noch zögerliche Aufschwung an den Börsen im neuen Jahr an Tempo gewinnt.

Groß war die Angst vor 2017, das als "Superwahljahr" in die Geschichtsbücher eingehen wird. Doch anders als vielerorts gemutmaßt, ist es nicht zu einem Auseinanderdriften der Länder in der Eurozone gekommen. Zusammen mit den verbesserten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ging zudem die Skepsis gegenüber dem Euro zurück.

Apropos Konjunktur: Aus dem "zarten Wachstumspflänzchen" in der Eurozone ist mittlerweile ein achtenswerter Aufschwung geworden. Dieser soll sich in den kommenden Jahren fortsetzen. Die EZB hat kürzlich ihre Prognosen für das Bruttoinlandsprodukt (BIP) für 2017 von 2,2 auf 2,4 Prozent und für 2018 von 1,8 auf 2,3 Prozent angehoben. Die wirtschaftliche Belebung hat mittlerweile auch ehemalige Krisenländer wie Griechenland und Portugal sowie die Sorgenkinder Frankreich und Italien erreicht. Für alle Nationen signalisieren die Frühindikatoren eine anhaltende Konjunkturerholung. Damit wäre das Fundament für weiter steigende Kurse auf dem alten Kontinent gelegt.



Positive Grundlage für steigende Kurse



Doch gibt es auch Unsicherheitsfaktoren. Neben den laufenden Brexit-Verhandlungen poppt an den Märkten auch immer wieder die künftige Zinspolitik von Mario Draghi auf. Befürchtungen, dass der europäische Währungschef die Zügel zu schnell anziehen könnte, dürften überzogen sein. Der Italiener muss weiterhin einen Spagat zwischen wirtschaftlicher Erholung und moderater Inflationsentwicklung vollziehen. Dieser sieht so aus, dass der Leitzins auf der Nulllinie verharrt und die Anleihekäufe ab Januar von 60 auf 30 Milliarden Euro reduziert werden. "Aufgrund der trägen Inflationsentwicklung kann nicht vollständig auf die Käufe verzichtet werden", sagt VP-Bank-Chef-ökonom Thomas Gitzel und fügt hinzu: "Da von einem raschen Anziehen der Teuerungsraten nicht auszugehen ist, werden die Frankfurter Währungshüter noch lange sehr expansiv bleiben." Am Markt wird jedenfalls mit einer Zinserhöhung nicht vor 2019 gerechnet.

Mit den Unternehmensgewinnen geht es derweil bergauf. 2017 wird beim Euro Stoxx 50 mit einer Verbesserung von 9,9 Prozent gerechnet, 2018 sollen die Profite um weitere 9,7 Prozent steigen. Damit liegt das erwartete Wachstum im Bereich des S & P 500. Und doch schneidet Europa im Bewertungsvergleich deutlich schlechter ab. Der Euro Stoxx 50 kommt derzeit auf ein KGV von 14,7, das US-Barometer bringt es dagegen auf 18,3. Bei der Dividendenrendite zeigt sich ebenfalls eine große Diskrepanz: 1,9 Prozent gegenüber 3,5 Prozent in Europa.



Auf die Gewinner setzen



Der Korb aus acht europäischen Aktien, welchen wir im vergangenen Jahr an dieser Stelle präsentiert haben, legte 2017 - unter Beachtung der Stoppkurse - um 14,3 Prozent zu und damit deutlich besser als der Gesamtmarkt. Zu den Gewinnern für kommendes Jahr zählt erneut der Top-Performer ASML. Der Anbieter von Lithografiesystemen für die Chipindustrie dürfte sich weiterhin über eine stark steigende Nachfrage nach seinen Maschinen freuen. In die Kategorie "2018er-Wachstumschampions" fällt auch der französische Spieleentwickler Ubisoft sowie die österreichische AMS. Letztgenannter Halbleiterhersteller, der sich seit Kurzem hauptsächlich auf Bild-, Umwelt-, Audio- sowie optische Sensoren spezialisiert, steuert in den kommenden zwei Jahren jährliche Zuwächse von mindestens 40 Prozent sowie eine operative Marge von 30 Prozent ab 2019 an.

