Holz kann sehr rentierlich sein. Zumindest wenn der Rohstoff im Bayrischen Wald oder der Hohen Tatra zu Baumwipfelpfaden wird. Dann wirft das Material vor Zinsen und Steuern (Ebit) eine Marge von gut 20 Prozent ab.

Erbauer der Holztürme, die sich bis zu 45 Meter über die Baumkronen erheben, ist die Erlebnis Akademie. Das Unternehmen betreibt in Deutschland, Österreich, Tschechien und der Slowakei aktuell acht der hölzernen Attraktionen. Bei den Anlagen zieht sich ein auf bis zu 25 Meter Höhe angelegter Steg samt Lern- und Erlebnisstationen durch das Geäst der Bäume, bevor sich der Weg zur Panoramaplattform des Turms emporschraubt. Die Geschäfte der Pfad-Joint-Ventures in Osteuropa werden wegen der Komplextität des Berichtwesens allerdings erst im Jahresabschluss für 2018 testiert. Abseits dieser Besonderheit bieten die Baumwipfelpfade zahlreiche Qualitäten.

Die 2,5 bis 13 Millionen Euro teuren Bauwerke werden hoch und schnell binnen zehn Jahren abgeschrieben. Ihre Lebensdauer jedoch liegt bei mindestens zehn bis 20 Jahren, während mit derselben Technik konstruierte Holzbrücken bis zu 50 Jahre halten. Instandhaltungen werden erst ab Jahr 3 nach der Eröffnung nötig und betragen in der Regel jährlich 0,5 bis 1,0 Prozent der Baukosten. Die schwarzen Zahlen erreichen die Attraktionen daher schon im Jahr ihrer Eröffnung. Und anders als ursprünglich erwartet, gehen die Besucherzahlen auf den langjährig im Betrieb befindlichen Anlagen, bis auf den Pfad im Bayrischen Wald, bisher nicht zurück, sondern sind relativ stabil bis steigend.

Zugleich plant Vorstand Christoph Blaß in den kommenden beiden Jahren von Spanien bis nach Lettland den Bau sechs weiterer Pfade. "Wir befinden uns in der Wachstumsphase. Es geht darum, die besten Standorte zu besetzen", erklärt Blaß. Nebeneffekt: Das Risiko, durch Wetterextreme getroffen zu werden, wird immer breiter gestreut.

Erweiterungen wie Waldspielplätze sollen zudem die bestehenden Standorte attraktiver machen. Was neue Pfade für den Umsatz bedeuten, zeigen die ersten drei Quartale dieses Jahres. Weil seit Mitte 2017 zwei weitere Pfade eröffneten, stieg der Umsatz um rund 50 Prozent auf gut 12,7 Millionen Euro an. Die Expansionsstrategie macht die Erlebnis Akademie zu einem Wachstumswert, aber auch zu einem Unternehmen mit erhöhtem Kapitalbedarf. Die jüngste Kapitalerhöhung (KE) zu 18 Euro je Aktie ist daher sicher nicht die letzte. Weil der Micro Cap sehr illiquide ist, sind größere Positionen aber nur via KEs oder mit Geduld aufzubauen. Jede neue Aktie dürfte daher zur Belebung des Handels und somit positiv zur weiteren Kursentwicklung beitragen.