Achleitners Amtszeit läuft 2022 aus. Ein Sprecher der Deutschen Bank lehnte eine Stellungnahme ab, auch im Namen des Aufsichtsratschefs. Am Donnerstag kommen in der Frankfurter Festhalle die Aktionäre des Instituts zur jährlichen Hauptversammlung zusammen.

Achleitner steht seit 2012 an der Spitze des Kontrollgremiums. Seit seinem Amtsantritt ist der Aktienkurs um gut 70 Prozent gefallen - ein Ende der Talfahrt ist nicht in Sicht. Am Dienstag rutschte die Aktie auf ein neues Rekordtief von 6,58 Euro ab. Auch die mehrfachen Chefwechsel und Strategieänderungen lasten Kritiker dem 62-Jährigen an. "Es ist Zeit, dass Achleitner die Verantwortung übernimmt", sagte einer der Insider.

Auch die mächtigen Stimmrechtsberater Glass Lewis und Institutional Investor Services (ISS), nach deren Empfehlungen sich viele institutionelle Anleger wie Fonds oder Pensionskassen aus den USA und Großbritannien richten, haben die Geduld verloren. "Wir sind bislang nie so weit gegangen, zu empfehlen, Vorstand und Aufsichtsrat nicht zu entlasten", erklärte ISS. "Ab einem bestimmten Zeitpunkt sollten die Aktionäre aber ihren Bedenken Gehör verschaffen."

"GEWALTIGE PROBLEME"

Dagegen stärkte die Fondsgesellschaft Union Investment Achleitner und Konzernchef Christian Sewing den Rücken. "Wir werden Vorstand und Aufsichtsrat entlasten", sagte Fondsmanagerin Alexandra Annecke dem "Handelsblatt". "Das ist angesichts der gewaltigen Probleme und Altlasten, mit denen die Bank immer noch zu kämpfen hat, keine Selbstverständlichkeit." Union Investment wolle Sewing und Achleitner die Chance geben, den Restrukturierungskurs konsequent fortzusetzen. Auch die Aktionärsvereinigung DSW will Vorstand und Aufsichtsrat entlasten.

Letztendlich wird es aber auch in diesem Jahr vom Votum von Großaktionären wie dem Finanzinvestor Cerberus oder Katar abhängen, ob das Management auf der Hauptversammlung eine Schlappe einstecken muss. In der Vergangenheit hat Achleitner, der auf den Aktionärsversammlungen fast schon traditionell unter Beschuss steht, sie hinter sich wissen können. Obwohl sich auch im vergangenen Jahr bereits heftige Kritik an dem Aufsichtsratschef entzündet hatte, stimmten letztendlich über 84 Prozent für eine Entlastung. Für eine Abwahl von Achleitner - die auch in diesem Jahr zur Abstimmung steht - votierten damals lediglich gut neun Prozent der Anleger.

Die Entlastung der Führungsmannschaft hat zwar nur symbolische Bedeutung und keine rechtlichen Konsequenzen, aber sie gilt als Gradmesser für das Vertrauen der Aktionäre. Daran mangelt es in diesem Jahr bei einigen wichtigen Unternehmen: So kassierte etwa Bayer-Chef Werner Baumann wegen der Monsanto-Übernahme eine Niederlage, die Führung der Schweizer Großbank UBS wurde ebenfalls abgestraft und nicht entlastet.

rtr