PHARMA-PIPELINE:

Im Pharmageschäft hängt für Bayer viel von dem Gerinnungshemmer Xarelto ab. Der Konzern traut seinem Top-Medikament Spitzenumsätze von mehr als fünf Milliarden Euro im Jahr zu. 2017 setzte Bayer mit Xarelto knapp 3,3 Milliarden Euro um - mehr als mit jedem anderen seiner Arzneimittel. Doch 2024 läuft das Patent von Xarelto aus, dann drohen deutliche Umsatzeinbußen. Das zweitumsatzstärkste Medikament, das Augenmittel Eylea, brachte es im vergangenen Jahr auf einen Umsatz von 1,88 Milliarden Euro. Bei Eylea drohen noch vor Ablauf des Patents Umsatzeinbußen, die die Arznei Marktanteile an ein vielversprechendes Konkurrenzprodukt der Schweizer Novartis verlieren könnte. Neue Blockbuster sind derzeit nicht in Sicht, kritisieren Analysten schon seit längerem. Auch musste Bayer einige Rückschläge bei der Medikamentenentwicklung verdauen.

GLYPHOSAT:

Die Übernahme des US-Saatgutriesen Monsanto könnte sich für Bayer als teures Milliardengrab entpuppen. Ein Geschworenengericht in Kalifornien verurteilte die US-Tochter Mitte August zu einer Schadensersatzzahlung von 289 Millionen Dollar an einen an Krebs erkrankten Mann, der seine Erkrankung auf das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat zurückführt. Dieses wurde von Monsanto entwickelt. Zwar kündigte das Unternehmen Berufung gegen das Urteil ein, Monsanto sieht sich aber mit rund 8000 ähnlichen Klagen in den USA und damit unabwägbaren Kosten konfrontiert.

In Monsantos zweitwichtigstem Markt Brasilien setzte ein Gericht Anfang August den Einsatz von Glyphosat aus. Neue Produkte mit der Chemikalie dürfen nicht mehr angemeldet, bestehende Zulassungen sollen aufgehoben werden. Die Maßnahme soll in Kraft bleiben, bis die Regierung über die Sicherheit von Glyphosat entschieden hat. Brasilien ist der Hauptwachstumstreiber für das Bayer-Agrargeschäft Crop Science. Gentechnisch veränderte Pflanzen, die gegen Glyphosat resistent sind, sind eine der Haupteinnahmequellen von Monsanto.

FDA-RÜGE:

Die US-Gesundheitsbehörde hat Bayer wegen Produktionsmängeln am Standort Leverkusen gerügt. Der Konzern bestätigte im Februar, von der FDA einen sogenannten "Warning Letter" erhalten zu haben. Dieser betrifft die Produktion von schon lange am Markt etablierten Arzneimitteln wie etwa dem Potenzmittel Levitra und dem Blutdrucksenker Adalat Oros. Lieferausfälle durch Korrekturmaßnahmen in der Pharmaproduktion werden das Bayer-Ergebnis in diesem Jahr allein mit etwa 300 Millionen Euro belasten. Insgesamt droht im Pharmageschäft der erste Ergebnisrückgang seit acht Jahren.

ESSURE:

In den USA ist Bayer wegen der Sterilisationsspirale Essure mit rund 16.000 Klagen konfrontiert. Die FDA hat seit der Zulassung des Verhütungsmittels Ende 2002 Tausende Beschwerden erhalten, darunter über Schmerzen, Menstruationsstörungen, ungewollte Schwangerschaften und auch Todesfälle, die mit dem Produkt in Verbindung gebracht werden. Im Juli erklärte Bayer, den Verkauf von Essure in den USA bis Ende des Jahres zu stoppen. Außerhalb der USA hatte das Unternehmen bereits im September 2017 den Verkaufsstopp angekündigt. Essure kam 2013 mit der 1,1 Milliarden Dollar teuren Übernahme der auf Verhütungsprodukte spezialisierten US-Firma Conceptus zu Bayer und war in mehr als 20 Ländern auf dem Markt.

SCHWÄCHELNDES CONSUMER HEALTH GESCHÄFT:

Kopfschmerzen bereitet Bayer auch das Geschäft mit rezeptfreien Gesundheitsprodukten (Consumer Health). Auch dieses Jahr erwartet Vorstandschef Werner Baumann keine Besserung und geht von einem Ergebnisrückgang in dem Bereich aus, der zuletzt unter schwächeren Geschäften in den USA und China litt. Bayer verordnete dem schwächelnden Geschäft einen Chefwechsel. Der ehemalige Nestle-Manager Heiko Schipper löste im Frühjahr Erica Mann ab, die die einzige Frau im Bayer-Vorstand war. Bayer hatte den Bereich 2014 mit der Übernahme der Gesundheitspräparate-Sparte des US-Pharmakonzerns Merck& Co für gut zehn Milliarden Euro gestärkt. Der Bayer-Vorstand räumte 2016 aber Fehleinschätzungen bei dem Zukauf ein.

rtr