Doug Oberhelman hat seinen Kritikern die gelbe Karte gezeigt. Obwohl es in der Bergbaubranche kriselt und das Wachstum längst nicht mehr so stark ist, wie es mal war, gelang dem Vorstandschef von Caterpillar ein echter Coup: Im ersten Quartal stieg der Gewinn völlig überraschend um acht Prozent. Folge: Die Aktie ist 2014 der beste Wert im Dow Jones und notiert nahe ihrem Allzeithoch.

Dabei hat der US-Konzern, der für seine gelben Baumaschinen bekannt ist, schwierige Zeiten hinter sich. Während der Finanzkrise musste Oberhelman eine Gewinnwarnung nach der nächsten abgeben. Nie zuvor in der über 80-jährigen Unternehmensgeschichte war der Umsatz derart eingebrochen. Dabei waren Probleme absehbar. In wirtschaftlich schwierigen Zeiten schieben Kunden teure Neuanschaffungen häufig auf. Sie nutzen lieber altes Gerät, bevor sie neue Baumaschinen bestellen, die Millionen Dollar kosten und oft jahrzehntelang in Betrieb sind.

Oberhelman reagierte. Er kürzte rigoros die Kosten, vor allem beim Personal. 35 000 der einst 120 000 Stellen fielen weg. Gleichzeitig ging er in die Offensive: Ab Sommer 2010 kaufte Cat, wie das US-Unternehmen kurz genannt wird, kräftig zu. Erst Electro-Motive Diesel, einen Hersteller von US-Lokomotiven, dann den Mannheimer Industriemotorenbauer MWM, schließlich Bucyrus, einen US-Anbieter von Minen-Equipment. Zudem nutzte der 61-jährige Lenker die Flaute, um sich auf den nächsten Boom in den Schwellenländern vorzubereiten, indem er die Werke in Brasilien, China und Indien erweiterte.

Generell ist Caterpillar in einem hochinteressanten Markt unterwegs: Ob Straßen, Eisenbahnlinien, Häfen, Airports, Schulen, Krankenhäuser oder die Wasserversorgung - weltweit muss die gesamte Infrastruktur kontinuierlich modernisiert werden, um das menschliche Wohlergehen zu gewährleisten. So hat das McKinsey Global Institute hochgerechnet, dass die Investitionen in den kommenden 18 Jahren um fast 60 Prozent klettern dürften. Von diesem Trend wird die Nummer 1 der Branche mit ihren Baumaschinen, Dieselmotoren, Generatoren oder Lokomotiven profitieren.

Das Sortiment von Caterpillar ist so umfassend, dass kein Konkurrent mithalten kann. Erzrivale Komatsu aus Japan setzt nur halb so viel um, Traktorprofi Deere, der koreanische Baggerbauer Doosan Infracore oder der chinesische Widersacher Liu- Gong sind nur in Teilbereichen Konkurrenten. Zwar sind die gelben Maschinen teurer als die der Konkurrenz. Doch zahle sich der höhere Preis über die gesamte Lebensdauer aus, da die Unterhaltskosten niedriger seien, die Nutzbarkeit länger und der Wiederverkaufswert höher, rechnen Cat-Verkäufer gern vor. Da längere Ausfallzeiten von Arbeitsmaschinen schnell teuer werden, ist Qualität gefragt. Ein Trumpf im Ärmel der Amerikaner ist das weltweit dichte Händlernetz, wodurch Ersatzteile oft zügig zu erhalten sind.

Apropos Qualität: Oberhelmans Managerfähigkeiten haben einige Topbörsianer auf dem falschen Fuß erwischt. So warnte Wall-Street- Mann Jim Chanos, der ein Milliardenportfolio verwaltet, vor einem Jahr vor einem starken Einbruch bei Caterpillar - und wettete auf fallende Kurse. Heute weiß man: Chanos setzte auf die falsche Karte. Oberhelman hat die Lage im Griff. An der Wall Street gilt Caterpillar deshalb als eine der großen Comeback- Storys des Jahres.

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