In die Abteilung "Konjunkturprofiteure" fallen in erster Linie die Zykliker ABB und ArcelorMittal. Aber auch dem Konsumgüterkonzern Unilever, der sich soeben neu aufstellt, sowie PostNL räumen wir große Chancen ein, an einem anhaltenden Aufschwung überproportional zu verdienen. Letztgenannter hat nach der gescheiterten Übernahme durch die belgische Bpost seine Hausaufgaben gemacht und ist zudem günstig bewertet. Last, but not least setzen wir erneut auf Novartis. Der Pharmariese verfügt zum einen über ein starkes Wirkstoffportfolio, zum anderen wird es 2018 zu der wichtigen Entscheidung über die Zukunft des Augenheilgeschäfts kommen.



Auf Seite 3: Rekordjagd mit Fragezeichen: Acht solide US-Werte





Rekordjagd mit Fragezeichen: USA



Seit 2009 läuft die Hausse an der Wall Street nun schon. Zu lange - sagen Skeptiker. Mit Luft nach oben - finden die Optimisten. Wir stellen acht Aktien mit einer soliden Ausgangsbasis vor.

Der US-Bullenmarkt steuert auf sein neuntes Jahr zu. Am 9. März steigt dann eine weitere Geburtstagsparty, hatte doch die Rally just an diesem Tag im Jahr 2009 ihren Startpunkt. Die Leitindizes sind jedenfalls auf Rekordjagd. Der Nasdaq Composite hat 2017 so viele neue Höchstkurse aufgestellt wie noch nie zuvor. Getreu dem Motto "the trend is your friend" spricht das zunächst für eine Fortsetzung der Hausse.

Dennoch gibt es auch Warnsignale. Dazu zählt neben der inzwischen recht hohen Bewertung unter anderem eine flacher gewordene Zinsstrukturkurve. Skeptiker stört das, weil eine inverse Zinsstrukturkurve oft ein Vorbote für eine Rezession war. Und ein konjunktureller Abschwung ging eben häufig mit einem Bärenmarkt einher. Doch Ängste wie diese gehören schon fast zum guten Ton. Schließlich waren es diese in den vergangenen Jahren stets präsenten Risiken, die zu viel Euphorie verhinderten.

Wiedererwachte "animal spirits"



Weil US-Präsident Donald Trump die kapitalistischen Instinkte der Anleger wiedererweckt hat, können sich Optimisten aber demnächst auch einen spekulationsgetriebenen weiteren Kursschub vorstellen. In früheren Bullenmärkten hat sich so ein finaler Anstieg jedenfalls oft eingestellt. Kommt es, begünstigt durch Steuererleichterungen und steigende Infrastrukturausgaben, wieder dazu, sollte man als Anleger dabei sein. Denn in der Regel konnte man dabei in der Vergangenheit noch einmal viel Geld verdienen.

Als vorsichtiger Anleger sollte man jedoch auch einplanen, dass bestimmte Umstände die Rally abrupt stoppen könnten. Etwa ein kriegerischer Konflikt mit Nordkorea, das Scheitern der Steuerreform oder zunehmende protektionistische Tendenzen in den USA.

Abseits der makroökonomischen Überlegungen geht es aber auch darum, aussichtsreiche Einzelaktien für 2018 zu finden. Im Vorjahr ist dies recht gut gelungen. Die Ende Dezember 2016 vorgestellten zehn US-Aktien brachten es mit einem Plus von durchschnittlich 19 Prozent auf eine etwas bessere Bilanz als der breite Leitindex S & P 500. Es hätte dabei aber noch deutlich mehr sein können, wenn nicht der Dollar zum Euro um rund 13 Prozent abgewertet hätte.

BÖRSE ONLINE hält daher an den in den Vorjahren schon bewährten Auswahlkriterien fest: Wichtig ist eine relativ vertretbare Bewertung der Aktien sowie ein ansprechendes Chartbild.

Mit einer optisch niedrigen Bewertung können Delta Air Lines sowie Eastman Chemical aufwarten. Eastman, ein Anbieter von PET-Kunststoff und Rohmaterial für Farben, Beschichtungen, Kleb- und Textilstoffe, gilt als Qualitätstitel, der traditionell zur Gruppe der Profiteure einer anziehenden Inflation und steigenden Zinsen zählt. Analysten rechnen von 2017 bis 2021 mit einer Ergebnisverbesserung von 7,08 auf 9,88 Dollar je Aktie. Bereits bei einer Prognoseerfüllung scheint der Titel noch nicht ausgereizt zu sein.

