Auf IT-Chefin Kim Hammonds ruhten einst große Hoffnungen. Vor nicht einmal zwei Jahren trat die US-Amerikanerin bei der Deutschen Bank an, um die digitalen Systeme, die auch Vorstandschef John Cryan einst als "lausig" bezeichnete, auf Vordermann zu bringen. Aus 45 Programmen sollten vier werden. Aktuell laufen immer noch 32 Anwendungen. Vielen sind nicht nur die Computer in der größten deutschen Bank zu komplex und zu langsam.

Auch der Umbau des Geschäftsmodells kommt nur schleppend voran. Mitte März gab die Deutsche Bank bereits die zweite Gewinnwarnung des Jahres heraus. Aktionären schmeckte das gar nicht. Mit 735 Millionen Euro Miesen lieferte das Kreditinstitut den dritten Nettoverlust in Folge. Das war es aber noch lange nicht: Wenige Tage später schickte Finanzvorstand James von Moltke die Aktie weiter auf Talfahrt. Vor Investoren in London gab er zu, dass den Investmentbankern im Hause auch 2018 der Wind entgegenblase.

Dennoch erhöht die Deutsche Bank die Boni für Führungskräfte abermals. Aktionäre, denen Cryan ab 2018 wieder Dividende versprochen hatte, sehen bloß elf Cent pro Papier. Banker vor Anteilseigner - das Prinzip gilt weiter: Seit 2010 haben die Frankfurter 4,6 Milliarden Euro ausgeschüttet. An Boni, hauptsächlich an die Investmentbank, flossen gut 22 Milliarden.

Vielleicht hat dieses Missverhältnis die frühere Ford- und Boeing-Managerin Hammonds bei einer Managertagung dazu gebracht: Die Deutsche Bank sei das "disfunktionalste Unternehmen, für das ich je gearbeitet habe", tobte Hammonds. Ihr Posten wackelt. Cryans Posten tut das auch.

Einem Artikel der britischen " Times" zufolge sucht Aufsichtsratschef Paul Achleitner extern nach einem Nachfolger. Richard Gnodde, Vize-Chairman von Goldman Sachs, habe bereits abgesagt. Achleitner dürfte es schwer haben, einen geeigneten Kandidaten zu finden. Niemand wolle sich auf dieses Schafott begeben, heißt es hinter vorgehaltener Hand in Frankfurt. Nur Cryan, der will bleiben, wie er soeben bekräftigte.

Boni hin oder her: So mancher Manager der Deutschen Bank dürfte seine Bewerbung bereits in den Briefkasten des benachbarten, gelb beleuchteten Turms in Frankfurt eingeworfen haben. Die Commerzbank ist die kleinere der zwei deutschen Großbanken im DAX. Bei der Bilanzsumme reicht die Coba mit ihrer Bilanzsumme von 452 Milliarden Euro nicht an die 1,5 Billionen schweren Bücher der Deutschen Bank heran. Und auch beim Ertrag liegt sie mit 9,16 Milliarden Euro im Jahr 2017 weit hinter den 26,4 Milliarden Euro, die in den blau-illuminierten Zwillingstürmen erwirtschaftet wurden.

Kleiner, aber feiner



Überdies ist die Commerzbank hauptsächlich auf dem Heimatmarkt unterwegs und gehört zu rund 15 Prozent dem Staat. Und dennoch: Die Commerzbank schrieb zuletzt schwarze Zahlen, auch wenn der Nachsteuergewinn 2017 mit 156 Millionen Euro dürftig ausfiel.

Der Umbau läuft wesentlich funktionaler als beim Nachbarn: Vorstandschef Martin Zielke hat seit seinem Amtsantritt vor gut anderthalb Jahren Entscheidungen durchgesetzt, die dazu führen könnten, dass der Konzern die Kurve kriegt. Zielke hat etwa das stark geschrumpfte Investmentbanking ganz abgeschafft. Das Segment "Equity Markets & Commodities" soll demnächst im Verbund mit der ETF-Marke und Vermögensverwaltung Comstage an die Société Générale gehen. Die französische Großbank hatte Mitte März das Bieterrennen gegen US-Konkurrenten Goldman Sachs gewonnen und soll nun in exklusiven Verhandlungen stehen.

