Alleine in den vergangenen 20 Jahren sei der CO2-Ausstoss von Trucks "um durchschnittlich rund ein Prozent pro Jahr verringert worden - und das neben der Reduktion von Partikel- und Stickoxid-Emissionen von etwa 98 Prozent", sagte Buchner. Die entsprechenden EU-Pläne bedeuteten hingegen alleine bis zum Jahr 2025 eine Reduktion "von durchschnittlich 2,7 bis 2,8 Prozent pro Jahr". Bis 2030 entsprächen die Vorgaben einer Verringerung von durchschnittlich weiteren "3,8 Prozent jährlich". Diese Ziele seien "technisch schwer erreichbar, aufwendig und sehr teuer". Die entsprechenden Mehrkosten müssten die Lkw-Kunden und am Ende die Verbraucher zahlen, warnte der Manager.

Ähnlich wie bei Autos will die EU-Kommission künftig auch bei Nutzfahrzeugen den Ausstoß des klimaschädlichen Kohlendioxids deutlich senken. Nach den im Mai vorgestellten Plänen sollen die CO2-Emissionen von Lastern bis 2030 um insgesamt 30 Prozent unter dem Ausgangsniveau von 2019 liegen, die Hälfte davon soll zum Etappenziel 2025 erreicht sein. Der Ausstoß von CO2 ist unmittelbar an den Spritverbrauch gekoppelt.

Die Branche investiere "jährlich Milliarden in neue Motoren und andere Maßnahmen zur Verbesserung der Kraftstoff-Effizienz und damit auch des CO2-Ausstosses", sagte Buchner. Der Kraftstoffverbrauch macht den Großteil der Betriebskosten eines Lkw aus. Daher suchen die Hersteller fieberhaft nach Wegen, den Spritbedarf der Brummis zu senken und die Absatzchancen ihrer Fahrzeuge damit zu erhöhen.

Erst am Dienstag hatte auch der Verband der Automobilindustrie (VDA) die EU-Ziele für die Nutzfahrzeug-Branche zurückgewiesen. Die Vorgaben seien "nicht realistisch", sagte VDA-Präsident Bernhard Mattes am Dienstag in Hannover vor Beginn der IAA. Die Produktzyklen eines Lkw seien "länger als beim Pkw". Zudem müsse sich jede Investition eines Transportunternehmens rechnen". Eine Bestandserneuerung gehe "nicht über Nacht."

Auch Mercedes-Benz Lkw-Chef Stefan Buchner forderte die EU-Kommission dazu auf, "realistische Ziele" vorzugeben. Als Richtwert verwies er auf Vorschläge des Verbands der europäischen Autohersteller ACEA. Der Dachverband hatte für die Nutzfahrzeug-Hersteller eine jährliche CO2-Reduktion zwischen 1 und 1,5 Prozent ins Spiel gebracht.

Mit Blick auf den absehbaren Nachfrage-Anstieg bei Elektro-Lkw im schweren Verteilerverkehr forderte Buchner zudem mehr Tempo. "Wir alle müssen hier schneller werden". Die mangelhafte Lade-Infrastruktur sei derzeit "eines der größten Probleme". Zwar dürften viele Kunden wohl eigene Ladestationen aufbauen. Aber für eine flächendeckende Versorgung bedürfe es einer "staatlichen Kraftanstrengung", sagte Buchner.