Hätten sich die drei MLP-Vorstände auf ihr altes Geschäft verlassen, sie hätten heute wenig zu lachen. Einst wurde das meiste Geld mit Altersvorsorgeprodukten gemacht, doch Regulierung und Nullzinspolitik lassen Markt und Margen seit Jahren schrumpfen. Anders als noch vor zehn Jahren steht der Finanzvertrieb aber längst nicht mehr nur für den Verkauf von Lebens- und Rentenversicherungen. Die Heidelberger stießen mittels Zukauf von Feri erfolgreich in die Vermögensverwaltung vor und erweiterten mit Domcura das Geschäft im Bereich Sach-Versicherungen.

"Der Umsatzmix ist heute deutlich ausgeglichener als noch vor zehn Jahren, und wir haben marktbedingte Rückgänge in der Altersvorsorge von rund 150 Millionen Euro aufgefangen. Fernab der Altersvorsorge sind die Umsätze in diesem Zeitraum im Schnitt um rund 13 Prozent pro Jahr gewachsen", erläutert Finanzvorstand Reinhard Loose gegenüber BÖRSE ONLINE. Dieses Jahr dürfte jedoch das operative Ergebnis interessanter sein als die Einnahmen. 2016 entstanden hohe Einmalkosten für ein Effizienzprogramm, diese Belastungen fallen nun weg, während die Sparanstrengungen greifen sollen. Zusammen bedeutet das 30 Millionen Euro weniger Ausgaben. Selbst wenn das Ebit mit 20 Millionen stagniert, sollte so vor Sondereffekten ein Gewinn vor Steuern und Zinsen von 50 Millionen Euro möglich sein. Ein Plus von fast 43 Prozent.

Millionenschwere Trennung



MLP aber ist vorsichtig und erwartet ein Ebit vor Sondereffekten von 45 Millionen Euro. Kapitalmärkte wie Regulierung waren in der Vergangenheit immer wieder für Überraschungen gut, so Loose. "Unsere Prognose reizt daher natürlich nicht alles aus, was für MLP möglich wäre", erklärt der Finanzchef. Zudem kommen dieses Jahr Einmalkosten von neun Millionen Euro auf MLP zu. Grund: Das Unternehmen trennt seine Bank vom Versicherungsvertrieb. Durch den Schritt unterliegt weniger Geschäft der Regulierung, bis 2021 setzt die Maßnahme 75 Millionen Euro an bisher aufsichtsrechtlich gebundenen Eigenmitteln frei.

Das Geld will MLP in Investitionen, Akquisitionen und Dividendenausschüttung stecken. Laut Loose ist der Finanzdienstleister "mit einer Handvoll Unternehmen im Gespräch. Grundsätzlich reicht unser Interesse von kleineren Fintechs bis hin zu großen Unternehmen, die auch über der 75-Millionen-Euro-Grenze liegen könnten." Übereilen will MLP nichts, nur wenn Preis, Firmenkultur und Geschäft passen, soll gekauft werden.

Dabei gibt es selbst bei einer großen Übernahme noch genug Spielraum für steigende Dividenden. Immerhin sitzen die Finanzberater bereits heute auf Barmitteln in Höhe von 184 Millionen Euro. Das Cashpolster steht für knapp ein Drittel der Marktkapitalisierung. Den Wert von Feri wiederum beziffert etwa die Investmentbank Hauck & Aufhäuser auf 315 Millionen Euro. Zusammen sind damit gut 87 Prozent der Börsenbewertung von MLP abgedeckt. Doch auch das Versicherungsgeschäft wächst, in den letzten drei Quartalen 2016 stieg sogar der Umsatz im Bereich Altersvorsorge kontinuierlich an. Das Lachen dürfte den MLP-Vorständen daher so schnell nicht vergehen.