BÖRSE ONLINE: Die Geschäfte in der Pharma-Sparte von Merck sind im ersten Quartal der treibende Umsatzfaktor. Was ist neu?


Marcus Kuhnert: Zunächst haben alle drei unserer Unternehmensbereiche zum Wachstum beigetragen, nicht nur Healthcare. Speziell mit Blick auf Healthcare haben sich unsere Diabetes- und Schilddrüsen-Medikamente gut entwickelt. Mit Blick auf das Ergebnis kamen auch positive Sondereffekte zum Tragen, zum Beispiel eine Einmalzahlung für Lizenzen sowie eine sogenannte Meilensteinzahlung von unserem Partner Pfizer für die Zulassung von Bavencio, unserem neuen immunonkologischen Medikament.

Was versprechen Sie sich davon?


Mit Bavencio ist uns ein echter Durchbruch gelungen, wir haben in kurzer Zeit zwei Zulassungen in den USA erhalten. Zum einen zur Behandlung einer seltenen und sehr aggressiven Hautkrebsart, dem Merkelzell-Karzinom, zum anderen für eine fortgeschrittene Form von Blasenkrebs. In diesem Jahr erwarten wir daraus erste Umsätze im niedrigen zweistelligen Millionenbereich. Und wir erforschen weitere, zahlenmäßig größere Indikationen. Unser Ziel ist es, jährlich im Durchschnitt ein neues Medikament oder eine neue Indikation für ein Medikament zur Zulassung zu bringen. Bis 2022 wollen wir im Healthcare-Bereich insgesamt zwei Milliarden Euro an neuen Umsätze generieren.

Worauf setzen sie noch?


Derzeit befinden sich Cladribin-Tabletten zur Behandlung von Multipler Sklerose (MS) in der Prüfung zur Zulassung durch die Europäische Arzneimittelbehörde EMA. Wir erwarten die Entscheidung für das 3. Quartal. Dazu haben wir weitere Medikamente unter anderem gegen rheumatische Arthritis in der klinischen Prüfung.

Werden Sie Ihre Preise durchsetzen können?


Das Thema Medikamentenpreise ist präsenter als früher. Wir befürworten ein wertebasiertes Gesundheitssystem, in dem der Patientennutzen im Mittelpunkt steht. Es ist die gemeinsame Aufgabe aller Beteiligten im Gesundheitssystem, einerseits Innovation zu fördern und andererseits den Zugang zu Arzneimitteln und deren Bezahlbarkeit zu gewährleisten. Pharmaforschung ist teuer. Auch wir investieren in diesem Jahr mehr in die Pharma-Forschung als letztes Jahr.

Inwiefern profitieren sie dabei auch von der Kooperation mit Pfizer?


Es ist eine Win-win-Situation. Der Bavencio-Wirkstoff Avelumab entstammt unserer Merck-eigenen Forschung. Dadurch, dass wir uns mit Pfizer die Kosten teilen, können wir die Anwendung in einem breiteren Bereich erforschen als wir es alleine könnten.

Sie bauen derzeit den Konzern um. Die drei Geschäftsbereiche Healthcare, Life Science und Performance Materials sollen als Töchterunternehmen ausgegliedert werden. Peilen Sie einen Verkauf an?


Nein. Wir wollen aus einem IT-System in der KGaA drei machen - maßgeschneidert für jedes der Geschäfte, die jeweils unterschiedliche Anforderungen haben. Wir prüfen dazu die Gründung von Tochtergesellschaften unter dem Dach der Merck KGaA, um darin die einzelnen Geschäfte und ihre IT-Systeme abzubilden.