Der Autobauer Geely will nach Daimler-Einstieg keine weiteren Aktien. "Daimler ist ein herausragendes Unternehmen mit einem erstklassigen Management", wurde Li in der Mitteilung zitiert. Es sei eine Ehre, Konzernchef Dieter Zetsche und dessen Team zu unterstützen.

Geely-Chef Li Shufu hatte sich über eine Investmentgesellschaft 9,69 Prozent der Aktien gesichert, wie aus einer Stimmrechtsmitteilung vom Freitagabend hervorging. Geely gehört unter anderem die schwedische Traditionsmarke Volvo Cars. Ein Daimler-Sprecher sagte, jeder langfristig interessierte Investor sei bei den Schwaben willkommen.

Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge hat der Milliardär Li in den vergangenen Wochen am Markt Aktien eingesammelt und dafür fast 7,5 Milliarden Euro springen lassen. Daimlers Marktwert liegt derzeit - mit dem Xetra-Schlusskurs der Aktie vom Freitag - bei gut 75 Milliarden Euro. Der Aktienkurs war im Zuge der schlechten Stimmung an der Börse in den vergangenen Wochen von einem Hoch aus dem Januar bei über 76 Euro auf gut 70 Euro gefallen. Nach dem Bekanntwerden des Investments aus China zog der Kurs der Papiere nachbörslich um 1,4 Prozent an.

Seit Wochen wurde spekuliert, der umtriebige Geely-Chef könne einen Großeinstieg beim Dax -Konzern planen. Bisher war der Staatsfonds von Kuwait mit 6,8 Prozent größter Anteilseigner, einen richtigen Ankeraktionär hat der Konzern nicht.

Als Markt hat Daimler mit China in den vergangenen Jahren hervorragende Erfahrungen gemacht. Nachdem die Stuttgarter der Konkurrenz von BMW und Audi im wichtigsten Automarkt der Welt zunächst hinterherfuhren, bauten sie unter anderem das Vertriebsnetz kräftig um und profitieren seitdem von blendenden Wachstumsraten im Absatz. Auch bei Daimler ist China mittlerweile der wichtigste Einzelmarkt.

Ende des vergangenen Jahres wurde bekannt, dass Geely sich auch beim Nutzfahrzeughersteller Volvo Trucks zum größten Aktionär aufgeschwungen hat. Der Finanzinvestor Cevian verkaufte sein gesamtes Aktienpaket von 8,2 Prozent und 15,6 Prozent der Stimmrechte an Volvo Trucks nach China. Bis 1999 gehörten Pkw- und Lkw-Produzent noch zusammen, seitdem nutzen sie lediglich die Marke gemeinsam.

Der Einstieg bei Daimler soll Geely nun weiter dabei helfen, die Internationalisierung des Konzerns voranzutreiben. Das strebte Geely bereits mit dem Volvo-Kauf an, das es 2010 vom US-Autobauer Ford übernahm. Der Schweden-Marke hat der Geely-Einstieg vor acht Jahren bislang genützt, weil Volvo nach dem Deal seinen Absatz auf dem chinesischen Markt deutlich ankurbeln konnte.

Zuletzt segnete die chinesische Konzernmutter eine Abkehr vom reinen Verbrennungsmotor bei Volvo ab. Als erste große Traditionsmarke will der schwedische Autobauer neue Modellreihen ab 2019 nur noch mit elektrifizierten Antrieben fertigen, wozu Elektroautos, Hybridmotoren und Verbrenner mit einem unterstützenden Elektromotor (sogenannte Mildhybride) gehören.

Der Schwenk ist bei Volvo vor allem eine Reaktion auf die neuen Marktgegebenheiten in China. Dort hat die Regierung eine ganze Reihe von Maßnahmen ergriffen, um den Verkauf von Autos mit alternativen Antrieben anzukurbeln. In von Smog geplagten Großstädten wie Peking und Shanghai ist kaum noch an neue Nummernschilder für Autos mit Benzinmotor zu kommen. Käufer von E-Autos profitieren kräftig von staatlichen Subventionen.

Zudem verordnete die Regierung im September eine Produktionsquote. Nach einem Punktesystem müssen demnach ab 2019 zehn Prozent der hergestellten Fahrzeuge über einen Hybridantrieb oder einen reinen Elektromotor verfügen. Anders als die meisten deutschen Hersteller hat Geely deshalb schon seit längerem eine ganze Reihe von Fahrzeugen mit E-Antrieben im Sortiment. Geely gilt nicht als knauserig, wenn es darum geht, mit hohen Investitionen neue Wege zu beschreiten - wie auch bei Volvo.

rtr/dpa