Am Nachmittag lagen die FMC-Anteilscheine mit 2,06 Prozent im Minus bei 83,62 Euro. Die Fresenius-Papiere rutschten um 4,29 Prozent auf 66,02 Euro ab. Dagegen half auch nicht, dass sich der Vorstand für die inzwischen wieder boomende Flüssigmedizintochter Kabi nun optimistischer zeigt und Analysten diese Entwicklung besonders lobten.

Fresenius litt besonders unter der Schwäche des Dollar gegenüber dem Euro, weil der Konzern in den USA besonders stark aktiv ist. Aber auch andere negative Währungseffekte etwa bei der Umrechnung aus dem brasilianischen Real oder dem chinesischen Yuan nagten am Umsatzzuwachs. Die Konzernerlöse gingen deshalb um 2 Prozent auf 8,4 Milliarden Euro zurück, wie Fresenius in Bad Homburg mitteilte. Ohne die Wechselkursbelastungen hätte der Konzern einen Zuwachs um 5 Prozent verbucht.

Auch im Tagesgeschäft lief es wegen der Währungseffekte etwas schlechter, unter dem Strich aber gelang Fresenius ein Gewinnzuwachs. Hier stieg der Gewinn um 45 Prozent auf 652 Millionen Euro. Dabei profitierte Fresenius auch von einem Sondereffekt, da die Dialysetochter Fresenius Medical Care (FMC) ihren Anteil am Ärztenetzwerk US-Ärztenetzwerk Sound Inpatient Physicians versilberte. Das für die Konzernprognose maßgebliche bereinigte Ergebnis legte um 3 Prozent auf 472 Millionen Euro zu. Experten hatten weniger auf dem Zettel gehabt.

"Fresenius hat sich im ersten Halbjahr 2018 ausgesprochen positiv entwickelt", sagte Vorstandschef Stephan Sturm am Dienstag. Der Konzern hält damit Kurs auf das 15. Rekordjahr in Folge, wenngleich Währungseffekte schon das erste Quartal getrübt hatten. Der Konzern ist in den vergangenen Jahren durch eine Reihe von Übernahmen stark gewachsen. Das letzte Projekt wurde von Fresenius allerdings abgebrochen. Die Deutschen werfen dem US-Arzneikonzern Akorn gefälschte Medikamententests vor und streiten sich mit ihnen vor einem US-Gericht um den Rückzug vom Übernahmeplan.

Unterdessen schlägt das gescheiterte Projekt auch bilanziell ins Kontor: Im ersten Halbjahr summierten sich die Aufwendungen für Anwalts-und Beratungskosten sowie Finanzierungsaufwendungen für die Akorn-Transaktion auf fast 40 Millionen Euro und gingen damit zulasten des Konzerngewinns. Der größte Teil hiervon fiel im zweiten Quartal an. In dem Gerichtsstreit, in dem letztmals Ende August verhandelt wird, rechnet Fresenius-Chef Sturm nach einer möglichen Revision bis zum Frühjahr 2019 mit einer Einigung.

Sollte das Gericht im US-Bundesstaat Delaware jedoch entscheiden, dass Fresenius die Übernahme doch durchziehen muss, würden bei Akorn substanzielle Sanierungsmaßnahmen fällig, signalisierte Sturm. "Wir müssen unsere Reputation und unsere Patienten schützen." Fresenius werde nicht abwarten, bis die US-Medikamentenbehörde FDA ihre Schlüsse aus der laufenden Werksüberprüfung bei Akorn ziehe.

Eine andere milliardenschwere Übernahme - die des amerikanischen Medizintechnikunternehmen NxStage - will Fresenius im zweiten Halbjahr abschließen. NxStage ist weltweit führend in der Heimdialyse, die Patienten eine komfortablere Behandlung ermöglicht als in stationären Zentren zur Blutwäsche. Für das bereits vor rund einem Jahr durch FMC eingefädelte Geschäft wartet der Konzern derzeit noch auf grünes Licht der US-Behörden. Nachdem zuletzt der deutsche B.Braun-Konzern Teile von NxStage übernommen hatte, könnten nun aber die wettbewerbsrechtlichen Bedenken aus dem Weg geräumt sein.

Im zweiten Quartal kam den Hessen erneut die Übernahme der spanischen Krankenhauskette Quironsalud zugute. In der Kliniksparte Helios zogen die Umsätze kräftig an. Vor allem in Spanien liefen die Geschäfte rund. Fresenius, der größte Krankenhausbetreiber in Deutschland, hatte Quironsalud 2016 für fast 5,8 Milliarden Euro übernommen. Im deutschen Klinikgeschäft indes fordern unter anderem die Vorbereitungen für den Aufbau medizinischer Kompetenzzentren ihren Tribut.

Sturm wird unterstellt, dass er nach dem Zukauf Ausschau nach weiteren Übernahmezielen hält. Der Konzernlenker betonte, ein größerer Zukauf werde nicht vor 2020 erfolgen, wenn das Umfeld stimme. Zunächst aber will der Konzern aber weitere Synergien in der zusammenwachsenden Krankenhaussparte heben.

Die ebenfalls im Dax notierte Tochter FMC konnte ihren Gewinn dank eines Anteilsverkaufs auf 994 Millionen Euro mehr als verdreifachen. Analysten hatten weniger erwartet. FMC hatte seine Beteiligung am US-Ärztenetzwerk Sound Inpatient Physicians für umgerechnet rund 1,8 Milliarden Euro an Investoren unter Leitung des US-Investmentfonds Summit Partners losgeschlagen. Der starke Euro drückte den Umsatz um 6 Prozent auf gut 4,2 Milliarden Euro. Allerdings hatte der Konzern im Vorjahr von einem Sondereffekt profitiert und nun auf eine neue Rechnungslegung umgestellt. Auf vergleichbarer Basis wäre der Umsatz gestiegen.

Für seine Flüssigmedizintochter Kabi zeigte sich Fresenius optimistischer. Für das operative Ergebnis der Sparte, die intravenös verabreichte Nachahmermedikamente, klinische Ernährung und Infusionen vertreibt, hob der Vorstand die Prognose an. Er erwartet hier nun bestenfalls auch auf währungsbereinigter Basis einen Zuwachs im Tagesgeschäft. Zunächst hatte sich Fresenius bei Kabi in diesem Jahr noch auf einen Ergebnisrückgang eingestellt. Sturm hatte sich aber bereits zum ersten Quartal lobend zum Lauf der Sparte geäußert und höhere Ziele angedeutet./tav/als/stw/he