Dabei kann der Ostwestfale durchaus Erfolge vorweisen. Die Deutsche Bank wird 2018 wohl erstmals seit 2014 wieder mit einem Jahresgewinn abschließen, wie er bereits in Aussicht stellte. "Wir haben die Kosten im Griff, sind gut kapitalisiert, verfügen über hohe Liquiditätsreserven bei gleichzeitig geringen Markt- und Kreditrisiken."

Sewing werde hinsichtlich der Kostenseite nicht enttäuschen, "denn dort kommt er am besten voran", glaubt auch Warburg-Research-Analyst Andreas Pläsier. Doch im Privat- und Firmenkundengeschäft dürfte das Geldhaus deutlich hinter der guten Margenentwicklung etwa bei den US-Banken zurückbleiben. Während diese von den steigenden US-Zinsen profitieren, liegt das Zinsniveau in Europa weiterhin im Keller. Im Kerngeschäft Investmentbanking wird die Deutsche Bank ebenso wie die US-Banken das schwache Anleihegeschäft zu spüren bekommen. "Unter dem Strich bleiben die Erträge unter Druck, und es ist zurzeit auch kein nennenswerter Turnaround absehbar", warnt Pläsier.

Als latente Unwägbarkeit gelten weiterhin die Rechtsrisiken, obwohl die Bank bereits einen Großteil ihrer Altlasten abgebaut und sich die Compliance deutlich verbessert hat. Dennoch: Die jüngsten Geldwäschevorwürfe im Zusammenhang mit der Danske Bank und die spektakuläre Durchsuchungsaktion der Staatsanwaltschaft Ende 2018 zeigen, wie schnell das Thema wieder ins Blickfeld rücken kann. Ob die Bank mit Rückstellungen von 1,3 Milliarden Euro derzeit ausreichend darauf vorbereitet ist, ist eher fraglich.

Zuletzt haben vor allem Fusionsspekulationen die Kursentwicklung angetrieben, nachdem die Aktie 2018 die Hälfte ihres Wertes verloren hatte und mit dieser Performance auch das Schlusslicht im DAX war. Fest steht: Eine Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank würde beide Häuser derzeit nicht nur organisatorisch überfordern, da alle Kräfte im eigenen Konzernumbau gebündelt sind. So steckt die Deutsche Bank noch mitten in der Integration der Postbank und im Umbau der Investmentbanking-Sparte. Deutsche und Commerzbank wären bei einer Fusion auf Jahre mit sich selbst beschäftigt, wovon in erster Linie die Wettbewerber profitierten. Als unrealistisch gilt aber auch eine Übernahme durch einen europäische Großbank, etwa die Schweizer UBS.

Auf Seite 2: Einschätzung der Redaktion





Einschätzung der Redaktion



Die Deutsche Bank steckt mitten in einem schwierigen Umbau, den der neue Vorstandschef Christian Sewing konsequent und mit ersten Zwischenerfolgen angeht. Dennoch wird das Geldhaus im operativen Geschäft in absehbarer Zeit auf keinen grünen Zweig kommen.

Die Rechtsrisiken bleiben hoch. Die Fusionsspekulationen sorgen für Unruhe in der Bank und Volatilität in der Aktie.

Rationale Gründe für einen Einstieg gibt es derzeit kaum, auch wenn die niedrige Bewertung verlockend erscheint. Risikoorientierte Investoren sollten die Vorlage der Quartalszahlen abwarten.

Empfehlung: Beobachten
Kursziel: 10,00 Euro
Stoppkurs: 7,00 Euro