Abverkauf des Tafelsilbers



Mit der Veräußerung wird die Commerzbank endgültig zu einem Institut, das vor allem auf das Einlagen- und Kreditgeschäft fokussiert ist und Kapitalmarktprodukte zukauft.

Die Deutsche Bank hat hingegen bislang an allen Teilen des Investmentbankings festgehalten. Trotz eines Rückgangs um 15 Prozent steuerte der Bereich 2017 immer noch mehr als die Hälfte der Erträge bei. Der Absturz der Einkünfte stellt die Strategie infrage. Im "Project Colombo" überprüft die Deutsche Bank etwa das US-Handelsgeschäft, das zuletzt ohnehin schwach lief. Ein Rückzug inklusive Stellenstreichungen ist nicht ausgeschlossen.

Überdies hat die Deutsche Bank durch unzählige Rechtsstreitigkeiten seit der Finanzkrise an Reputation verloren. Erst Ende Februar hat die Rechtsabteilung 240 Millionen Euro wegen der Manipulation des Libor-Zinssatzes in die USA überwiesen. Bei Fusionen und Zusammenschlüssen ist das Haus seltener beauftragt worden und kämpft mit höheren Refinanzierungskosten.

Skandale und Umbau kosten. Deshalb hat die Deutsche Bank nach dem Verkauf des britischen Versicherers Abbey Life und der Beteiligung an der chinesischen Bank Hua Xia nun auch 22,25 Prozent der profitablen Vermögensverwaltung DWS an die Börse gebracht. Der IPO bringt kurzfristig 1,4 Milliarden Euro, drückt aber langfristig auf die Erträge. Ob die Deutsche Bank die Delle wird ausgleichen können, ist unklar.

Auch die Commerzbank ist nicht frei von Skandalen. Zum einen ächzen die Bücher noch unter der Last ausfallgefährdeter Schiffskredite. Im November haben die Ermittlungsbehörden zudem die Büros wegen des Verdachts auf Steuerbetrug in Zusammenhang mit Aktiendeals (Cum-Ex) durchsucht. Diese Praxis kam mit der Übernahme der Dresdner Bank 2009 ins Haus, nun könnte eine Anklage alle treffen. Doch der Schaden, den die Commerzbank davontragen könnte, ist überschaubar.

Einst wollte die Coba die Deutsche Bank international angreifen: mit der Übernahme der Dresdner Bank. Die Großfusion hat aber mehr geschadet, als sie nutzte - und mit dazu geführt, dass das Haus 2009 Staatshilfe benötigte. Zielke zieht die Konsequenzen. Der Coba-Chef setzt auf Bescheidenheit und schrumpft die Bank. Davon ist die Deutsche Bank weit entfernt.

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Einschätzung der Redaktion



Commerzbank-Aktie: Wende geschafft



Die Gewinnwende hat die Commerzbank geschafft, die Eigenkapitalrendite ist mit 0,6 Prozent aber noch schwach. Dank Neuausrichtung des Geschäftsmodells auf das Kundengeschäft gehen Anleger mit der Aktie eine Wette auf die Zinswende ein. Außerdem will die Commerzbank dieses Jahr mehr als die Pflichtdividende ausschütten. Übernahmegerüchte könnten den Kurs treiben.

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 14,00 Euro
Stoppkurs: 8,90 Euro

Deutsche Bank-Aktie: Tal der Tränen



Der Frankfurter Finanzkonzern leidet unter schwachen Erträgen. Die Kosten konnte die Deutsche Bank 2017 zwar senken, aber der Aufwand pro Euro Ertrag ist mit mehr als 93 Cent noch immer schwindelerregend hoch. Nach wie vor ist das Haus nicht profitabel, die Eigenkapitalrendite liegt bei minus 1,4 Prozent. Die Sanierung geht weiter. Dennoch ist keine Wende erkennbar. Meiden.

Empfehlung: Halten
Kursziel: 15,00 Euro
Stoppkurs: 9,50 Euro