Nun steht das Sparen im Vordergrund. Cryan will die Kosten in den nächsten drei Jahren um mindestens 1,8 Milliarden Euro senken, was laut Finanzkreisen auch tausende Jobs kosten wird.

Die Deutsche Bank gab die Entscheidungen am Mittwochabend nach einer langen Aufsichtsratssitzung bekannt. Hintergrund ist die neue "Strategie 2020". Das Institut will nicht mehr alles für jeden sein und seine knappen Ressourcen besser einsetzen. Details werden am Donnerstag erwartet, wenn Cryan erstmals als Deutsche-Bank-Chef vor die Presse tritt. Der Brite hatte im Juli die Nachfolge des glücklosen Anshu Jain angetreten.

Jain hatte die neue Strategie im April nur in groben Zügen vorgestellt. Doch damit verlor er das Vertrauen der Investoren. Zu viele Fragen waren offengeblieben. Wenige Wochen später stellte er sein Amt zur Verfügung. Dieses Vakuum musste der neue Mann an der Spitze nun ausfüllen. Er verschärft die Gangart deutlich, um die renditeschwache und skandalerschütterte Deutsche Bank wieder in die Spur zu bringen. Eine Kapitalerhöhung, wie sie etwa die Rivalin Credit Suisse plant, will Cryan auf jeden Fall vermeiden. Allein die Streichung der Dividende kann die Kapitaldecke um zwei Milliarden Euro aufpolstern.

Am Mittwoch gab Cryan mittelfristige Finanzziele bis Ende 2018 bekannt. Dann soll der Betrieb der Bank - abgesehen von den teuren Rechtsstreitigkeiten und den Kosten für den Umbau - weniger als 22 Milliarden Euro kosten. Im vergangenen Jahr waren es 23,8 Milliarden. Als Finanzchef bei der von der Finanzkrise schwer gebeutelten Schweizer UBS hat Cryan bereits ein ähnliches Programm durchgezogen.

Die bisherige Spar-Bilanz der Deutschen Bank ist mau, wie Analysten kritisiert haben. So waren die Kosten unter Jain, auch wegen der strengeren Regulierung und allen Sparbemühungen zum Trotz, immer weiter gestiegen. Die neuen Einsparungen dürften nicht ohne einen Stellenabbau machbar sein. Reuters hatte bereits im September berichtet, dass Cryan die Belegschaft von zuletzt mehr als 98.000 Mitarbeitern auf weniger als 75.000 reduzieren will.

Für jeden verdienten Euro soll die Deutsche Bank in drei Jahren nur noch 70 Cent einsetzen müssen, im ersten Halbjahr 2015 brauchte sie dafür 84 Cent. Doch auch danach will Cryan beim Druck auf die Kosten nicht nachlassen. Bis 2020 soll die Kostenquote auf 65 Prozent sinken und damit auf ein international konkurrenzfähiges Niveau.

AUSMISTEN UND UMBAUEN



Auch beim Kapital gibt der neue Bankchef Gas: Ende 2018 soll die Deutsche Bank eine harte Kernkapitalquote von mindestens 12,5 Prozent erreichen. Jain hatte nur elf Prozent angepeilt, viele Konkurrenten liegen schon heute deutlich darüber. Mit dem dickeren Kapitalpuffer wird auch das - im Frühjahr gesenkte - Ziel einer Eigenkapitalrendite von gut zehn Prozent ambitionierter. Die Verschuldungsquote (Leverage Ratio) soll sich unter Cryan von zuletzt 3,6 Prozent binnen drei Jahren auf mindestens 4,5 Prozent verbessern, bis Ende 2020 peilt er fünf Prozent an. Die Risiken in der aufgeblähten Bilanz sollen gleichzeitig um ein Viertel sinken. Cryan will die risikogewichtete Bilanzsumme (RWA) von fast 420 Milliarden auf 310 Milliarden drücken.

Gleich nach seinem Amtsantritt hatte Cryan beklagt, die Bank sei viel zu komplex, die Kosten seien "verschwenderisch" hoch. Mit den Aufräumarbeiten hat er längst begonnen. Cryan kehrte mit eisernem Besen durch die Bilanz: So steht im dritten Quartal ein Verlust von sechs Milliarden Euro zu Buche, weil herbe Abschreibungen auf die Investmentbank und die vor einem Börsengang stehende Postbank fällig wurden. Außerdem entmachtete Cryan eine Reihe von Jain-Vertrauten. Ohne Rücksicht auf alte Seilschaften riss er gewohnte Strukturen ein und baut den Konzern gründlich um.