Ähnlich ist das bei der Fluggesellschaft Delta Air Lines - hier sehen Analysten von 2017 bis 2020 einen Gewinnanstieg von 5,02 auf 7,02 Dollar. Damit bewegt sich das geschätzte KGV im einstelligen Bereich. Zudem zeichnen sich in den nächsten Jahren deutliche Dividendenerhöhungen ab. Hinzu kommt noch eine spannende charttechnische Ausgangslage. Die Notiz ist aktuell dicht dran an neuen Rekordmarken.

Vergleichsweise hoch bewertet sind von den acht Favoriten Vantiv und PRA Health Sciences. Doch das auch mit Standorten in Deutschland vertretene Auftragsforschungsinstitut PRA punktet seit zehn Quartalen in Folge mit Wachstumsraten von mehr als zehn Prozent. Die Analysten trauen dem Spezialisten für Medikamente in der späten klinischen Forschung von 2017 bis 2021 eine Erhöhung des Gewinns je Aktie von 3,31 auf 6,21 Dollar zu.

Den Kreditkartenabwickler Vantiv begünstigt der Megatrend hin zu elektronischem Zahlungsverkehr. Durch die laufende Übernahme des britischen Konkurrenten Worldpay verbreitert sich zudem die Geschäftsbasis. Das Ergebnis soll pro Aktie bis 2020 von aktuell 3,35 auf dann fünf Dollar ansteigen.

Praktisch identisch bewertet mit dem KGV-Durchschnitt des gesamten S & P-500-Index sind auf Sicht von zwölf Monaten Mohawk Industries sowie Parker Hannifin. Mohawk, der weltgrößte Hersteller von Bodenbelägen, dürfte auch dank einer soliden Bilanz weiter eine Vorreiterrolle bei der Konsolidierung der noch immer zersplitterten Branche spielen. Außerdem stimmen die Gewinnaussichten bei einem bis 2021 unterstellten Anstieg von 13,51 auf 21,28 Dollar je Aktie. Gute Perspektiven hat auch Parker Hannifin, ein Anbieter von Antriebs- und Steuerungstechnologie. Lösungen für industrielle Anwendungen sowie den Luft- und Raumfahrtsektor sind gefragt und Parker ist dank der geleisteten Aufräumarbeiten gut positioniert, um das zu nutzen.

Die gut laufende Weltkonjunktur kommt dem irisch-amerikanischen Industrie-Konglomerat Ingersoll Rand zugute. Die Produkte des Konzerns gelten als verlässlich und innovativ. Bei einem von 2017 bis 2020 erwarteten Anstieg von 4,51 auf 6,35 Dollar je Aktie stimmt es auch auf der Gewinnseite.

Last but not least: Eli Lilly. Der Aktienkurs des Pharmakonzerns hat gerade den seit Mitte 2015 bestehenden Seitwärtstrend nach oben aufgelöst. Der Vorstand stellt bis 2020 einen jährlichen Erlöszuwachs von im Schnitt mindestens fünf Prozent in Aussicht. Wir stufen den Wert daher wieder mit "Kaufen" ein und erhöhen das Kursziel.





Auf Seite 4: Der Osten leuchtet: Japan und Schwellenländer





Der Osten leuchtet: Japan und Schwellenländer



In den meisten Ländern nimmt die Konjunktur Fahrt auf, dazu sind viele Märkte günstig bewertet - warum 2018 aus Anlegersicht ein Jahr der Schwellenländer werden kann.

Japans Comeback zählt zu den Erfolgsstorys 2017. Mehr als zwei Jahrzehnte hatte die japanische Wirtschaft mit den Folgen der geplatzten Spekulationsblasen bei Aktien und Immobilien Ende der 1980er-Jahre zu kämpfen. Die Chancen stehen gut, dass die längste Wachstumsphase der japanischen Wirtschaft seit mehr als 16 Jahren für einen nachhaltigen Aufschwung sorgt. Lilian Haag, Fondsmanagerin bei Deutsche Asset Management, sieht dafür klare Anzeichen: "Wir sehen nicht nur bei exportorientierten Branchen wie der Autoindustrie oder dem Maschinenbau deutlich anziehende Unternehmensgewinne, sondern auch bei Firmen, die eher auf den Binnenmarkt ausgerichtet sind."

