Aktien mit Ausdauerqualitäten sind an der Börse stets gefragt, vor allem wenn sich die Papiere auch in stürmischen Phasen bewähren. Allerdings gibt es nur sehr wenige Titel, die ohne größere Rückschläge nach oben laufen und selbst bei stärkeren Marktkorrekturen nicht unter ebenso kräftigen Gewinnmitnahmen leiden. Hier trennt sich schnell die Spreu vom Weizen. Nur Unternehmen mit einem starken Geschäftsmodell überzeugen. So gab es auch für die Aktionäre von Grenkeleasing zuletzt keinen Grund, ihre Anteile zu verkaufen.

Mit Gewinnen von rund 900 Prozent seit Anfang 2009 stechen die Titel des auf IT-Güter spezialisierten Unternehmens den SDAX locker aus, der im gleichen Zeitraum um ungefähr 220 Prozent zulegte. Die zuletzt kräftige Korrektur im Small-Cap-Index ging an den Anteilen von Grenkeleasing ebenfalls spurlos vorbei, aktuell stehen die Aktien nur knapp unter ihrer kürzlich erreichten Rekordmarke. So etwas nennt man relative Stärke. Grenkeleasing zählt damit zu den besten Werten im SDAX - und eine Fortsetzung der Erfolgsstory ist sehr wahrscheinlich. Börse Online revidierte zuletzt seine Schätzungen für das Ergebnis je Aktie weiter nach oben und rechnet für 2016 mit 6,44 Euro, nachdem im vergangenen Jahr unter dem Strich 5,43 Euro hängen blieben. Bezogen auf den aktuellen Kurs wirkt das 2016er-KGV von 28 natürlich nicht gerade einladend. Auch für Dividendenfans ist die Aktie nicht geeignet, bei einer Ausschüttung von 1,50 Euro für 2015 liegt die Verzinsung bei unterdurchschnittlichen 0,8 Prozent. Dafür lockt der Wert mit anderen Qualitäten.

Starkes Drei-Säulen-Modell



Trotz dieser nicht wenig überzeugenden fundamentalen Bewertungsrelationen bleibt die Aktie gefragt. Die jüngsten Unternehmensmeldungen liefern bereits zahlreiche Argumente. Im Geschäftsjahr 2015 setzte sich die starke Entwicklung der Vorjahre fort, der Konzerngewinn kletterte um 24 Prozent auf knapp 81 Mio. Euro. Damit wurde auch die vor wenigen Monaten erhöhte, eigene Prognosespanne von 78 bis 80 Mio. Euro locker übertroffen. Für 2016 bleiben die Weichen auf Wachstum gestellt. Der Gewinn wird in einer Spanne von 93 bis 98 Mio. Euro erwartet, was auf einen Zuwachs von bis zu 21 Prozent hinauslaufen würde. Das Wachstum im Neugeschäft soll bei 16 bis 20 Prozent liegen, die Factoringsparte dürfte um 30 bis 35 Prozent zulegen. Die starken Wachstumsperspektiven relativieren daher die durchaus sportliche Bewertung.

Und das Ende der Fahnenstange ist noch längst nicht erreicht, zumal der Konzern in den vergangenen Jahren kontinuierlich seine Geschäftsfelder ausgebaut hat. Basis des Erfolgs ist das Leasing für Bürokommunikation und damit die effiziente Abwicklung von vielen kleinen Verträgen. Innovative Finanzierungskonzepte sind hier gefragt, um einen langfristigen Markterfolg zu erzielen. Dazu kommen die Leistungen der Grenke Bank: In Zusammenarbeit mit öffentlichen Förderbanken können so Kredite für Existenzgründer angeboten werden. Mit der Abtretung von Ausgangsforderungen an Grenke bietet der Konzern zudem Factoring-Leistungen an. So entfällt bei den Kunden die Wartezeit auf den Rechnungsausgleich, was sich positiv auf die Wettbewerbssituation auswirkt.

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200er-Schwelle rückt ins Visier



Wie erfolgreich das Geschäftsmodell funktioniert, haben die vergangenen Jahre gezeigt. Da aber "allein in Deutschland erst drei bis fünf Prozent aller kleinen IT-Investitionen über Leasing finanziert werden", bietet selbst der Heimatmarkt noch viel Wachstumspotenzial, ließ Gründer und Unternehmenschef Wolfgang Grenke durchblicken. Um das Neugeschäftsvolumina weiter anzukurbeln, will das Unternehmen aus Baden-Baden neue Vertriebsstellen in diversen etablierten Märkten wie Deutschland, Frankreich, Italien und den Niederlande eröffnen. Warburg Research weist darauf hin, dass kein zusätzliches Eigenkapital notwendig sein sollte, um das Wachstum des Neugeschäfts zu fördern. Ohnehin ist der Konzern gegen Zins- und Währungsschwankungen voll abgesichert und schiebt einen kleinen Liquiditätsüberschuss vor sich her. Der Wert aller noch ausstehenden Leasingraten nach Abzug aller Kosten lag Ende 2015 bei fast 900 Millionen Euro, was gut ein Drittel der Marktkapitalisierung entspricht. Grenkeleasing verfügt über ein intern entwickeltes IT-basiertes Scoringsystem mit einer umfassenden Datenbank historischer Transaktionen, welches ein effizientes Risikomanagement ermöglicht.

Zugleich sind die Markteintrittsbarrieren sehr hoch, dass erfolgreiche Geschäftsmodell kann durch Konkurrenten kaum nachgebildet werden. Der Vertrieb der Leasingverträge basiert überwiegend auf einem Netzwerk von mehr als 25.000 IT-Fachhandelspartnern. Zudem ist der small-ticket IT-Leasingbereich ohnehin ein Nischenmarkt, es gibt nur wenig Wettbewerb.

Nachdem die Aktie im Frühjahr 2015 die 100er-Marke hinter sich gelassen hat, rückt nun die 200er-Schwelle in Sichtweite. Warburg Research siedelt das Kursziel bei 203 Euro an, Börse Online sieht nach den jüngsten Unternehmensmeldungen den fairen Wert bei 210 Euro.



Franz-Georg Wenner ist Chefredakteur des börsentäglichen Anlegermagazins "Index-Radar". Der Spezialist für Technische Analyse ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen (DAF), Gastautor bei n-tv und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare, referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD) und betreute mehrere Jahre für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily.

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