IST DER STREIK RECHTENS?

Dies überprüft das Arbeitsgericht Frankfurt aufgrund eines Eilantrags der Bahn. Die Verhandlung über eine mögliche einstweilige Verfügung, also Verbot des Streiks, sollte am Donnerstagnachmittag stattfinden. Kernpunkt ist die Frage der Verhältnismäßigkeit des Ausstands. Die Bahn selbst hat sich zurückhaltend zu den Erfolgsaussichten des Rechtswegs geäußert. Das grundsätzliche Streikrecht der Lokführer steht ohnehin nicht infrage.



WARUM FAHREN ÜBERHAUPT NOCH ZÜGE?



Von den 20.000 Lokführern sind etwa 4.000 Beamte. Diese dürfen nicht streiken. Zudem sind in der konkurrierenden Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) nach deren Angaben rund 5000 weitere organisiert, die ebenfalls fahren.



KÖNNTE DIE BEAMTEN-ZAHL FÜR DIE ZUKUNFT NICHT ERHÖHT WERDEN?



Nein, die jetzigen Beamten sind noch aus der Zeit der alten Bundesbahn. Diese wurde mit der DDR-Reichsbahn verschmolzen und 1994 als Deutsche Bahn AG privatrechtlich organisiert. Auch wenn der geplante Börsengang 2008 scheiterte, steht der jetzige Status nicht zur Debatte.



WELCHE REISENDEN TRIFFT DER STREIK AM STÄRKSTEN?



Im Fernverkehr (IC und ICE) hat die Bahn praktisch keine Konkurrenz auf der Schiene. Diese Verbindungen fallen also zu rund zwei Dritteln aus. Neben dem Auto und dem Flugzeug sind hier Fernbusse eine Alternative. Ein ganze Reihe von Unternehmen bietet Strecken zwischen fast allen größeren Städten an und kann Kapazitäten durch Mieten weiterer Busse ausweiten.

Der Regionalverkehr (rote DB-Züge) wird noch zu gut 70 Prozent vom Staatskonzern beherrscht. Das heißt, in bestimmten Regionen fährt die Konkurrenz regulär. In anderen wird auch hier nur ein Rumpffahrplan aufrecht erhalten, wie dies auch für die S-Bahnen in den großen Städten gilt. Busse, Straßenbahnen und U-Bahnen sind jedoch nicht betroffen.



WIE WIRKT SICH EIN STREIK IM GÜTERVERKEHR AUS?



Ein Großteil der Transporte auf der Schiene ist nicht zeitkritisch. Das heißt, Verspätungen um Stunden oder selbst Tage treffen den Produktionsprozess nicht unmittelbar. Außerdem: Der frühere Monopolist hat nur noch einen Anteil von rund zwei Dritteln am Schienengüterverkehr. Private Konkurrenz fährt und kann teilweise zusätzliche Transporte übernehmen.

Es gibt Ausnahmen: Dies gilt etwa für den großen Deutsche-Bahn-Kunden Autoindustrie, die auf Zulieferteile sowie den Abtransport fertiger Wagen auf wartenden Schiffen etwa in Emden angewiesen ist. Auch die Chemiebranche braucht Grundstoffe oft schnell, um chemische Prozesse am Laufen zu halten. Für diese Fälle hat die Bahn aber Notfallpläne und setzt gezielt beamtete Lokführer oder EVG-Mitglieder ein. Ein Streik von dieser Länge hat es aber auch im Güterverkehr noch nicht gegeben. Und: Im Herbst fallen traditionell die meisten Transporte an, der Ausstand trifft die Bahn also besonders hart.

Reuters