Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) werde jedoch eher unter dem Mittelwert der Spanne von 225 Millionen Euro liegen, erklärte Leoni-Finanz- und Übergangschef Karl Gadesmann am Mittwoch. Denn der Bau neuer Fabriken und Vorlaufkosten für die 2017 gewonnenen Großaufträge belasteten. Im vergangenen Jahr hatte der Konzern aus Nürnberg dank eines Sondergewinns durch einen Firmenverkauf 225 Millionen Euro verdient.

Die Aussicht auf eine Rendite unter fünf Prozent und ein Ergebnis unter den Erwartungen für das zweite Quartal stieß den Anlegern sauer auf. Die Aktie der Franken rauschte um mehr als zehn Prozent in die Tiefe, was Vorstandsmitglied Martin Stüttem nicht nachvollziehbar nannte angesichts eines Umsatzwachstums aus eigener Kraft von elf Prozent im ersten Halbjahr. "Wir sind sehr enttäuscht über diese Entwicklung", sagte er. Das Unternehmen liege voll im Plan. Die Investitionen stiegen im ersten Halbjahr um neun Prozent auf 127 Millionen Euro.

NEUER CHEF KOMMT DEMNÄCHST



Analysten und Händler bemängelten hingegen, dass das operative Ergebnis von April bis Juni bei einem Umsatzplus von sieben Prozent auf 1,3 Milliarden Euro mit 62 Millionen Euro niedriger ausgefallen sei als erwartet. Von Reuters befragte Experten hatten im Mittel mit 65 Millionen Euro gerechnet. "Die Profitabilität ist wieder einmal enttäuschend", sagte ein Händler mit Blick auf den Rückgang der bereinigten Marge im Quartal auf 4,8 von 5,2 Prozent binnen Jahresfrist. Einige Marktteilnehmer hätten auf eine höhere Gewinnprognose gesetzt.

Der künftige Leoni-Chef Aldo Kamper tritt am 1. September sein Amt an und muss das Vertrauen in den Autozulieferer, der vor zwei Jahren in eine Krise unter anderem wegen eines Betrugsfalls gestürzt war, wieder aufbauen. Sein Vorgänger Dieter Belle war im Januar vorzeitig in Ruhestand gegangen. Große Anstrengungen wird es das Unternehmen unter der Führung des früheren Osram-Managers kosten, mit den frei verfügbaren Mitteln wieder in die schwarzen Zahlen zu kommen. Im ersten Halbjahr stand hier ein Minus von 140 Millionen Euro in der Bilanz. In diesem und dem kommenden Jahr ist es laut Gadesmann schwierig, aber machbar, einen positiven Cash-Flow vor Dividendenauszahlung zu erreichen. Bis 2020 soll eine Rendite von mindestens fünf Prozent erreicht werden, bekräftigte er.

rtr