"Mit dem Investment in Etraveli internationalisieren wir unser bestehendes Reise-Portfolio signifikant und stellen die Weichen für weiteres Wachstum weit über die Grenzen Europas hinaus", erklärte ProSiebenSat.1-Digitalvorstand Christian Wegner. Die neue Tochter, die Marken wie Supersaver, Gotogate, Travelstart sowie Seat24 betreibt, solle in Deutschland noch in diesem Jahr ein zusätzliches Angebot starten.

Normalerweise investiert ProSiebenSat.1 bei seiner Einkaufstour in der Digitalbranche nur zweistellige Millionenbeträge für einzelne Unternehmen. Eine Ausnahme machte der Konzern im Juni beim Preisvergleichsportal Verivox, dem mit bis zu 210 Millionen Euro bis dahin größten Zukauf. Finanzvorstand Gunnar Wiedenfels hatte im Juli ein Übernahmebudget von insgesamt bis zu 500 Millionen Euro für das laufende Jahr bekräftigt.

Etraveli setzte nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr mehr als 640 Millionen Schwedische Kronen (rund 70 Millionen Euro) um und wuchs im ersten Halbjahr 2015 um 34 Prozent. Das Unternehmen sei deutlich profitabel. ProSiebenSat.1 ist in Deutschland und Österreich bereits stark im Reisegeschäft vertreten und benötigt dort deshalb für die Übernahme noch die Zustimmung der Kartellbehörden.

ProSiebenSat.1 erwirtschaftete im ersten Halbjahr mit Online-Reiseportalen einen Umsatz von mehr als 160 Millionen Euro. Dazu zählen Internetseiten wie weg.de, billiger-mietwagen.de oder wetter.com, die bereits erste Schritte ins Ausland unternahmen. Ein Spezialist für Flugreisen fehlte dem Konzern aber bisher. ProSiebenSat.1 konkurriert im Online-Urlaubsgeschäft mit Rivalen wie Tomorrow Focus (holidaycheck.de) oder der Leipziger Unister-Gruppe (fluege.de, ab-in-den-urlaub.de).

Mit digitalen Zusatzgeschäften will ProSiebenSat.1 seine Abhängigkeit von TV-Werbeeinnahmen verringern. Online-Aktivitäten wie Reiseangebote, Internethandel oder kostenpflichtige Video- und TV-Angebote tragen maßgeblich zum Konzernwachstum bei, sie liefern bereits ein Fünftel der Konzernumsätze. ProSiebenSat.1 will sich auch mit Online-Portalen zum Thema Kosmetik, Schmuck und Körperpflege verstärken. Für die Online-Expansion schloss die TV-Gruppe jüngst ein Bündnis mit dem Medienkonzern Axel Springer.

Reuters