China-Faktor beflügelt



Denn es ist nicht nur der Westen, der japanische Produkte stark nachfragt. Vor allem sind es die Rekordziffern beim Import und Export mit China. Seit Staatspräsident Xi Jinping seine Macht auf dem Parteikongress im Oktober konsolidiert hat, ist der Weg frei für weitere Wirtschaftsreformen in der de facto größten Volkswirtschaft der Erde. Die Maßnahmen zielen darauf ab, China in Zukunft nicht nur als Exportnation, sondern auch als innovative Kraft global zu etablieren. Elektrofahrzeuge, Solarenergie und Hochgeschwindigkeitszüge sind nur drei Beispiele dafür.

"Chinas Wachstum wird sowohl von den wieder anziehenden Exporten als auch von den steigenden Konsumausgaben der Privathaushalte getrieben", sagt Raymond Chan, Anlagestratege für die asiatisch-pazifische Region bei Allianz Global Investors. "Zugleich verstärkt die Regierung ihre Bemühungen, die Staatsschulden wieder abzubauen und die Inflation zu kontrollieren, was sich in den zuletzt wieder steigenden Zinsen für zehnjährige Anleihen zeigt." China zählt bei Raymond Chan auch für 2018 zu den großen Favoriten unter den Schwellenländermärkten: "Bei den Unternehmensgewinnen sehe ich hier das meiste Überraschungspotenzial. Abgesehen vom Technologiesektor sind diese Aussichten noch nicht in den Kursen eingepreist", sagt der Experte.

Globaler Wachstumsschub



Der globale Aufschwung hat die meisten anderen größeren Schwellenländermärkte erfasst (siehe Infografik Seite 23 unten). So ist Indien im Begriff, China beim Wachstumstempo zu überholen. Greifen die von der Regierung um Premierminister Narendra Modi seit 2016 eingeleiteten Reformen im Banken- und Finanzsektor ebenso wie die Maßnahmen zur Verbesserung der maroden Infrastruktur, wird sich das positiv bei den Unternehmensgewinnen niederschlagen.

Auf Erholungskurs befinden sich auch Russland und Brasilien. Beide Länder waren in den Vorjahren vor allem wegen der sinkenden Rohstoffpreise in die Rezession abgedriftet. Für Unsicherheit sorgen indes die Wahlen, die in beiden Ländern im kommenden Jahr anstehen. Meinen es die jeweiligen Wahlsieger ernst mit strukturellen Reformen, könnte das Wirtschaftswachstum in den nächsten Jahren auf mehr als die bislang erwarteten zwei bis drei Prozent hinauslaufen - mit entsprechenden positiven Effekten für die Börsen. Aktuell sprechen vor allem die großen Bewertungsabschläge gegenüber anderen Märkten für einen Einstieg. Abwarten ist jedoch angesichts der politischen Faktoren in Südafrika angesagt.

Positiv bleibt unterdessen auch das geldpolitische Umfeld: Die Inflationsraten in den Schwellenländern bewegen sich, von einigen Ausnahmen wie der Türkei oder Mexiko abgesehen, auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau. Vorteilhaft ausgewirkt haben sich die wieder gestiegenen Rohstoffpreise. Zugleich haben etliche Staaten ihre Leistungsbilanz verbessert - was sie weniger anfällig gegenüber einem Abfluss von ausländischem Kapital macht.

In der Summe wird sich die Gewinndynamik weiter beschleunigen. So erwartet Michael Bolliger, Anlagestratege Schwellenländer bei der UBS, für 2018 ein Gewinnwachstum von zehn Prozent bei den Unternehmen der Schwellenländer. Auch bei den Dividenden sieht er hier attraktivere Renditen als in den entwickelten Industriestaaten. Dabei bleibt Asien der Wachstumsmotor. Zugleich werden die meisten Schwellenländermärkte auch nach den teilweise deutlichen Kursgewinnen von 2017 noch mit einem Bewertungsabschlag gegenüber den Börsen in den USA und in Europa gehandelt. Anleger sollten vor diesem Hintergrund Schwellenländer in ihren Depots wieder höher gewichten. Aus Risiko-Rendite-Gesichtspunkten empfiehlt sich für Privatanleger eine Mischung aus aktiv verwalteten Fonds und ETFs.

Der asiatisch-pazifische Wirtschaftsraum stellt dabei die breite Basis für die Schwellenländerfonds dar. Lateinamerika und Osteuropa bilden je nach Portfoliostrategie den zweitgrößten regionalen Block. Die in der Tabelle vorgestellten fünf Produkte sind mit Blick auf unterschiedliche Anlagestrategien, auf die langfristige Performance und auch auf die Kosten eine gute Wahl.