Von Martin Blümel, Euro Magazin

Er ist höchst unauffällig: Larry Fink, dezent gekleidet, spärliches Haupthaar, schlichte Brille. Kein Mann für die Boulevardpresse. Warum auch? Der 66-Jährige macht das, was er eigentlich immer gemacht hat: 1988 war er Mitgründer des Geldverwalters Blackrock, zehn Jahre später wurde er Vorstand, was er immer noch ist. Unspektakulär. Wenn da nur nicht der Umstand wäre, dass er Blackrock - den "schwarzen Felsen" - seit einiger Zeit so richtig ins Rollen gebracht hat. Das Unternehmen ist nun nicht nur zum größten Vermögensverwalter, sondern oft auch mächtigsten Anteilseigner der wichtigsten Konzerne weltweit aufgestiegen. Da wird man naturgemäß auch Ziel für Kritik. Immerhin ist Fink laut US-Magazin "Fortune" der "mächtigste Mann der Wall Street".

Und mächtigster Mann des DAX. Bei 20 der DAX-Firmen ist Blackrock größter Einzelaktionär. Blackrock kann so über die Stimmrechte den Kurs der Unternehmen entscheidend mitbestimmen. Die Kritik an dieser Marktmacht wächst - zusammen mit Vanguard und State Street beherrscht Blackrock allein schon 80 Prozent des globalen ETF-Markts.

Dabei fing der heimlich unheimliche Aufstieg Finks mit einem Fehlschlag an: Nach seinem Studium arbeitete Fink als Händler bei der Investmentbank First Boston, wo er 1986 einen Verlust von 100 Millionen Dollar verursachte. Seine Karriere war da fast schon ruiniert.

Auf Seite 2: Seine Gefährtin, seine Freunde, sein politischer Arm





Seine Gefährtin


Fink ist seit mehr als 40 Jahren mit Lori verheiratet. Sie leben auf einer gut zehn Hektar großen Farm in North Salem - einem noblen Landkreis im Staat New York, besitzen aber auch Häuser in Manhattan und im Ski-Mekka Vail in Colorado. Seit einer überstandenen Erkrankung engagiert sich Lori für die Krebsforschung. Das Paar hat drei Kinder, wobei der älteste Sohn Joshua einen Hedgefonds leitet, an dem auch Vater Larry beteiligt ist.

Seine Freunde


CDU-Mann Friedrich Merz ist nicht das einzige Beispiel für einstige oder amtierende politische Funktionäre in Finks Team. Noch prominenter ist vielleicht Philipp Hildebrand, Ex-Chef der Schweizer Notenbank. 2012 wechselte er in den Vorstand von Blackrock. Gut verdrahtet ist Blackrock auch in der EU. So berät man beispielsweise EZB-Chef Mario Draghi, wenn es um die Bewältigung von Finanzkrisen geht. Oder man wirkt mit bei Themen wie der privaten Altersversorgung.

Sein politischer Arm


Larry Fink ist nicht gerade ein Fan von US-Präsident Donald Trump, er unterstützt traditionell die Demokraten. Auch in Form von Spenden natürlich. Hätte Hillary Clinton die Präsidentschaftswahl 2016 gewonnen, wäre er vermutlich Finanzminister geworden. Fink wird wohl auch zur US-Wahl 2020 den Demokraten zur Seite stehen. Die Senatorin Elizabeth Warren gilt da als aussichtsreiche Kandidatin. Sie und Fink lägen durchaus auch auf einer Wellenlänge, was die "soziale Verantwortung im Kapitalismus" angeht.

Auf Seite 3: Sein Konkurrent, seine Gegner





Seine Gegner


Dass Fink und seine Leute von Blackrock nicht nur Geld an der Börse verwalten, sondern auch Finanzminister und Notenbanken beraten, das behagt vielen nicht. Star-Hedgefondsmanager Carl Icahn bezeichnet diese Macht Blackrocks als "sehr gefährlich". Er sieht einen Interessenskonflikt - hoheitliche Aufgaben einerseits und privatwirtschaftliche Ziele andererseits. Multimilliardär Sam Zell wiederum moniert Finks bisweilen missionarischen Eifer. Dessen Forderung nach mehr sozialer Verantwortung in der Unternehmenswelt bezeichnet Zell als "außerordentlich heuchlerisch".

Sein Konkurrent


Der am 16.Januar 2019 verstorbene John Bogle galt als der Begründer des passiven Investierens, als Erfinder der beliebten Indexfonds. Seine Firma Vanguard verwaltet damit fast fünf Billionen Dollar - Blackrock sechs. Schätzungen gehen aber davon aus, dass Vanguard bald am Konkurrenten vorbeizieht. Zusammen dürfte das "Duopol" bis 2025 gut 20 Billionen Dollar verwalten - mehr als das US-Bruttoinlandsprodukt. Bogle warnte selbst davor: "Es ist nur eine Frage der Zeit, bis mehr als die Hälfte aller US-Aktien in passiven Portfolios liegt. Ich denke nicht, dass solch eine Konzentration dem nationalen Interesse dient."

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