Wir werden eine Gesellschaft in China gründen", sagte Cenit-Vorstandschef Kurt Bengel bei einem Hintergrundgespräch mit Journalisten in Frankfurt: "Den ersten Schritt nach China haben wir bereits gemacht." Zwei Mitarbeiter des Stuttgarter Software- und Prozessberatungsunternehmens seien bereits in China beschäftigt, in fünf Jahren sollen es zehn sein. Die Kosten für die Gründung der chinesischen Gesellschaft beziffert er auf "ein paar Hunderttausend Euro". Cenit beliefert vor allem Unternehmen der Luftfahrt- und Autobranche mit Software für vernetzte Produktion und Prozessoptimierung und arbeitet dabei eng mit den Herstellern SAP und Dassault Systèmes zusammen.

Der Gang nach China sei ein wichtiger Schritt zur Internationalisierung des Unternehmens, diese wiederum ein wesentlicher Teil der Strategie 2020, sagte Bengel und verwies in diesem Zusammenhang auf den jüngsten Zukauf in Frankreich: Dort übernahm Cenit im vergangenen Juli den Wettbewerber Keonys für sechs Millionen Euro. Keonys liefert Softwareintegration für das Product Lifecycle Management (PLM) sowie 3-D-Design auf Basis der Produkte von Dassault Systèmes, einem Entwickler von Software für die Flugindustrie.

Der Zukauf erwies sich nicht nur als kluger Schachzug - ohne den Cenit für 2017 einen leichten Umsatzrückgang hätte ausweisen müssen -, sondern auch als kräftiger Erlöstreiber: Der Umsatz, der in den vorangegangenen fünf Jahren stets auf dem Niveau von jeweils 120 Millionen Euro gelegen hatte, schnellte um 23 Prozent auf 151,7 Millionen Euro in die Höhe. Im laufenden Jahr soll er, dank des Geschäfts mit Fremdsoftware, für das Keonys verantwortlich ist, erneut um 25  Prozent steigen - allerdings bei gleichbleibendem operativen Ergebnis (Ebit).

Die Marge würde dann von 8,5 Prozent auf unter sieben Prozent sinken. Grund hierfür sei die geringere Rentabilität von Keonys, erklärte Bengel. In zwei bis drei Jahren solle das Unternehmen aber "margenmäßig mit Deutschland mithalten können".

Bis zum Jahr 2020 soll der Umsatz von Cenit auf 200 Millionen Euro anwachsen, bei einer Ebit-Marge von zehn Prozent. Der Anteil an profitablerer hauseigener Cenit-Software soll bis dahin auf 17 Prozent steigen. An den Plänen über 2020 hinaus "arbeiten wir gerade", sagte Bengel. Die Strategie 2025 will er bis Ende dieses Jahres vorstellen.

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Konstante Dividende



Den Aktionären wollen Vorstand und Aufsichtsrat auf der Hauptversammlung am 18. Mai eine konstante Dividende in Höhe von einem Euro je Aktie vorschlagen. Cenit hatte die Ausschüttung zuletzt 2015 erhöht - von 90 Cent auf einen Euro.

Besonderes Potenzial sieht Bengel für die kommenden Jahre in der Digitalisierung der Versicherungsbranche, etwa bei der Bearbeitung von Schadensfällen bei Lebensversicherern. Auch wenn die Branchengrößen mit der Automatisierung von Prozessen bereits sehr weit vorangekommen seien, gibt es nach seiner Ansicht insbesondere im Bereich Business Intelligence noch viel zu tun - und immer neue Möglichkeiten, die Interaktion mit dem Kunden voranzutreiben und zu professionalisieren.

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Mitarbeitermangel



Eine der größten Herausforderungen für die nächsten Jahre sei es, geeignete Mitarbeiter zu finden. Bengel spricht in diesem Zusammenhang von einem "war of talents" in der Branche. Vor allem Entwickler für die Programmiersprache Java sucht das Unternehmen händeringend: "Der Markt ist leergefegt."