Aktivistische Anleger genießen den zweifelhaften Ruf, sie seien nur auf schnellen Profit aus. Sicherlich gibt es schwarze Schafe, "doch die Mehrzahl der Firmen, die von Aktivisten attackiert werden, sind schlecht geführt", sagt der New Yorker Finanzprofessor Aswath Damodaran. "Sie erwirtschaften eine niedrigere Rendite auf das eingesetzte Kapital als Wettbewerber." So ist das auch bei DSM, einem Spezialchemie-Unternehmen aus den Niederlanden.

Vor gut einem Jahr meldete der US-Investor Daniel Loeb eine Beteiligung von drei Prozent. Er bemängelte niedrige Renditen und forderte die Aufspaltung. Seit er sich zu Wort meldete, ist gemessen an der Kursentwicklung wenig geschehen. Zwar legte die Aktie einen Zwischenspurt hin, sie notiert aber heute auf demselben Niveau wie vor einem Jahr. Aber hinter den Kulissen hat der Druck von Loeb einiges bewirkt. Dem Management wurde klar, dass sich etwas ändern muss.

DSM ist ein Urgestein der niederländischen Wirtschaft. Ausgehend von einer auf Kohleabbau spezialisierten Firma vor mehr als 100 Jahren hat sich das Unternehmen mehrfach verändert. Heute ist es in zwei Bereichen unterwegs. Zum einen sind das Gesundheit und Ernährung. Dazu gehören etwa Vitamine und Zusätze für Lebensmittel und Tiernahrung. Die zweite Sparte beschäftigt sich hingegen mit Materialien wie Kunststoffe, Kunstfasern und Beschichtungen.

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Mehr Effizienz, höhere Rendite



Weil beide Bereiche keine Berührungspunkte haben, hatte Loeb die Idee, den Konzern in zwei Teile zu zerlegen. Ein auf Nahrungsmittel fokussiertes Unternehmen könne schneller wachsen, höhere Renditen einfahren und auch einen Teil des Kapitals über Aktienrückkäufe und Dividenden zurückzahlen. Dazu wird es nun erst einmal nicht kommen. Die Konzernleitung hat aber andere Maßnahmen ergriffen, um den Firmenwert zu steigern. Im neuen Dreijahresplan, der auf dem Kapitalmarkttag im vergangenen November vorgestellt wurde, stehen effizientes Wirtschaften und höhere Renditeziele ganz oben auf der Agenda. Auf große Akquisitionen will DSM ganz verzichten.

Zudem hat das Management versprochen, sich von seinen drei Joint Ventures zu trennen. Gemessen an den anteiligen Betriebsergebnissen könnten dem Unternehmen mehr als zwei Milliarden Euro an Verkaufserlösen winken, ein Teil davon vielleicht sogar schon im laufenden Jahr. Der Wert der nicht konsolidierten Bereiche entspricht fast einem Drittel der Marktkapitalisierung. Auch wenn eine außerordentliche Dividende die Anlage versüßen würde, ist bei DSM mit einem schnellen Profit nicht zu rechnen. Aber mittelfristig ist bei dem Konzern, der sich auf höhere Renditen eingeschworen hat, deutlich mehr möglich als der historische Spitzenkurs von 55 Euro.