"Wir müssen wieder Ruhe in die Firma kriegen. Wir werden Wachstumstempo herausnehmen", sagte der ehemalige Osram-Manager. Die Kosten sollen um 500 Millionen Euro sinken - das kostet in den nächsten drei Jahren aber erst einmal 120 Millionen. In diesem Jahr macht sich Leoni im schlimmsten Fall auf rote Zahlen gefasst. Der holprige Anlauf einer Fabrik in Mexiko lastet noch schwer auf dem Unternehmen.

Die Bestandsaufnahme schockierte die Börsianer: Die Leoni-Aktie fiel am Montag um bis zu 20 Prozent auf 17,58 Euro, den tiefsten Stand seit 2010. An der Börse ist das Unternehmen weniger als 600 Millionen Euro wert, zwei Drittel weniger als noch vor zehn Monaten.

"Das Ergebnis wird deutlich unter dem liegen, was wir bisher prognostiziert hatten", sagte Kamper mit Blick auf das laufende Jahr. Der Bordnetz- und Kabel-Spezialist kassierte das Ziel, 2019 auf ein Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) von 100 bis 130 Millionen Euro zu kommen. Die Lage habe sich im Januar und Februar verschärft, sagte Kamper. Auch ein Verlust sei wegen der Kosten für die Sanierung nicht ausgeschlossen - zumal sich die Autokonjunktur eingetrübt habe. "Es ist noch keine Absturzkante in Sicht, aber einige Kunden haben schon zu kämpfen." Auch Leoni selbst müsse auf die Bremse treten und dürfe keine unprofitablen Aufträge mehr annehmen, kritisierte Kamper seine Vorgänger. Der Auftragseingang werde deutlich unter dem Niveau von 2018 liegen. Der Umsatz werde nur leicht auf 5,2 Milliarden Euro steigen.

DIE KOSTEN NICHT IM GRIFF



Finanzvorstand Karl Gadesmann, der Leoni im vergangenen Jahr interimistisch geführt hatte, geht mit sofortiger Wirkung. Um die Bordnetz-Sparte, die Kabelbäume für die Autoindustrie baut und für fast zwei Drittel des Umsatzes steht, will sich Kamper zunächst selbst kümmern. Vor allem dort habe Leoni die Kosten in einigen Werken nicht im Griff. Der Anlauf des Werks in Merida in Mexiko hatte 2018 Zusatzkosten von 20 Millionen Euro verursacht, in diesem Jahr kommen noch einmal 50 Millionen hinzu. Von Teilen der Draht- und Kabelsparte, die zusammen rund 500 Millionen Euro zum Konzernumsatz von 5,1 Milliarden beisteuern, will sich Leoni trennen.

2000 der 92.000 Arbeitsplätze weltweit sollen wegfallen, in Deutschland und anderen Hochlohnländern 500 davon, vor allem in de Verwaltung. Sie müsse viel schlanker werden, forderte Kamper, die Sparten müssten selbst mehr Verantwortung tragen.

Existenzprobleme habe Leoni aber nicht. In den Kreditverträgen mit den Banken sei kein Sonderkündigungsrecht bei schlechten Zahlen vorgesehen, sagte der Vorstandschef. Eine Kapitalerhöhung sei nicht Teil der Planungen. Ob Leoni angesichts der Talfahrt der Aktie zum Übernahmekandidaten werde, ließ er offen. "Es ist an uns zu zeigen, was Leoni wert ist." Der indische Zulieferer Motherson Sumi hatte Insidern zufolge Ende des Jahres Interesse an einer Übernahme angemeldet.

rtr